- Prinz Harry und Prinz William sind bei der Beerdigung ihres Großvaters Prinz Philip zum ersten Mal seit langem wieder in der Öffentlichkeit aufeinander getroffen.
- Royal-Fans haben ganz genau hingeschaut: Lässt sich aus den Fernsehbildern etwas schlussfolgern über das Verhältnis der Brüder?
- Ein Experte erklärt, was sich aus der Körpersprache der Royals ablesen lässt - und warum bei Prinz Harry nur eine kleine Geste irritiert hat.
Prinz Harry und
Jemand, der zumindest über die Körpersprache der beiden etwas sagen kann, ist der österreichische Autor und Körpersprache-Spezialist Stefan Verra. "Objektiv betrachtet war hier nichts zu erkennen", erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Wie genau meint er das?
Kameradrohnen haben den Moment eingefangen, in dem
Wie schätzt Stefan Verra das ein? "Hier ist festzustellen: Sie haben geredet und es war nicht der erste Moment, in dem sie miteinander geredet haben. Woran erkennt man das? Wenn ich mich mit einem Menschen gestritten oder ihn lange nicht gesehen habe, dann passiert auch etwas mit meiner Körpersprache, eine sogenannte Unterbrechung in der Körpersprache." Man würde sich im Moment des Aufeinandertreffens dann ganz bewusst zur anderen Person hindrehen oder auch schneller Laufen, wenn man der Situation entkommen möchte.
Erstes Gespräch zwischen William und Harry "hat sicher schon lange stattgefunden"
"Aber Harry ist hier so normal weitergegangen, dass das erste Gespräch sicher schon lange stattgefunden hat", erklärt Verra. Auch die Tatsache, dass Kate das Gespräch begonnen hat, sei mit einer solchen Selbstverständlichkeit passiert, dass man keinen Streit erkennen könne - von dem man ohnehin nur vom Hörensagen wisse.
Auch beim Leichenzug, als Prinz Harry und Prinz William gemeinsam mit ihrem Cousin Peter Phillips hinter dem Landrover mit dem Sarg hergegangen sind, sei das - objektiv betrachtet - sehr harmonisch und sehr selbstverständlich gewesen, erklärt Stefan Verra.
Die gesamte Beerdigung habe der Zuschauerin und dem Zuschauer vor allem eins vermittelt: Stabilität. "Hier ist nichts Überraschendes passiert", sagt Verra. Angefangen bei der Kleidung, denn auch die gehöre zur Körpersprache. Zwar hat keiner der Royals Uniform getragen, das hat die Queen vorab verfügt. Dennoch habe man erkennen können, dass alles sehr uniform ausgesehen habe. "Das vermittelt Stabilität", erklärt der Körpersprache-Experte. "Es gab keine Modeexzesse, nichts, was uns irritieren würde. Vermittelt wurde hier etwas Gewohntes, etwas Berechenbares."
"Augen reichen nicht aus, um Menschen ausreichend einzuschätzen"
Dazu habe auch die Farbe Schwarz beigetragen - und die Corona-Masken. "Augen reichen uns nicht aus, anhand von Augen können wir Menschen nicht ausreichend einschätzen." Stefan Verra erklärt: "Die Farbe Schwarz hat die Eigenschaft, dass sie eine Nicht-Farbe ist. Wenn jemand schwarz gekleidet ist, können wir Bewegungen mit der Hand schlechter identifizieren." Ganz anders als etwa bei Uniformen: Die sind oft bunt und gerade deswegen seien einzelne Bewegungen leicht auszumachen.
Durch die Corona-Masken sei der Effekt des Schwarzen noch verstärkt worden. "Man schaut von der Nasenspitze bis zu den Schuhen wie ein schwarzer Zylinder aus, das wirkt unnahbar", erklärt Verra. "Das hat der gesamten Zeremonie Eindrücklichkeit verliehen."
Auch der große leere Raum der Kapelle habe diesen Effekt verstärkt: "Die Menschen haben verloren gewirkt. Man kann Einsamkeit gar nicht besser darstellen." Pandemie-bedingt waren die Briten dazu aufgerufen, nicht auf die Straßen zu gehen, sondern die Beerdigung vor dem heimischen Fernseher zu verfolgen. Sonst übliche Bilder von Kindern, die eine Union-Jack-Fahne schwenken, oder Erwachsene die sich im Publikum unterhalten, hätten gefehlt. Damit sei beim Zuschauer und bei der Zuschauerin laut Verra die Eindeutigkeit des Trauergefühls verstärkt worden.
Eine kleine Auffälligkeit in der Körpersprache von Prinz Harry
Was zudem auffällig gewesen sei: Keiner in der Königsfamilie sei - auch schon in den vergangenen Tagen - durch schnelle Bewegungen aufgefallen. "Die wissen ganz genau, dass eine schnelle Bewegung die Stimmung zerstört", sagt Verra.
Einen einzigen Moment habe es aber in der Kirche gegeben, der aus der Reihe gefallen sei. Gegen Ende des Gottesdienstes, als sich alle Royals noch einmal verbeugt haben, ist Prinz Harry dem Körpersprache-Experten aufgefallen. "Er hatte ein großes Blatt in der Hand, mit dem er ungeduldig auf seinen Oberschenkel geklopft hat, bevor er sich verbeugt hat", sagt Verra. "Vielleicht hat er in dem Moment mit den Tränen gekämpft, vielleicht hat es ihn genervt, genau werden wir das nicht wissen. Daran aber lässt sich erkennen, welchen Einfluss es hat, wenn plötzlich schnelle Bewegungen zu sehen sind. Die erhöhte Frequenz irritiert."
Die königliche Familie ist es gewohnt, in der Öffentlichkeit zu stehen, die kontrollierten Bewegungen sind gelernt und anerzogen. Ob also das Zusammentreffen zwischen Harry und William wirklich harmonisch und selbstverständlich war, will Verra nicht sagen. "Das kann natürlich gespielt sein, das verrät die Körpersprache nicht." Das unterstreicht er mit einem Beispiel: "Wenn wir im Pyjama zum Bäcker gehen, hoffen wir, dass uns niemand sieht. Die Royals tragen sozusagen immer einen Pyjama, sie vergessen nicht, dass sie keinen Schritt machen können, ohne beobachtet zu werden."
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