Der FC Bayern München und der VfL Wolfsburg gewinnen souverän. Freiburg hat, was dem 1. FC Köln aktuell noch fehlt. Die TSG Hoffenheim scheint in der Saison angekommen zu sein. Fünf Erkenntnisse zum dritten Bundesliga-Spieltag.

Eine Analyse
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Für den FC Bayern München und den VfL Wolfsburg war es ein sehr guter Spieltag in der Bundesliga. Auch die Hoffenheimerinnen konnten erstmals gewinnen. Fünf Erkenntnisse zum dritten Spieltag.

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1. TSG Hoffenheim: Angekommen in der Saison?

Am dritten Spieltag ist der TSG Hoffenheim der erste Saisonsieg gelungen. Nach Niederlagen beim 1. FC Köln und gegen den VfL Wolfsburg wurden nun die drei Punkte beim SV Meppen mitgenommen. Die Verunsicherung war den Gästen dennoch anzumerken. Zwar gelang es ihnen, das Spiel von Beginn an zu kontrollieren und Meppen weitestgehend vom eigenen Tor weg zu halten, aber sowohl im Spielaufbau als auch beim Herausspielen eigener Chancen hatte das Team von Gabor Gallai abermals große Probleme.

Meppen verteidigte leidenschaftlich und mit viel Energie und schaffte es so, Hoffenheim zu Fehlern zu zwingen. Die TSG hatte Glück, dass die Aufsteigerinnen aus den Ballgewinnen nicht mehr machen konnten.

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Für Hoffenheim war es umso wichtiger, dass sie in der zweiten Halbzeit das Tempo etwas anziehen konnten. Die Druckphase zwischen der 65. und 70. Minute führte direkt zu zwei Toren. Dennoch bleibt für das Trainerteam viel Arbeit. Schon nächste Woche geht es gegen den SC Freiburg, der mit hohem Pressing und deutlich mehr Effizienz in den offensiven Umschaltmomenten für große Probleme bei den Hoffenheimerinnen sorgen kann.

2. Wird der SC Freiburg das neue Potsdam?

Eine Halbzeit brauchte der SC Freiburg, um den Sieg gegen die SGS Essen einzutüten. Auf den frühen Führungstreffer von Svenja Fölmli (8.) folgte ein Hattrick von Janina Minge (17., 23., 36.). Cora Nevena Zicai (40.) komplettierte einen überragenden ersten Durchgang. In der zweiten Halbzeit rehabilitierten sich die Essenerinnen etwas. Mit dem 5:2-Erfolg kann der SC dennoch hochzufrieden sein.

Freiburg ist ein Team, das wenige vor dieser Saison auf dem Zettel hatten. Mit vielen jungen Spielerinnen, einer sehr offensiven Spielweise und viel Aggressivität wissen sie bisher aber zu begeistern. Damit erinnern sie etwas an Turbine Potsdam aus der vergangenen Saison – sowohl im Positiven als auch im Negativen.

Der SC spielt mit viel Tempo, sehr direkt und jagt vor allem bei Ballverlusten dem Ball aggressiv hinterher. Damit erzeugen sie Stress bei ihren Gegenspielerinnen. Letzte Woche tat sich mit Eintracht Frankfurt ein Top-Team der Liga sehr schwer damit. Es ging hin und her und hätte Freiburg seine Offensivaktionen konsequenter ausgespielt, hätte die 2:4-Niederlage auch ein 4:4-Unentschieden sein können.

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Gleichwohl zeigte sich dort schon die Kehrseite des Spektakels: Freiburg ist defensiv sehr offen, wenn die erste Pressinglinie überspielt wird oder sie in der Vorwärtsbewegung den Ball verlieren. Trotzdem: Der Kantersieg gegen Essen ist ein klares Zeichen. Mit Freiburg ist in dieser Saison zu rechnen. Und Freiburg macht richtig Spaß. Als Top-Adresse für junge Talente und auch als Entertainerinnen. Denn Spaß ist mit dem Sportclub garantiert.

3. FC Bayern: Schritte nach vorn, aber …

Spaß hatte auch der FC Bayern München in den ersten 25 Minuten beim MSV Duisburg. Die Münchnerinnen spielten sich in einen kleinen Rausch, hätten nach nur drei Minuten bereits fünfmal in Führung gehen können. Wenig später führte eine schöne Kombination über rechts dann zum 1:0 durch Linda Dallmann (7.). Die Nationalspielerin erhöhte zehn Minuten später nach einem nicht minder schönen Spielzug über links auf 2:0 (17.).

Es war Fußball, wie ihn sich Alexander Straus wohl vorstellt. Mit viel Bewegung und einem guten Positionsspiel erzeugten sie vor allem auf den Flügeln immer wieder Überzahlsituationen, mit denen sie sich in den Strafraum der Duisburgerinnen kombinierten. Dem Druck waren die Aufsteigerinnen nicht gewachsen und hätten die Bayern das Tempo gehalten, hätte zur Pause ein deutlich höheres Ergebnis auf der Anzeigetafel gestanden.

Doch es blieb beim Konjunktiv. Denn die Münchnerinnen machten, was sie zuletzt häufig taten: Sie nahmen Tempo aus ihren Aktionen, taten sich plötzlich schwer damit, den gegnerischen Defensivblock zu bewegen und so Lücken aufzureißen. Bayern hatte die Kontrolle, aber nicht mehr den notwendigen Zug zum Tor. Auch Linda Dallmann und Alexander Straus merkten das nach der Partie kritisch an. "Wir hatten einen tollen Start in die Partie, die ersten 15 bis 20 Minuten", sagte der Trainer bei "Magenta Sport": "Und dann ist es ein wenig gestorben am Ende der ersten Halbzeit und zum Start der zweiten." Manchmal würden seine Spielerinnen ein bisschen die Konzentration und den Fokus verlieren.

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Deshalb plätscherte das Spiel etwas vor sich hin. Erst nach Wechseln in der zweiten Halbzeit kam vor allem über das Tempo von Emelyn Laurent, den Spielwitz der 17-jährigen Franziska Kett und die sehr mobile Angreiferin Lea Schüller wieder mehr Dynamik ins Spiel. Der Schüller-Doppelpack (74., 82.) besiegelte einen ungefährdeten 4:0-Sieg, mit dem Straus alles in allem trotz der Kritikpunkte zufrieden war.

Einerseits war in vielen Phasen gut zu erkennen, wohin er mit seinem Team möchte. Tempo und Präzision stimmten. Gerade das offensive Zentrum rund um Linda Dallmann und Sydney Lohmann wusste mit tollen Kombinationen zu überzeugen. "Wir wissen langsam, wo wir hinlaufen", analysierte Dallmann anschließend mit Blick auf die Automatismen. Zwischen dem 2:0 und dem 3:0 gab es aber wieder eine lange Phase, in der das Team etwas lethargisch wirkte. Eine plausible Erklärung dafür gibt es nicht. Aber Straus weiß, dass er und seine Spielerinnen daran arbeiten müssen.

4. Zu zaghaft: 1. FC Köln zwischen Zufriedenheit und Potenzialen

Etwas mehr Selbstvertrauen würde dem 1. FC Köln wohl auch guttun. Mit Blick auf die bisherigen Ergebnisse können die Kölnerinnen zufrieden sein. Der Auftaktsieg gegen Hoffenheim und jetzt ein 4:2-Erfolg gegen Turbine Potsdam bedeuten sechs Punkte und den fünften Platz in der Tabelle. Die Leistungen waren dennoch sehr wechselhaft.

Wenn die Kölnerinnen mutig, offensiv und aggressiv spielten, waren sie in jedem der drei Spiele sehr stark. Gleichzeitig gab es immer wieder Phasen, in denen sie in alte Muster verfielen. Auch gegen Potsdam neigten sie dazu, sofort einige Meter tiefer zu stehen, wenn mal zwei, drei Pressingaktionen in der Offensive nicht funktionierten. Das führte dazu, dass Köln mitunter zu passiv war.

Aus einer 1:0-Führung wurde so innerhalb kürzester Zeit ein 1:2-Rückstand. In der Folge war es ein ausgeglichenes Spiel, in dem Potsdam leichte Vorteile hatte. Erst die strittige rote Karte für Torhüterin Vanessa Fischer führte trotz verschossenem Elfmeter dazu, dass Köln das Geschehen mehr kontrollierte.

Dass die Kölnerinnen den Klassenerhalt als großes Ziel ausgerufen haben, ist irgendwie bezeichnend. Zwar ist es erst das zweite Jahr in Folge in der Bundesliga. Doch angesichts des starken Transfersommers sollte der Anspruch schon ein anderer sein. Gerade zum Auftakt gegen die TSG Hoffenheim haben die Domstädterinnen gezeigt, was in ihnen steckt. Mit mehr Mut und mehr Selbstvertrauen kann der FC eines der Überraschungsteams werden. Mehr Freiburg und weniger Angst vor Fehlern – das brauchen die Kölnerinnen jetzt. Die Qualität ist da.

5. VfL Wolfsburg mit meisterlicher Leistung

Eine Erkenntnis der vergangenen Woche war, dass Leverkusen durchaus die Qualität haben könnte, Wolfsburg zu ärgern. Der Glaube daran hielt exakt 13 Minuten. Dann machte Jill Roord kurzen Prozess und erzielte das 1:0 für die Wölfinnen. Mit dem ersten halbwegs gefährlichen Abschluss brachte die Niederländerin ihr Team auf Kurs.

Wolfsburg hatte zu Beginn kleinere Probleme mit dem hohen Pressing der Gäste. Aber wirklich drüber reden muss angesichts der unfassbaren Effizienz des VfL niemand mehr. Die Grün-Weißen sind bereits nach drei Spieltagen meisterlich unterwegs. Nicht etwa, weil sie schon auf allen Ebenen Top-Niveau haben, sondern aufgrund ihrer Fähigkeit, in schwierigen Situationen den Schalter entsprechend umzulegen.

Das war gegen Hoffenheim in der Schlussphase der Fall, das war jetzt auch nach holpriger Anfangsphase gegen Leverkusen so. Roords Treffer ebnete den Weg für eine souveräne und dominante Leistung. Das 6:1 ist eine Ansage an die Konkurrenz, speziell an den FC Bayern München: Mit Patzern ist nicht zu rechnen. Wolfsburg ist weiterhin hungrig auf die nationalen Titel.

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