"Wie lange denn noch?", fragt Anne Will etwas genervt in der jüngsten Ausgabe ihrer Talkshow bezüglich des zähen Austritts Großbritanniens aus der EU. In der Tat zieht sich der Brexit schon genauso lange hin, wie die Talkshow darüber. Viel Neues ist bislang bei beidem nicht herausgekommen. Nun schlägt Günter Verheugen bei Will eine radikale Lösung der verfahrenen Situation vor.
Wird es eine Verschiebung des Austritts geben? Findet
Diesmal reduziert
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Mit diesen Gästen diskutierte Anne Will
Ursula von der Leyen (CDU), Bundesministerin der Verteidigung- Günter Verheugen (SPD), ehemaliger EU-Kommissar
- Philippa Whitford, Abgeordnete der Scottish National Party im britischen Unterhaus
- Greg Hands, Tory-Abgeordneter
- Annette Dittert, Leiterin des ARD-Studios London
Darüber diskutierte die Runde bei "Anne Will"
Die aktuelle Lage
Theresa Mays neuerlicher Bitte, den Brexit bis zum 30. Juni zu verschieben, kann Ursula von der Leyen auch etwas Positives abgewinnen: "Sie hat wieder Bewegung in die Sache gebracht", erklärt die Verteidigungsministerin den Umstand, dass die Regierung nun auf die Opposition zugegangen ist, um einen Kompromiss herzustellen.
Die Lösung
Hier ist sich Greg Hands sicher, dass eine Lösung nur möglich ist, wenn sich die Europäische Union bewegt: "It takes two to tango. Zum Tango gehören zwei. (…). Die Lösung liegt nicht nur in London, sondern auch in Brüssel. (…) Nicht alle 585 Seiten des Abkommens müssen geändert werden, sondern nur das Protokoll, das die irische Grenze betrifft." Wenn Brüssel ein bisschen Bewegung zeige, dann könne sich das britische Unterhaus einigen. "Dann haben wir einen Deal."
Auch Günter Verheugen sieht grundlegende Versäumnisse bei der EU, man habe von Anfang an zu sehr klarmachen wollen, dass ein Brexit nur nach den Regeln der EU laufen könne. "Es muss die Lösung gefunden werden, die für beide die beste ist, damit auch der Weg zurück nicht verbaut wird."
Die Lösung wäre für Verheugen ein radikaler Neuanfang: "Ich denke, das Problem ist nur lösbar, wenn man sagt, wir gehen zurück auf Null und fangen noch einmal an und machen ein umfassendes Freihandelsabkommen." So ein Abkommen könne für Verheugen auch ein Modell für die Beziehungen zu anderen Nicht-EU-Ländern wie die Ukraine, die Türkei oder eines Tages vielleicht auch Russland sein.
Harter Brexit
"Die Option, die keiner von uns will, ist der No-Deal-Brexit", fasste Ursula von der Leyen zusammen, wovon jeder in der Runde überzeugt ist. Für Günter Verheugen sieht man die Angst vor einem Chaos, das bei einem No-Deal-Brexit entstünde, sogar maßgeblich für die aktuellen Beratungen in Brüssel: "Ich gehe fest davon aus: Das Ergebnis wird eine Verschiebung sein."
Angesichts dessen würde man dort auch hinnehmen, dass die Briten bei der Europawahl teilnehmen, auch wenn sie eigentlich die EU verlassen wollen.
Zweites Referendum
Hier hat Greg Hands große Bedenken: "Ein zweites Referendum ist eine sehr schlechte Idee. Dann fängt man wieder da an, wo man vor drei Jahren war. Das hilft niemandem." Für Hands könne ein zweites Referendum sogar noch deutlicher für einen Austritt ausfallen, weil viele Briten noch skeptischer gegenüber der EU seien.
Das sehen Whitford und auch Dittert anders: "Es gibt ein ganz neues anderes Bewusstsein. Das heißt nicht, dass ein zweites Referendum anders ausgehen würde, aber ich fände es trotzdem gut, wenn es das gäbe", erklärte Dittert. Jetzt wisse man in Großbritannien, was ein Brexit wirklich bedeute.
Die Erkenntnisse des Abends
Wenige. Es gab auch in dieser Brexit-Runde kaum etwas, das nicht schon in den Wochen zuvor gesagt wurde. Zu wenig ist in den vergangenen Wochen Nennenswertes passiert - nur der Austrittstermin rückt immer näher.
Dementsprechend groß ist die Ratlosigkeit, was nun passieren wird und so gab Annette Dittert auf Anne Wills Frage "Was muss Theresa May in den nächsten Tagen machen und was wird sie mutmaßlich in den nächsten Tagen machen" die einzig logische Antwort: "Keine Ahnung."
So schlug sich Anne Will
Weder besonders gut noch besonders schlecht. Auffällig war nur, dass sich Will gerade zu Beginn sehr für das Gefühls- und Privatleben ihrer Gäste interessierte. "Was sagt Ihr deutscher Mann zu dem ganzen Durcheinander?", wollte Will von Whitford wissen, "Wie oft denken Sie eigentlich: Die haben einen Dachschaden" von Dittert, die schon so lange über den Brexit aus London berichtet.
Das kann man als Eisbrecherfragen werten, auch wenn es bei den erfahrenen Talkgästen eigentlich kein Eis zu brechen gab. Man kann es aber auch als Zeichen nehmen, dass es einfach zu wenig neue Fakten gibt, über die man hätte sprechen können.
Das Fazit
"Wie lange denn noch?", wollte Will wissen. Man musste schon ein großer Optimist sein, um zu glauben, dass die Runde bei "Anne Will" eine Antwort auf diese Frage geben würde. Oder, um es mit Annette Dittert zu sagen: "Keine Ahnung."
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