• König Felipe VI. hat sein Vermögen offengelegt.
  • Diese Transparenz ist mit Blick auf die Königshäuser in Europa und der Welt ein Novum.
  • Es stellt sich die Frage: Wie reich sind die Royals eigentlich?
Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzung des Autors bzw. des zu Wort kommenden Experten einfließt. Hier finden Sie Informationen über die verschiedenen journalistischen Textarten.

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In der vergangenen Woche hat König Felipe VI. blankgezogen – in finanzieller Hinsicht. Der spanische Regent legte sein privates Vermögen offen, das den Angaben des Königshauses zufolge insgesamt knapp 2,6 Millionen Euro beträgt.

"Damit ist Felipe einer der ärmsten und zugleich modernsten Monarchen der Welt", schlussfolgert RTL-Adelsexperte Michael Begasse auf Nachfrage unserer Redaktion und bezieht sich damit vor allem auf eine Entscheidung, die der 54-Jährige schon viel früher getroffen hat: "Natürlich war er gewissermaßen gezwungen, seine Finanzen jetzt offenzulegen, auch wenn er es letztlich freiwillig getan hat. Doch Felipe hat bereits frühzeitig erkannt, dass die finanziellen Machenschaften seines Vaters das Ansehen der Monarchie schwer belastet haben. Schon vor rund zwei Jahren hatte Felipe erklärt, auf das Erbe von Juan Carlos I. verzichten zu wollen. Der König hat eine Haltung und davor ziehe ich den Hut."

Transparenz nicht überall gegeben

Begasse selbst war bei der Inthronisierung Felipes 2014 in Madrid vor Ort. "Dort habe ich zum allerersten Mal antimonarchische Massendemonstrationen gesehen", erinnert sich der Experte. Der spanische König weiß also ganz genau, dass er seinen Thron nur dann sichern kann, wenn er gegenüber der Bevölkerung glaubwürdig auftritt. Die Offenlegung des Privatvermögens ist ein weiterer Schritt hin zur Modernisierung der Krone.

Diese Form der Transparenz ist mit Blick auf die Königshäuser in Europa und der Welt ein Novum. Doch wie reich sind die Royals eigentlich? Warum gehen die Schätzungen häufig so weit auseinander? Und können Felipes Einblicke in die Finanzen eine Initialzündung auslösen?

Von Letzterem geht Begasse zunächst nicht aus und verweist darauf, dass jede Situation einzeln und damit losgelöst von anderen Monarchien betrachtet werden muss. Denn: "Keine Monarchie macht ohne Druck die Bücher auf", ist sich der langjährige Beobachter der Royals sicher. Sollten sich die kritischen Stimmen aus der Öffentlichkeit häufen, würde man vermutlich offenlegen.

Als Beispiel nennt er die Niederlande, wo König Willem-Alexander und Königin Máxima gehörig unter Druck stünden: "Die Meinungsumfragen zum Königstag vergangene Woche weisen eindeutig darauf hin, dass das Ansehen des Paares sowie die Zustimmung zur Monarchie generell abgenommen haben – weil sie sich in Corona-Zeiten nicht richtig verhalten haben. Sie sind in den Urlaub nach Griechenland geflogen, während in den Niederlanden kompletter Lockdown herrschte. Da auch der Lebensstil der Königsfamilie als recht verschwenderisch eingeschätzt wird, kam zuletzt Missgunst auf."

Komplett konträr sei die Lage in Großbritannien zu beurteilen, wie Begasse ausführt: "Alle Wirtschaftsuntersuchungen dazu sagen eindeutig: Die britische Monarchie bringt deutlich mehr Geld ein als sie kostet."

"Royaler Topverdiener" in Europa mit Privatvermögen von mehr als drei Milliarden Euro

Wie viel Geld letztlich bei den gekrönten Häuptern hängen bleibt, lässt sich – mit Ausnahme des spanischen Königshauses – nicht exakt analysieren. Die Frage "Wie reich sind die Royals?" lässt sich nur anhand von Schätzungen beantworten – und diese gehen teilweise weit auseinander.

Bei Großherzog Henri von Luxemburg, der in Europa als "royaler Topverdiener" gilt, variieren die Angaben über das Privatvermögen zwischen 3,3 Milliarden Euro und laut "Forbes" 4,6 Milliarden Euro. Letztere Zahl wurde von der Pressestelle des Großherzogtums allerdings als "pure Fantasie" abgetan. Dieses Beispiel zeigt, wie schwierig es ist, die privaten Vermögenswerte der Monarchinnen und Monarchen Europas seriös zu beurteilen – von den Scheichs und Sultanen in der arabischen Welt, die wenig überraschend klar führend sind, ganz abgesehen.

Ein ungeschriebenes Gesetz würde Begasse allerdings mit Blick auf Europa unterschreiben: Je kleiner das Land, desto reicher ist der Monarch. Dicht auf den Fersen Henris befindet sich nämlich Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein, der verschiedenen Quellen nach zu urteilen zwischen 2,9 und 3,5 Milliarden Euro schwer sein soll. Auf das europäische Treppchen hat es auch Albert II. von Monaco geschafft. Der Fürst steht laut Recherchen von "Business Insider" bei einem Privatvermögen von etwa 830 Millionen Euro.

Doch warum führen die drei Zwergstaaten das Geld-Ranking an? "Weil sich kleine Monarchien bereits frühzeitig Einnahmequellen suchen mussten", erklärt Begasse. "In Liechtenstein waren das die Briefkastenfirmen, in Monaco vor allem das Casino und in Luxemburg füllte jede Menge Schwarzgeld die Kassen der Bankinstitute. Von den wirtschaftlichen Erfolgen ihrer Länder profitierten letztlich auch der Großherzog und die beiden Fürsten."

Einkommen der Queen steigt kontinuierlich

Erst hinter diesen drei Ausnahmefällen hat es sich die Queen gemütlich gemacht. Ihr Vermögen wird auf gut 400 Millionen Euro ("Forbes") beziehungsweise 500 Millionen Euro ("Times") geschätzt. Interessant ist eine – vom Königshaus nicht kommentierte – Hochrechnung von "Statista Research Department". Dort wurde das Einkommen der Königin in den Geschäftsjahren 2013 bis 2021 erfasst, zusammengesetzt aus den Erträgen der Immobilien und Ländereien der "Duchy of Lancaster". Der Trend zeigt: Schenkt man diesen Berechnungen Glauben, ist das Einkommen der Queen kontinuierlich gestiegen – von 12,7 Millionen Pfund (umgerechnet 15,1 Mio. Euro) in 2013 auf 22,3 Millionen Pfund (umgerechnet 26,5 Mio. Euro) in 2021.

Aus Sicht von Begasse ist es jedoch ratsam, sämtliche Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Anhand des Beispiels der britischen Regentin macht er deutlich, warum das so ist. Bei Schätzungen rund um das Privatvermögen der Royals ist eine differenziertere Prüfung dringend notwendig, da verschiedene Vermögenswerte und Einkommensquellen häufig in einen Topf geworfen werden. Ein fataler Fehler! "Mit Blick auf die Queen sind drei Haushalte zu unterscheiden", erklärt der Adelsexperte.

  • Erstens: Die 96-Jährige fungiert als Staatsoberhaupt von Großbritannien, so wie in Deutschland der Bundespräsident. Die Königin bekommt also für ihre Tätigkeit als Staatsoberhaupt ein Gehalt. "Für die Ausübung ihrer Arbeit darf sie öffentliche Häuser benutzen, die sich jedoch in staatlichem Besitz befinden. Das trifft etwa auf den Buckingham Palast zu, der nicht der Queen gehört", erläutert Begasse.
  • Zweitens: die Krone als Institution. Hier sei Elizabeth II. quasi die Chefin der Firma, die über ein beachtliches Vermögen verfüge. Begasse erläuternd dazu: "Die Kronjuwelen gehören zum Beispiel zwar offiziell dem Staat, ihre ausschließliche Nutzung liegt aber – wie der Name schon sagt – bei der Krone. Aber: Die Queen könnte keine Anteile aus den Kronjuwelen privat verschenken oder vererben. Sie werden nämlich auf den nächsten König übertragen, der dann folgerichtig auch dieselbe Krone bekommt." Eine Art wertvoller "Wanderpokal" also. Zu dem Kronbesitz zählen allerdings auch Ländereien und Forstflächen, mit denen wiederum Geld erwirtschaftet werden kann. Dieser Ertrag steht dem aktuellen Monarchen, sprich Elizabeth II., zu.
  • Drittens: die Queen als Privatmensch. Neben den Erträgen aus dem Kronbesitz, mit denen sie ihr Bankkonto füllen darf, befinden sich auch eine Reihe von Anwesen im Privatbesitz der Queen. So gehören ihr als Person zum Beispiel Sandringham Palace und Balmoral Castle.

Das Fazit: Dieses Beispiel offenbart einerseits die Komplexität und andererseits die Gefahr, die Schätzungen des Privatvermögens von Königinnen und Königen mit sich bringen. "Manche Statistiken rechnen etwa die Kronjuwelen oder die wertvollen Gemälde auf Schloss Windsor Elizabeth II. an. Ja, sie gehören zwar ihr – aber nur für die Zeit ihrer Regentschaft. Sie kann diese Vermögenswerte nicht veräußern, vererben oder verschenken", analysiert der RTL-Adelsexperte.

Apropos Erbe: Niemand weiß, wie viel Geld Queen Mum († 2002), Prinzessin Margaret († 2002) oder Queen-Ehemann Prinz Philip († 2021) wem hinterlassen haben. "Die Testamente in Großbritannien liegen 99 Jahre unter Verschluss. Nur über William und Harry ist bekannt, dass sie jeweils 17 Millionen Pfund von ihrer 1997 verstorbenen Mutter, Prinzessin Diana, geerbt haben. Ohne dieses Geld hätte sich beispielsweise Harry den Schritt in die USA ohne Job in der Hinterhand nicht erlauben können. Er hat Geld ohne Ende", weiß Begasse.

Einordnung der Vermögenswerte generell schwierig

Ähnlich schwierig verhält sich die Einordnung mit Blick auf Willem-Alexander der Niederlande, der unter den reichsten Royals Europas Platz fünf einnehmen soll. Während "Royal Central" von einem Vermögen zwischen knapp 130 und 190 Millionen Euro ausgeht, treiben es "Forbes" und "Quote" mit einer Schätzung von etwa 1,2 Milliarden Euro auf die Spitze. Diese Zahl scheint jedoch deutlich zu hoch gegriffen, da die Vermutung nahe liegt, dass royale Besitztümer in den privaten Willem-Alexander-Topf geworfen wurden.

So oder so dürften die Mitglieder des Hauses Oranien-Nassau mehr Geld auf der hohen Kante haben als die skandinavischen Royals um König Carl XVI. Gustaf von Schweden, Margrethe II. von Dänemark und Harald V. von Norwegen. Interessant: Der Vorgänger des belgischen Königs Philippe hatte seine Finanzen bereits kurz nach der Jahrtausendwende offengelegt. Statt der damals aus Medienkreisen kolportierten 250 bis 625 Millionen Euro sprach Albert II. damals von 12,5 Millionen Euro.

Reichster Monarch der Welt soll Rama X. sein

Sämtliche bisher genannten und geschätzten Vermögenswerte – selbst die aus den finanzstarken Zwergstaaten Luxemburg, Liechtenstein und Monaco – werden insbesondere in Thailand und im arabischen Raum nur ein müdes Lächeln hervorrufen. Der thailändische König Bhumibol Adulyadej soll laut "statista.com" zu Lebzeiten über ein Privatvermögen von 30 (!) Milliarden US-Dollar verfügt haben. Wie viel davon für dessen Sohn Maha Vajiralongkorn, kurz Rama X., übriggeblieben ist, darüber kann nur spekuliert werden. Als reichster Monarch der Welt gilt er ohnehin – ungeachtet dessen, dass diverse Medien dem für seinen autoritären Führungsstil bekannten Regenten bis zu 70 Milliarden US-Dollar zuschreiben.

Hinter ihm sollen es sich Sultan Hassanal Bolkiah (Brunei/20 Mrd. Dollar), Scheich Khalifa Bin Zayed (Vereinigte Arabische Emirate/18 Mrd. Dollar), der 2015 verstorbene König Abdullah ibn Abd al-Aziz (Saudi-Arabien/17 Mrd. Dollar) sowie Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum (Dubai/12 Mrd. Dollar) gemütlich gemacht haben.

Seriös nachprüfen lassen sich diese astronomischen Zahlen nicht, für Überraschung sorgen sie bei Adelsexperte Michael Begasse allerdings ebensowenig: "Nehmen wir mal den saudischen König: Der hat in seinem ganzen Leben doch noch nie eine Steuererklärung gemacht. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es hier mit autokratischen und absoluten Monarchien zu tun haben. Nach seinem Selbstverständnis gehört eh das ganze Land ihm."

Für Felipe VI. im entfernten Spanien gilt dies natürlich nicht. Er ist "nur" der Repräsentant des Landes, übrigens ebenso wie hierzulande der Bundespräsident. Um abschließend die Offenlegung von Felipes Privatvermögen einmal einzuordnen, zieht Begasse folgenden Vergleich: "Der spanische König erhält aktuell 259.000 Euro brutto als Jahresgehalt. Damit bekommt er sogar etwas weniger als unser Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der monatlich bei 24.500 Euro Brutto inklusive Aufwandsentschädigungen liegt, also bei 294.000 Euro pro Jahr."

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