Der 1. FC Köln legt einen Fehlstart hin, RB Leipzig überrascht mit starken Leistungen und der FC Bayern marschiert trotz einiger Probleme weiter. Hier kommt das Wichtigste zum 3. Spieltag der Frauen-Bundesliga.

Eine Analyse
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Die Bundesliga-Tabelle nimmt nach drei Spieltagen erstmals Formen an. Hinter den Bayern (neun Punkte) gibt es jetzt mit Frankfurt, Wolfsburg und Leverkusen drei Teams, die sieben Zähler auf dem Konto haben.

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Während Leipzig das Potenzial zeigt, trotz der schier unbegrenzten Möglichkeiten durch Red Bull eine große Überraschung der Saison zu werden, stottern bei Hoffenheim und Köln noch die Motoren. Auch im Abstiegskampf wird langsam klarer, wer in dieser Saison zittern muss. Hier kommt das Wichtigste zum dritten Spieltag.

Der Fehlstart: 1. FC Köln gerät in Wolfsburg unter die Räder

Beim 1. FC Köln hatte man sich eigentlich viel vorgenommen für diese Saison. Zwar thront das Mindestziel Klassenerhalt nach wie vor über allem, doch mit den größeren Investitionen der letzten Jahre schielt man doch eher nach oben.

Nicht umsonst konnte man eine Spielerin wie Nicole Billa an sich binden. Die Österreicherin steht bereits bei drei Saisontreffern. Da hören die positiven Erkenntnisse für den FC aber auch schon auf. Nun ist Wolfsburg nicht der Maßstab für die Kölnerinnen. Doch auch beim Gastspiel in der Autostadt wiederholten sich die Probleme der Vorwochen: Defensiv wackelt man zu sehr und offensiv wird man über die 90 Minuten gesehen nur selektiv gefährlich.

Auf einen guten Start in die Partie folgten so abermals individuelle Fehler, die den Rhythmus störten und zur 1:5-Niederlage führten. Nach drei Spieltagen steht damit nur ein Punkt auf dem Konto der Kölnerinnen. Und das, obwohl man mit RB Leipzig und der SGS Essen ein durchaus machbares Startprogramm hatte.

Der Traumstart: RB Leipzig ist das Team der Stunde

Drei Spiele, zwei Siege, fünfter Tabellenplatz – für RB Leipzig ist die Saison herausragend gestartet. Statistisch gibt es nur einen Makel: Beim starken Gastauftritt in München ließ man sich vergangene Woche nach den drei Gegentoren rund um die Halbzeitpause ein bisschen zu sehr gehen.

Und so sind es jetzt sieben Gegentore, die wegen der sechs FCB-Treffer aber schlimmer aussehen, als sie sind. Leipzig zählt unter denen, die eher in der unteren Hälfte der Tabelle erwartet werden, bisher zu den am besten organisierten Teams. Auch gegen Bremen verteidigte man wieder clever, presste in den richtigen Augenblicken hoch, ließ sich aber auch mal fallen.

Nach Ballgewinnen hat RB dann offensiv mit Spielerinnen wie Vanessa Fudalla oder Lydia Andrade enorme Qualität im Umschalt- und Abschlussspiel. Leipzig braucht nicht viele Chancen, um Tore zu erzielen und spielt nach Ballgewinnen schnell und direkt in die Spitze. Das macht sie aktuell gefährlich. Der verdiente 2:0-Sieg gegen Werder ist eine kleine Ansage: Mit RB muss man im Kampf um die oberen Mittelfeldplätze womöglich rechnen.

Die Aufsteiger: Zwei unterschiedliche Gesichter

Indes zeichnet sich nach drei Spielen ab, was auch so erwartet wurde: Carl Zeiss Jena und Turbine Potsdam werden die "Favoriten" auf den Abstieg sein. Wobei zwischen beiden Teams im Moment differenziert werden muss.

Potsdam ist bisher jeglichen Nachweis der Ligatauglichkeit schuldig geblieben. Defensiv präsentierte man sich auch deshalb sehr anfällig, weil man offensiv gar keine Entlastung in das eigene Spiel bekommt. Nach drei Spieltagen kommen die Turbinen auf elf Abschlüsse und laut dem Datenportal "FBref" auf nur 0,4 erwartete Tore. Mit Abstand der schlechteste Wert der Liga. Auch gegen Eintracht Frankfurt bekam man so überhaupt keinen Fuß in die Partie, verlor verdient mit 0:6.

Selina Cerci
Hoffenheims Selina Cerci jubelt über ihren Treffer. © picture alliance/Eibner-Pressefoto/Memmler

Jena hingegen präsentiert sich etwas leistungsstabiler. Auch sie hatten schwere Gegner zum Auftakt, verloren gegen Frankfurt (0:2) und Wolfsburg (0:1). Anders als Potsdam zeigten sie aber selbst in diesen Partien offensiv das eine oder andere Lebenszeichen. Ein erstes kleines Statement war nun aber das Remis beim SC Freiburg.

Zwar benötigte man etwas Spielglück, doch aufgrund einer starken Abwehrleistung und einem guten Umschaltspiel bei Ballgewinnen geht der Punktgewinn letztlich in Ordnung. Während bei Potsdam im Moment das Schlimmste zu befürchten ist, ist Carl Zeiss Jena spätestens jetzt in der Bundesliga angekommen.

Das Tor des Spieltags: Selina Cerci

Angekommen ist nach ihrer langen Leidenszeit auch Selina Cerci. Die einstige Nationalspielerin erzielte gegen den FC Bayern bereits ihr zweites Saisontor – und was für eins! Auf der linken Seite eroberte die TSG Hoffenheim in der 28. Minute den Ball.

Cerci dribbelte von außen ein paar Meter nach innen und zog ansatzlos ab. Der Ball segelte in einer perfekten Flugkurve auf das Tor des FCB, klatschte an den Pfosten und von dort ins Tor. Ein absolutes Traumtor, bei dem Maria Luisa Grohs nur chancenlos zusehen konnte.

Das Topspiel: FC Bayern mit erneutem Comeback

Für den FC Bayern bedeutete dieses sehenswerte Tor erneut einen Rückstand. Wie schon gegen Leipzig benötigten die Münchnerinnen eine lange Anlaufzeit und ein Gegentor, um in die Partie zu finden. Typisch für den FCB war auch die Art und Weise des Comebacks.

Ein Elfmeter, der nach einer Ecke entstand und eine Ecke, die zum 2:1 führte – Standards sind bisher das, was aus Sicht der Bayern am besten funktioniert. Führen sie dann erstmal, gibt es auch mehr Räume, die sie in eigenen Umschaltsituationen bespielen können. Gegen Hoffenheim entwickelte sich deshalb eine sehr eindeutige zweite Hälfte.

Mit dem Spiel in eigenen Ballbesitzphasen kann Trainer Alexander Straus im Moment aber noch nicht zufrieden sein. Zu behäbig, zu wenig Tempo – so richtig in Form sind die Bayern noch nicht. Zur Tabellenführung reicht es mit drei Siegen aus drei Spielen dennoch.

Was noch?

Auch in Essen gab es wieder einiges an Spektakel. Denn Bayer Leverkusen war zu Gast und die Werkself kommt bisher mit einer Torgarantie. Nach dem 3:2 in Freiburg und dem starken 2:2 gegen Frankfurt konnte Leverkusen auch in Essen einen 2:0-Sieg einfahren und bleibt damit ungeschlagen.

Gerade die flexible Offensive sticht heraus. Kristin Kögel und Vilhjalmsdottir auf den offensiven Außenbahnen, die immer wieder nachschiebende Janou Levels auf der linken Defensivseite und eine sehr präsente und aktive Caroline Kehrer in der Spitze – Leverkusen besticht mit technisch sauberem und druckvollem Fußball.

Bundesliga: Wie geht es jetzt weiter?

Schon am kommenden Freitag gibt es die nächste Partie der Werkself – wohl erneut mit Torgarantie. Die TSG Hoffenheim ist zu Gast in Leverkusen und weil beide Teams für gewöhnlich sehr offensiv ausgerichtet sind, wäre es verwunderlich, wenn dieses Spiel 0:0 endet. Auch das Topspiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfL Wolfsburg verspricht Spannung. Hier könnte sich eine erste Tendenz abzeichnen, wer in dieser Saison Bayern-Jäger Nummer eins wird.

Mit Köln und Freiburg treffen am Samstag zwei Teams aufeinander, die sich bisher mehr erhofft hatten. Leipzig kann ebenfalls am Samstag in Potsdam weiter am starken Saisonstart schrauben und die Bayern wollen am Sonntag in Bremen ihre Tabellenführung verteidigen. Jena und Essen komplettieren den Spieltag am Montagabend.

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