Am 16. Juni erscheint das neue Album von Ross Antony. Unsere Redaktion hat mit dem gebürtigen Engländer über "100% ROSS", König Charles und die jüngsten ESC-Enttäuschungen der beiden Länder gesprochen, die dem Entertainer und Schlagersänger ganz besonders am Herzen liegen.

Ein Interview

Der Eurovision Song Contest war aus deutscher und englischer Sicht eine Enttäuschung. Wie bewerten Sie die Auftritte der beiden Länder?

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Ross Antony: Ich fand es so schade – vor allem für Mae Muller, ich kenne sie persönlich. Ihr Titel "I Wrote a Song" war super, sie hat es nicht verdient, Vorletzte geworden zu sein. Gleiches gilt auch für den letzten Platz des deutschen Beitrags von Lord of the Lost. Irgendwie landen diese beiden Länder fast immer auf den hinteren Plätzen – mit Ausnahme von Sam Ryder, der es im vergangenen Jahr sehr gut hingekriegt hat [Er wurde Zweiter; Anm.d.Red.].

Deutschland wurde in den vergangenen acht Jahren viermal Letzter und dreimal Vorletzter. Auch Englands Bilanz zuletzt fiel nicht allzu gut aus. Sind die beiden Länder in Europa zu unbeliebt?

Das kann nicht sein. Jedes Jahr kommen sehr viele Touristen gerne nach Deutschland und England. Man besucht doch kein Land, wenn man die Nation und die Menschen, die dort leben, nicht mag. Ich glaube aber, dass wir sehr "starke" Länder sind. Das mag nicht jeder. Wer steht schon gerne im Hintergrund? Das meine ich auch gar nicht böse. Zudem darf man nicht vergessen, dass andere Nationen Länder um sich herum haben, die sich einander stark unterstützen – vor allem mit Blick auf den Ostblock.

Warum trauen sich kaum etablierte Stars, am ESC teilzunehmen?

Mit Blick auf Deutschland wirst du nie eine Sarah Connor auf der ESC-Bühne sehen. Und auch Elton John oder Ed Sheeran werden niemals für England an den Start gehen. Die Gefahr ist viel zu groß. Schließlich kannst du ein grandioser Musiker sein und trotzdem verlieren. Diesen Preis möchte kein großer Star bezahlen.

Werden wir denn eines Tages Ross Antony für Deutschland oder Großbritannien auf der ESC-Bühne sehen?

Nein, das kann ich ausschließen. Aber vielleicht sollte Jan Böhmermann antreten. Ich finde seinen Song "Allemagne Zero Points" – also "Deutschland null Punkte" – einfach genial. Genau einen Beitrag wie diesen sollte man meiner Meinung nach beim Eurovision Song Contest präsentieren. Wenn wir beweisen, dass wir über uns selbst lachen können, haben wir vielleicht eine Chance.

Der Moderator Graham Norton hat über den deutschen Beitrag von Lord of the Lost gesagt: "Ich will DAS nie wieder hören!" Starker Tobak, oder?

Ja, das kann man so sagen. Unser Graham Norton wirkt mit seinen Kommentaren echt böse, er meint es allerdings meistens gar nicht so. Die Engländer sehen den ESC eher als Spaß, nehmen den Wettbewerb also nicht ganz so ernst.

Hat Loreen Ihrer Meinung nach zu Recht ihren zweiten ESC-Sieg für Schweden einfahren können?

Ich finde schon. Loreen ist eine mega Sängerin und der Song war fantastisch. Aber wenn man ihren diesjährigen Siegertitel "Tattoo" und den von 2012, "Euphoria", gleichzeitig abspielt, wird man feststellen, dass die Songs sehr ähnlich sind.

Loreen ist also die neue musikalische Königin Europas, doch wie gefällt Ihnen als Royal-Fan der neue König Charles III.?

Charles hat nie versucht, sich in den Mittelpunkt zu drängen, als seine Mutter noch lebte. Das fand ich immer sehr charmant. Er hat wahnsinnig viel hinter den Kulissen getan, was nicht jeder mitbekommen hat. Zum Beispiel engagiert er sich schon seit vielen Jahren für die Umwelt und das Klima. Meiner Meinung nach hat er in seinen ersten Monaten als König schon viel gezeigt. Er hat die nicht aktiven Royals wie Harry und Andrew sozusagen vor die Tür gesetzt. Sie bekommen keine finanzielle Unterstützung mehr. Von seinem Bruder Andrew hat sich Charles deutlich distanziert – und zwar mit Recht. Was Andrew getan hat, war das Allerletzte.

Warum sind Sie nach wie vor ein Befürworter der Monarchie?

Wenn die britischen Politiker schon nichts auf die Reihe kriegen, dann sind die Royals unser Halt. Darum brauchen wir Briten diese Royal Family. Auch für den Tourismus sind die Royals wichtig. Millionen Menschen kommen nach England, um Buckingham Palace und andere Sehenswürdigkeiten zu besuchen, die mit den Royals zu tun haben. Diese Besucher aus aller Welt bringen Geld ins Land. Nicht nur aus diesem Grund lieben wir unsere Royals.

Um es mit Ihrem Song auszudrücken: "Lass die Liebe Liebe sein". Der Titel hat eine starke Botschaft und eine Ohrwurm-Melodie.

Ja, der Song ist wirklich mega. Ausgerechnet diesen Titel habe ich aber leider nicht geschrieben (lacht). Er stammt aus der Feder von Philippe Heithier und Claudio Pagonis. Mir war hier das Thema Diversity wichtig. Es geht nicht nur darum, ob jemand schwul, lesbisch oder transgender ist oder nicht. Mir ist es völlig egal, ob zwei Männer oder zwei Frauen sich lieben – wir sollten die Liebe zwischen Menschen zelebrieren. Wir alle machen uns selber kaputt, wenn wir alles immer negativ betrachten.

In welchen Bereichen fällt Ihnen diese negative Grundstimmung besonders auf?

Nehmen wir zum Beispiel die Talkshows, die jeden Tag im TV zu sehen sind: Die meisten Leute, die dort zu Wort kommen, reden über die schlimmen Dinge, die im Leben passieren. Auch fast alle Schlagzeilen sind negativ. Es passieren aber auch ganz viele positive Sachen – und ich liebe es, auch diese Geschichten zu hören.

Zum Abschluss: Am 16. Juni erscheint ihr neues Album - was macht es zu "100% ROSS"?

Normalerweise bin ich 130 Prozent, aber ich habe es ein wenig heruntergeschraubt und bin jetzt "nur" bei 100 Prozent – ich glaube, dass sich die Leute über das Album freuen werden. Die Produktion hat diesmal viel länger gedauert, weil ich wirklich lange nach den perfekten Songs gesucht habe. Eigentlich enthalten meine Alben viele Coverversionen, damit die neue Schlagergeneration diese wunderschönen Songs nie vergessen wird. Doch nun haben mir einige meiner Fans den Wink gegeben: "Okay, Ross, du hast uns bewiesen, dass du Cover singen kannst!" Daher sind auf "100% ROSS" zwölf Originale von meinen Produzenten und mir zu hören. Dazu kommen zwei Coverversionen und ein Medley.

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