Wie können wir in diesem Jahr Weihnachten und Silvester feiern? Wie viele Menschen dürfen sich treffen, soll es ein Feuerwerks-Verbot geben? Um diese Themen drehen sich die Diskussionen in Wissenschaft und Politik. Wir haben die wichtigsten Aussagen der vergangenen sieben Tage gesammelt. Außerdem gibt es mehrere gute Nachrichten zu den neuen Impfstoffen.

Alle aktuellen Informationen rund um die Corona-Pandemie in unserem Live-Blog

+++ Donnerstag, 19.11. +++

Am Donnerstag vermeldet das Robert-Koch-Institut 22.609 neue COVID-19-Fälle in Deutschland. RKI-Chef Professor Lothar Wieler spricht von einem Plateau, auf dem sich die Zahlen im Lockdown Light stabilisiert hätten. "Das Ziel ist, so wenig Neuinfektionen wie möglich zu haben", sagt Wieler: "Ich bin optimistisch, dass die Fallzahlen in den nächsten Wochen sinken. Das Plateau zeigt, dass die Maßnahmen wirken. Versprechen kann ich das aber niemandem, wir haben ja auch immer eine Verzögerung von zwei Wochen."

Wieler sieht auch keinen Grund, Schulen und Kindertagesstätten wieder zu schließen, da Kinder im Verhältnis weniger häufig infiziert seien als andere Altersgruppen. "Wir können das kontrollieren", sagt er. Als Voraussetzung dafür nennt er die Umsetzung der Hygienekonzepte, die die Schulen entwickelt haben. Auch in der Gesamtbevölkerung würden die Hygiene- und Abstandsregeln, sowie die Masken und die Corona-Warn-App noch monatelang benötigt, glaubt Wieler. Erst dann rechnet er mit einer Verbesserung durch die neuen Impfstoffe.

+++ Freitag, 20.11. +++

Trotz Wielers vorsichtig optimistischer Einschätzung vom Vortag muss das RKI am Freitag einen neuen Höchststand an Infektionen innerhalb von 24 Stunden vermelden, 23.648 neue Fälle gab es in Deutschland seit Beginn der Corona-Pandemie noch nie. Umso sehnlicher werden gute Nachrichten zu den Impfstoffen erwartet. Und die gibt es. Das Mainzer Unternehmen BioNTech und sein US-Partner Pfizer beantragen am Freitag die Notzulassung für ihren Impfstoff BNT162b in den USA.

"Die Beantragung einer Notfallzulassung in den USA ist ein entscheidender Schritt, um unseren Impfstoffkandidaten so schnell wie möglich der Weltbevölkerung zur Verfügung zu stellen", sagt BioNTech-Chef Ugur Sahin. Das freut auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Man muss sagen, dass die Nachrichten der jüngsten Tage bezüglich der Entwicklung eines Impfstoffes sehr zuversichtlich stimmen. Wir rechnen auch in Europa mit Zulassungen, die sehr bald nach der Jahreswende erfolgen könnten. Dann wird das Impfen natürlich beginnen", wird Merkel auf ihrem Instagram-Account zitiert.

"Das Tempo der Impfungen ist entscheidend für den Erfolg der Coronaimpfung. Wie hoch der Anteil der Geimpften ist, die sich trotzdem infizieren, und ob sie andere anstecken, ist unklar. Damit werden auch im nächsten Jahr Masken weiter notwendig bleiben", schreibt der SPD-Bundestag-Abgeordnete Karl Lauterbach bei Twitter und teilt einen Artikel der "New York Times", in dem die Impfstrategien erläutert werden.

+++ Samstag, 22.11. +++

Weihnachten und Silvester sind nur noch etwas mehr als einen Monat entfernt und die Diskussionen darüber, wie die Feiertage trotz Corona-Pandemie begangen werden können, werden intensiver. "Es ist für mich nicht vorstellbar, dass die Großeltern an Weihnachten nicht mitfeiern", sagt Kanzleramtsminister Helge Braun im Interview mit dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland": "Deswegen muss man besondere Sorgfalt walten lassen. Wichtiger als die Anzahl der Menschen, die zusammenkommen, ist, dass man vorher seine Kontakte reduziert und darauf achtet, dass niemand Symptome hat."

Weniger optimistisch ist der CDU-Politiker, der früher als Arzt arbeitete, für Silvesterpartys und Feuerwerk: "Es ist nicht die richtige Zeit, um Silvester groß zu feiern. Das wird in diesem Winter nicht möglich sein."

Am Mittwoch werden die Ministerpräsidenten und Kanzlerin Merkel entscheiden, wie es mit den Maßnahmen und Beschränkungen in Deutschland weitergeht. Braun zeigt sich nicht sonderlich optimistisch, dass diese in absehbarer Zeit gelockert werden können. "Wenn man sich das Infektionsgeschehen anschaut, ist es völlig klar, dass wir im Dezember noch weit entfernt sein werden vom angestrebten Inzidenzwert von maximal 50 Neuinfektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner. Der bleibt unser Ziel. Deswegen werden wir weiter Beschränkungen brauchen", sagt der Kanzleramtsminister.

Was Silvester angeht, stimmt der CDU-Politiker Friedrich Merz seinem Parteikollegen Braun zu, er fordert aber, dass der Bevölkerung Mitte November verbindliche Aussichten auf die Feiertage gewährt werden sollen. "Auch was den Jahreswechsel betrifft, kann man doch jetzt auch schon einmal einen Ausblick geben: Silvesterpartys können wohl nicht stattfinden. Auch das könnte man Mitte November schon einmal sagen, so viel wird sich bis Ende des Jahres nicht ändern", sagt Merz in der Sonntagsausgabe des "Tagesspiegels".

Beim Weihnachtsfest zeigt sich der Vielleicht-Kanzlerkandidat der Christdemokraten weniger kompromissbereit. "Man kann doch wohl Mitte November schon sagen, dass Weihnachten in den Familien stattfinden kann", fordert Merz: "Das sollte nicht in Frage gestellt werden. Ich persönlich sage: Es geht den Staat auch nichts an, wie ich mit meiner Familie Weihnachten feiere."

Währenddessen verteidigt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den Wellenbrecher-Shutdown im Doppelinterview mit FDP-Chef Christian Lindner in der "Welt": "Der Wellenbrecher funktioniert doch. Das exponentielle Wachstum ist gebrochen. Wir sind uns einig, dass das nicht reicht. Aber es ist gelungen - einmal mehr."

+++ Sonntag, 22.11. +++

Auch am Sonntag gehen die Diskussionen rund um die bevorstehenden Feiertage weiter. Daran, dass der Lockdown in den Dezember hinein verlängert wird, besteht eigentlich kein Zweifel mehr. Die Frage ist nur wie und welche Auswirkungen das auf Weihnachten und Silvester haben wird.

"Wenn wir jetzt auf diesem hohen Niveau der Infektionszahlen den Lockdown abbrechen und die Geduld verlieren, dann geht alles wieder von vorn los, und wir landen am Ende bei noch härteren Maßnahmen als jetzt in Tschechien oder Österreich", sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder der "Bild am Sonntag": "Lieber jetzt einen längeren Lockdown als eine komplette Ausgangsbeschränkung über Weihnachten."

In der "Welt am Sonntag" meldet sich der Virologe Professor Alexander Kekulé in einem Gastbeitrag zu Wort. Darin fordert er eine kontinuierliche Strategie, die das Auf und Ab der Gegenmaßnahmen ablösen soll. Durch die vorgeschlagenen Maßnahmen könnte nach Ansicht Kekulés "ein Gleichgewichtszustand noch akzeptabler Neuinfektionen hergestellt" werden. Dieser Gleichgewichtszustand soll die aktuelle Praxis des Lockerns und Verschärfen der Maßnahmen ablösen, bis durch Impfungen und natürliche Infektionen die Herdenimmunität erreicht ist.

Im Großen und Ganzen nennt Kekulé drei Bereiche, die er in seiner Strategie ändern würde: Risikogruppen sollen unter einen "virologischen Schutzschirm" gestellt werden, die Maskenpflicht soll nur in "essenziellen Lebensbereichen" wie Geschäften, Behörden oder dem öffentlichen Nahverkehr gelten, regelmäßige PCR und Schnelltests sollen dabei helfen, dass Veranstaltungen und Versammlungen stattfinden können. Durch die breite Anwendung dieser Test könnte wieder ein normales Sozial- und Wirtschaftsleben ermöglicht werden, glaubt Kekulé. "Die erwartbaren Infektionszahlen liegen mit dieser Strategie höher als in den Lockdowns, aber deutlich niedriger als während der Lockerungsphasen", schreibt Kekulé. Auch in speziellen Situationen, wie etwa in Grundschulen, könne anstelle von Maskenpflicht auf regelmäßige Testungen gesetzt werden.

Auch Bundesgesundheitsminister Spahn bringt eine neue Strategie für Schulen ins Gespräch, die mit regelmäßigen Tests zu tun hat. Wenn in einer Schule ein Infektionsfall auftritt, soll die komplette Klasse in Quarantäne geschickt werden. "Nach negativen Schnelltests am fünften Tag könnten die Schülerinnen und Schüler wieder in die Schule zurückkehren", sagt Spahn dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Ob das aus Sicht der Länder vor Ort umsetzbar ist, darüber müssen wir am Mittwoch sprechen", ergänzt Spahn mit Blick auf die anstehende Ministerpräsidentenkonferenz.

+++ Montag, der 23.11. +++

Der Montag beginnt wieder mit guten Nachrichten zum Thema Impfstoffe. Das britisch-schwedische Pharmaunternehmen Astrazeneca legt einen weiteren Kandidaten vor, der mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent verhindern soll, an COVID-19 zu erkranken.

Während also immer mehr Impfstoffe vor ihrer Zulassung stehen, wird auch die Infrastruktur für Massenimpfungen in Deutschland geschaffen. Mitte Dezember sollen die Impfzentren einsatzbereit sein, erzählt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland", darum habe er die Bundesländer gebeten. "Es gibt Anlass zum Optimismus, dass es noch in diesem Jahr eine Zulassung für einen Impfstoff in Europa geben wird. Und dann können wir mit den Impfungen sofort loslegen", sagt Spahn. Mit Blick auf die Erfolge bei der Impfstoffentwicklung zeigt sich der CDU-Politiker zuversichtlich, "dass die Pandemie in einigen Monaten ihren Schrecken verliert. Aber bis dahin müssen wir durchhalten und aufeinander aufpassen."

Denn die Zahlen der Neuinfektionen bleiben hoch, die Krankenhäuser sind immer stärker ausgelastet. "Die Lage auf den Intensivstationen spitzt sich zu", sagt Uwe Janssens, Präsident der Vereinigung der Intensiv- und Notfallmediziner, der "Rheinischen Post". Wichtig ist dem Mediziner, dass die Politik für Klarheit sorgt und den Krankenhäusern finanzielle Kompensationen für entgangene Einnahmen bereitstellt. "Noch immer gibt es keine klaren Anweisungen an die Krankenhäuser, dass sie planbare Eingriffe und medizinisch unkritische Operationen verschieben sollen", sagt Janssens. Um jeden Preis soll vermieden werden, dass medizinische Notfälle nicht behandelt werden können, oder Patienten von den Krankenhäusern abgewiesen werden müssen.

+++ Dienstag, 24.11. +++

Tatsächlich scheinen sich die Ministerpräsidenten der Bundesländer schon am Tag vor der Ministerpräsidentenkonferenz auf das weitere Vorgehen verständigt zu haben. Mehrere Medien berichten übereinstimmend, dass ab dem 1. Dezember die Kontaktbeschränkungen verschärft werden sollen und sich maximal noch fünf Personen aus zwei Haushalten treffen dürfen. Über Weihnachten und Silvester sollen sich dann aber bis zu zehn Personen treffen können, auch wenn diese aus verschiedenen Haushalten kommen.

Spannend bleibt allerdings, was die Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Merkel mit Blick auf die Schulen entscheiden werden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder teilt am Dienstagvormittag auf Twitter mit, dass im Freistaat die Weihnachtsferien vorzeitig beginnen werden. Somit haben die Kinder und ihre Eltern vor Weihnachten knapp eine Woche Zeit, um sich vor den Treffen mit der Verwandtschaft zu isolieren.

Karl Lauterbach teilt bei Twitter eine Studie, die besagt, dass in Schulen Cluster entstehen können und dass Schulkinder zu Treibern der Pandemie werden können. "Stimme zu", schreibt der SPD-Gesundheitsexperte knapp.

Im NDR-Podcast "Coronavirus-Update" meldet sich am Dienstag wieder Professor Christian Drosten zu Wort. Der Virologe appelliert an die Zuhörer, auch bei leichten Erkältungssymptomen zuhause zu bleiben und kein Risiko einzugehen. "Man soll nicht krank und auch nicht kränklich zur Arbeit gehen, selbst wenn der Hausarzt gesagt hat, das testen wir jetzt mal nicht", sagt Drosten.

+++ Mittwoch, 25.11. +++

Der Tag der Ministerpräsidentenkonferenz beginnt mit einem Höchststand bei den Corona-Toten in Deutschland, innerhalb von 24 Stunden vermeldet das RKI 410 Todesfälle in Verbindung mit dem neuartigen Corona-Virus SARS-CoV-2.

Nach langem Ringen fallen die Beschlüsse der Konferenz aus wie erwartet, die Kontakte werden auf zwei Haushalte und maximal fünf Personen beschränkt, an Weihnachten und Silvester dürfen sich bis zu zehn Personen treffen. Ein generelles Verbot für das Silvesterfeuerwerk gibt es nicht, die Schulen bleiben offen.

"Es kommt nun weiterhin auf jeden und jede Einzelnen an. Wir alle sind dringend aufgefordert, alle nicht notwendigen Kontakte zu vermeiden. Wir brauchen noch einmal eine Kraftanstrengung", appelliert Kanzlerin Merkel an die Mithilfe der Bevölkerung.

Nicht ausgeschlossen scheint, dass die Gastronomie ab dem 20. Dezember für die Feiertage öffnen darf. Star-Koch Tim Mälzer zeigt sich davon am Mittwochabend in der Talkshow "Markus Lanz" aber nicht begeistert.

"Ich persönlich habe mich davon verabschiedet. Wir planen intern in unserem Team und mit unseren Gastronomien, nicht zu öffnen. Das soll heißen: wir öffnen wahrscheinlich erst wieder ab März", sagt er: "Es ist zwar ein Tropfen auf den heißen Stein, und ich glaube auch, dass man das für die Gäste und für die Menschen vielleicht machen sollte, aber aus wirtschaftlichen Gründen definitiv nicht. Das würde nichts bringen, das ist kompletter Blödsinn."

An gleicher Stelle äußert sich Karl Lauterbach zu den Anfeindungen gegen seine Person. "Das habe ich in dieser Form noch nie erlebt. Das ist ausgesprochen unangenehm", erzählt der SPD-Politiker. Ob er Angst habe, will Talkmaster Lanz wissen. "Nein, aber es bereitet mir Sorgen. Das reflektiert ja auch nur, was in der Bevölkerung gerade passiert. Und ich merke, dass bei den Leuten, die dagegen sind, deren Meinungen immer radikaler werden", sagt Lauterbach.

Verwendete Quellen:

Angela Merkel und Michael Müller

Schärfere Corona-Regeln beschlossen - Lockerung an Weihnachten

Die erhoffte Trendwende im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist im November ausgeblieben - deswegen müssen sich die Menschen auf noch strengere Auflagen einstellen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder einigten sich am Mittwoch auf einen Katalog von Maßnahmen für die Wintermonate. Auch wenn für menschliche Begegnungen an Weihnachten die Auflagen gelockert werden sollen - eine Rückkehr zur Normalität ist nicht in Sicht. Fotocredit: picture alliance/Odd Andersen/AFP/POOL/dpa
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.