Die neue Staffel von Promi Big Brother geht los. Mit dabei sind wieder mal eine illustre Auswahl an D-Promis und viel zu komplizierte Regeln.

Marie von den Benken
Eine Kolumne
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Wäre Trash-TV ein Länderspiel und ich Sportkommentatorin, würde ich vermutlich sagen: "Es ist angerichtet!" Dann würde ich Lothar Matthäus begrüßen, der mir den Rest des Abends mit filigranen Philosophie-Canapés á la "Wäre, wäre Fahrradkette" oder "Das Chancenplus war ausgeglichen" den Grimme-Preis versauen würde. Nun ist Trash-TV, das von spitzfindigen Marketing-Genies aus den Sender-Abteilungen für Zuschauerbindung im bildungsfernen Dauer-Bewegtbild-Konsumenten-Milieu gerne zu Reality-TV hochgeadelt wird, aber nun mal kein Länderspiel, sonst wären Jochen Schropp und Marlene Lufen ja Bundestrainer.

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Julian Nagelsmann kann also, trotz kürzlicher Heimniederlage gegen eine B-Mannschaft aus der Türkei, aufatmen. Das seit sechs Jahren für die Fachmoderation von "Promi Big Brother" verantwortliche gemischte Doppel Schropp/Lufen kennt sich zwar im Fußball-Jargon aus, versteht aber unter "Dreierkette" sexuelle Abenteuer von Georgina Fleur, Janina Youssefian, Jessica Paszka oder Danni Büchner, mit "Strafraum" den Intimbereich von Micaela Schäfer und mit "Abseits" die Quoten-Entwicklung bei Sat.1. Mit diesen beiden Starspielern der moderativen Verbalbrillanz startet Deutschlands bekannteste Reanimations-Doku für insolvenzgefährdete Ex-Promis in die von "Promiflash" sowie allen dreizehn Mitgliedern des offiziellen Patricia-Blanco-Fanclubs sehnsüchtig erwartete elfte Staffel "Promi Big Brother".

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Gewinner der Herzen

Bevor wir in dieses Abenteuer spracharithmetischer Feingeistigkeiten einsteigen, frage ich aber noch kurz das "Promi Big Brother"-Allgemeinwissen ab. Bekommen sie noch alle 10 bisherigen Gewinner auf die Reihe? Ohne zu googlen oder sich vor Schreck versehentlich einen Lippenstift im Pompöööös-Onlineshop von Harald Glööckler zu bestellen! Nein? Ich helfe Ihnen mal, damit alle gleich viel Spaß daran haben, jetzt die Kandidaten des Resozialisierungs-Jahrgangs 2023 zu begutachten. Bislang mit PBB-Krone nach Hause gehen durften: Jenny Elvers, Aaron Troschke, David Odonkor, Ben Teewag, Jens Hilbert, Silvia Wollny, Janine Pink, Werner Hansch, Melanie Müller und Rainer Gottwald. Quasi das Who-is-Who im Jobcenter-Memory der Beinahe-Bambi-Gewinner.

Womit wir beim Cast für dieses Jahr angelangt wären. In einer traditionell eher zähen Auftaktshow spendiert Sat.1 den hartgesottensten Zuschauern eine stundenlange Einlauf-Zeremonie. Nach und nach werden Menschen, die der beliebte Erfolgssender aus Unterföhring offenbar für prominent hält, in eine auf einem Acker in Köln-Bocklemünd spontan errichtete Containerlandschaft geschleust. Nach spätestens 120 sehr schwerfälligen ersten Minuten stellt sich der Otto-Normalzuschauer so langsam zwei Fragen: Wer sind diese Menschen? Und noch viel wichtiger: Wie hoch ist die Gefahr, dass Jochen Schropp und Marlene Lufen einfach bis zum Frühstücksfernsehen durchmoderieren?

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Die Dünnbrettbohrer, die die Welt bedeuten

Als dann gegen 22:30 Uhr das Line-Up für die diesjährige 24/7-Massenpromihaltung feststeht, blickt jeder vorfreudig erregte Reality-Fan auf die edle Zutatenliste für den Promi-Auflauf des Jahres:

  • Peter Klein: Bekannt aus Film, Funk und Fernsehen – vor allem für seine beiden Paraderollen "Fremdgehende Arschgeige" und "Begleitperson für Dschungelcamp-Kandidaten". Darüber hinaus ist er der Noch-Ehemann von Daniela Katzenbergers Mutter Iris Klein und damit der Stief-Schwiegervater von Lucas Cordalis. Oder sind die schon geschieden? Ich glaube nicht, aber das ändert sich ja bei Protagonisten der Gerüchte- und Skandal-Industrie ohnehin häufig im Wochentakt.
  • Dilara Kruse: Sieht von weitem ein bisschen aus wie Nina Chuba, nach 48 Stunden im PBB-Container dann aber doch eher wie Kader Loth. Lange dachte Max Kruse, seine Frau hieße Lara, weil sie auf die Frage, wer sie sei, immer mit "Ich bin Dilara" geantwortet hatte. Auch seinerzeit in der Shisha-Bar, wo der damalige Union-Berlin-Superstar seine Zukünftige direkt vom Pfeifen-Schlauch weggecastet hat. Kruse war übrigens mal Nationalspieler und spielt jetzt für Paderborn, dem Trash-TV des Profifußballs. Aber nicht so schlimm, denn seine Frau, die Lara, holt jetzt die Kohle ran. Ein Sieg bei Promi Big Brother beispielsweise bringt mindestens 100.000 Euro, 20.000 neue Instagram-Follower und zahlreiche Anschlussverwendungen bei einschlägigen Top-Formaten wie "Promis unter Palmen" oder "Kampf der Reality-Stars".
  • Jürgen Milski: Das Reality-Urgestein soll als Moderator von juristisch problembehafteten Call-In-Gewinnspiel-Shows zu zweifelhaftem Reichtum gelangt sein. Zweifelhaften Ruhm dagegen hatte er bereits durch seine Mitwirkung bei der Premieren-Staffel des normalen "Big Brother" und dem anschließenden Duett-Smash-Hit "Großer Bruder" mit "Big Brother"-Azubi Zlatko erlangt, der gleichzeitig eine Art Auftakt für eine respektable Gesangskarriere in mallorquinischen Sauflokalen bildete.
  • Philo: Ein Mann ohne Nachnamen und ohne jegliche relevante Bekanntheit. Sat.1 stellt ihn als Magier vor. Philo ähnelt indes weder Harry Houdini noch David Copperfield oder Hans Klok. Das Interessanteste an seinem Auftritt bleibt während der gesamten Start-Show der Gedanke, er könnte eine Frau mit dem Familiennamen Sophie heiraten und ihren Namen annehmen.
  • Yeliz Koc: Die aufgrund ihres Nachnamens vor allem in englischsprachigen Ländern extrem beliebte Kosmetikerin wurde durch eine Backpfeife im Dating-Format "Bachelor" bekannt, als sie nach ihrer offenbar unerwarteten Zwangs-Exmatrikulation von der Flirt-Uni dem Rosen-Dekan Daniel Völz eine schallende Ohrfeige verpasste. Diesen durch Anwendung roher Gewalt erzeugten Popularitätsschub nutzte sie geistesgegenwärtig, um sich durch Affären mit "Bachelorette"-Kandidat Johannes Haller und Uwe-Sohn Jimi Blue Ochsenknecht zu "Promi Big Brother" runterzuschlafen.
  • Patricia Blanco: Die Berufs-Tochter wurde 2017 von ihrem Vater Roberto Blanco öffentlich als "asozial" bezeichnet und tingelt seither durch jedes Trash-Format, das nicht rechtzeitig die Nummern der Casting-Units ändert. 2015 nahm sie am Dschungelcamp teil, wurde von den Zuschauern allerdings als erste aussortiert. Und das, obwohl Publikumsmagneten wie Jörn Schlönvoigt, Aurelio Savina, Tanja Tischewitsch oder Rebecca Siemoneit-Barum mit ihr das Lagerfeuer teilten. Muss man auch erstmal schaffen.
  • Matthias Mangiapane: Sieht immer ein bisschen so aus, als hätte Kim Jong-un im Permanent-Makeup-Studio versehentlich die Flatrate gebucht. Mangiapane ist übrigens italienisch und heißt "Brotfresser". Aber das ist halb so wild. Brad Pitt heißt ja zu Deutsch auch "Brotkasten".
  • Ron Bielecki: Absolut keine Ahnung, wer das ist. Außer, dass er aussieht wie der späte Kim Frank. Die Älteren erinnern sich vielleicht: Der Mädchenschwarm der frühen Nullerjahre war mal der Frontmann von "Echt".
  • Dominik Stuckmann: "Wenn dein Verstand nicht mehr mitspielt, weißt du nicht mehr, wo hinten und vorne ist", ist der erste Satz, den ich vom Ex-"Bachelor" hören darf. Und der passt gut, denn der Rest des Abends zeigt schnell: Mit einem nicht mehr mitspielenden Verstand scheint sich der RTL-Turmspringer durchaus auszukennen.
  • Manuela Wisbeck: War eines der "Böse Mädchen" und zwischendurch gemeinsam mit Tanz-Ikone Massimo Sinató immerhin Fünfte bei "Let´s Dance".
  • Paulina Ljubas: Hat sich aus extrem schwierigen Bedingungen (geboren in Gelsenkirchen und damit im unmittelbaren Einzugsgebiet von Schalke 04) bis zu "Köln 50667" und "Temptation Island" hochgearbeitet. Pikant könnte werden: Im Folgeformat "Ex on the Beach" hatte sie Sex vor laufender Kamera – und das ausgerechnet mit Yasin Mohamed. Den kennt auch niemand, den ich kenne, aber er ist aktuell wohl sowas wie das Love Interest von Yeliz Koc. Bahnt sich da zwischen den beiden ein Yasin-Showdown im Container an?

Plötzlich kommen Nachzügler

Überraschend stoßen irgendwann kurz vor Mitternacht dann auch noch so genannte Nachzügler und Überraschungskandidaten ein. Zum einen der in einem Frauenkleid angetretene Marco Strecker, der aufgrund seines Outfits vermutlich in den kommenden Tagen zu einer Berühmtheit in den intelligenzüberschäumenden Telegram-Gruppen der AfD werden wird. Strecker stößt über eine "Wild-Card" zum Ensemble der sendezeitoptimierenden Vollzeitproletarier. Was genau das zu bedeuten hat, bleibt weitestgehend ungeklärt. Sicher ist lediglich: Dieses Jahr hat "Promi Big Brother" mehr Regeln als die UN-Kritiker aufgrund ihrer Handlungsweise hinsichtlich des aktuellen Nahostkonfliktes.

Zum anderen Iris Klein. Aufmerksame Kolumnen-Leser horchen hier natürlich auf: Klein, Klein, da war doch was? Genau: Noch-, aber bald Nichtmehr-Ehemann Peter Klein sitzt ebenfalls im TV-Knast für gagenabhängige Arbeitsverweigerer. "Clash of the Kleins" quasi. Iris ist nämlich in vierter Ehe mit Mitkandidat Peter verheiratet, und wenn ich auf dem Promi-Boulevardmagazin nicht inzwischen den Anschluss verloren habe, ist die Tinte unter den Scheidungsunterlagen noch nicht trocken. Ein Geniestreich von Rainer Laux, dem Oberbefehlshaber aller D-Promi-Einsatztruppen mit eigener Sachbearbeiterin am Insolvenzgericht.

Als es dann endlich losgeht, passiert nicht mehr viel. Es scheint zunächst, als dürfe für 39,95 Euro im Dauerwerbe-Supermarkt eingekauft werden. Ich habe nicht richtig hingeguckt, glaube aber, Hauptsponsor ist hier Aldi. Erst ist der Jubel groß, auch wenn sich Matthias Mangiapane für knapp 40 Euro im normalen Leben als gescheiterter Entertainer und Claudia-Obert-Mobbing-Beauftragter nicht mal eine seiner Augenbrauen nachfärben lassen könnte. Als Budget für den exklusiven Shopping-Center im PBB-Container dagegen sorgt diese Summe bei den ausgehungerten Container-Connaisseusen für Euphorie.

Dann verlieren die Kandidaten aber ein nächtliches Surf-Spiel und sie müssen den gesamten Einkauf unberührt wieder abgeben. Ob trotz dieser Nulldiät durch die Hintertür morgen noch alle Kandidaten wohlauf sind, berichte ich dann in 24 Stunden genau hier! Bis dann!

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