- Werder Bremen macht dem FC Bayern das Leben schwer und auch der VfL Wolfsburg beißt sich an der TSG Hoffenheim die Zähne aus.
- Der Abstiegskampf nimmt früh in der Saison Fahrt auf – und mit Turbine Potsdam könnte sich bald ein Überraschungsgast dazu,gesellen.
- Bayer 04 Leverkusen startet beeindruckend in die Saison.
Überraschungen, Wendungen, Favoritinnen, die sich schwertun, und irre Tore – der zweite Bundesliga-Spieltag der Frauen hatte alles zu bieten. Fünf Erkenntnisse zum vergangenen Wochenende.
1. Werder Bremen macht den Bayern das Leben schwer
Angesichts der 46 Gegentore, die der SV Werder Bremen in der vergangenen Saison kassiert hat, stehen die Grün-Weißen eher nicht auf der Liste der Klubs, denen man ein Defensivbollwerk attestieren würde. Der Eindruck täuscht allerdings. Wenn Werder nicht gerade mit 0:8 gegen die Bayern oder mit 1:7 gegen Hoffenheim verlor, dann waren sie vor allem für die direkte Konkurrenz sehr schwer zu bespielen.
In diesen Genuss kamen diesmal auch die Münchnerinnen, die sich mit der 5-3-2-Grundordnung der Gäste sehr schwergetan haben. Bremen verteidigte mutig nach vorn und schloss vor allem das Mittelfeldzentrum der Bayern sehr konsequent. Den hochfavorisierten Vizemeisterinnen fiel vor allem im ersten Durchgang wenig ein.
So zirkulierte der Ball immer wieder auf die Außenbahnen, ehe Bremens Pressing griff. Erst als Saki Kumagai ihre Mittelfeldrolle zentraler interpretierte und nicht mehr so oft auf den linken Flügel auswich, hatten die Bayern mehr Kontrolle. Es brauchte allerdings eine direkt verwandelte Ecke, von
Für Werder war das ein besonders unglücklicher Zeitpunkt. Mit dieser Defensivleistung dürften sie auch in dieser Saison wieder wenig mit dem Abstieg zu tun haben. Nur die Offensive bleibt Thema. Dort traf Bremen in der gesamten letzten Saison nur neunmal. Auch nach zwei Spieltagen gab es erst einen Treffer.
2. VfL Wolfsburg tut sich ebenfalls schwer
Kurios: Eine direkt verwandelte Ecke gab es auch schon am Samstag, als der VfL Wolfsburg bei der TSG Hoffenheim zu Gast war. Vor rund 7.000 Zuschauerinnen und Zuschauern verwandelte Katharina Naschenweng den Standard ohne Zwischenstation. Ein Tor, das zu diesem Zeitpunkt fast nur so fallen konnte.
Denn während sich die TSG auf das Verteidigen konzentrierte, fand Wolfsburg kaum Lösungen. Zwar sah Tommy Stroot hinterher auch schon in den ersten 80 Minuten "ein gutes Spiel" seines Teams, wie er "Magenta Sport" verriet. Doch richtig zwingend waren die Meisterinnen nicht.
"Wir mussten alles aus dem Schrank holen, was wir drin hatten", gab der Wolfsburg-Trainer im Interview mit der "Sportschau" zu: "Am Ende sind wir auf die langen Bälle gegangen, das war das Mittel zum Erfolg. Eigentlich wollten wir es spielerisch lösen." Es ist einerseits ein gutes Zeichen für die Wolfsburgerinnen, dass sie es geschafft haben, das 0:1 in der Schlussphase noch mal zu drehen.
Großen Anteil daran hatten auch die Einwechslungen von Jil Roord und Jule Brand. Beide brachten neue Dynamik auf den Platz, beide trafen jeweils. Wolfsburgs Kaderbreite ist enorm. In diesem Fall habe sie den Unterschied gemacht, analysierte Hoffenheim-Trainer Gabor Gallai bei "Magenta Sport". Spielerisch muss der VfL aber noch deutlich zulegen.
3. SGS Essen und MSV Duisburg mit Big Points im Abstiegskampf
So schnell kann sich das Blatt wenden. Noch in der letzten Woche sah es so aus, als könnte der SV Meppen der Aufsteiger mit den besten Chancen auf den Klassenerhalt sein. Schon am zweiten Spieltag gelang dem MSV Duisburg aber mit einer couragierten Leistung in Potsdam ein beeindruckender 3:0-Sieg – und Meppen verlor mit 0:1 gegen die direkte Konkurrenz aus Essen.
Bisweilen fiel den Meppenerinnen die eigene Spielidee etwas auf die Füße. So erfrischend es ist, einen Aufsteiger derart mutig und offensiv spielen zu sehen: Wenn die Bälle reihenweise im Spielaufbau verloren werden und die Gegenspielerin frei auf das eigene Tor zuläuft, ist das ein großes Problem. Essen hätte auf diese Weise mindestens einen weiteren Treffer erzielen können.
Auch wenn Meppen nicht klar unterlegen war, so wirkten sie in ihrer Spielweise unsouveräner und fehleranfälliger. Das wusste Essen für sich zu nutzen. Vermutlich kam ihnen die Bundesliga-Erfahrung der letzten Jahre zugute. Auch die SGS will offensiv begeistern, scheint im direkten Vergleich mit dem SV aber die bessere Balance im Team zu haben.
Duisburg, Essen, Meppen – vermutlich werden es diese drei Klubs sein, die am Ende gegen den Abstieg spielen. Am zweiten Spieltag gelingen Essen und Duisburg die ersten Big Points. Aber schon der Abstiegskampf letztes Jahr lehrte alle Beobachterinnen und Beobachter, dass er unberechenbar ist.
4. Turbine Potsdam: Droht das Horrorszenario?
Oder kommt noch ein Überraschungsgast hinzu, wenn es darum geht, wer bis zum Ende zittern muss? Es ist eigentlich unvorstellbar, dass ein Traditionsklub wie Turbine Potsdam gegen den Abstieg spielt. Spätestens nach der 0:3-Niederlage gegen Duisburg muss aber die Frage erlaubt sein, wohin die Reise für den einstigen Top-Klub gehen soll.
Am Ende liest sich das Ergebnis wohl etwas schlimmer, als es der Spielverlauf hergab. Potsdam zeigte auch gute spielerische Ansätze, kombinierte sich auf den Außenbahnen mehrfach gut durch. Nur zum Abschluss brachten sie kaum eine Aktion – und einige Ballverluste dürften Trainer Sebastian Middeke zur Verzweiflung gebracht haben.
Zu oft war sein Team zu träge, zu unaufmerksam und zu langsam in nahezu allen Bereichen. Duisburg verteidigte sicher gut und setzte Potsdam im Mittelfeld oft entscheidend und klug unter Druck. Doch der Anspruch der Brandenburgerinnen ist ein anderer. Zwar muss ihnen der kolossale Umbruch im Sommer als Argument für die jetzige Situation gestattet sein, nur könnte die Situation bald schon kritisch werden.
Kapitänin Noemi Gentile verletzte sich nach der Pause ohne gegnerische Einwirkung und musste vom Platz getragen werden, auch Jennifer Cramer musste früh ausgewechselt werden. Mit dem Auswärtsspiel in Köln und dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg stehen zudem zwei weitere Partien an, in denen es schwer wird zu punkten. Noch ist es zu früh, um dunkle Szenarien zu malen. Aber ernst ist die Lage in der Landeshauptstadt allemal.
5. Bayer 04 Leverkusen spielt sich zum Traumstart
In Leverkusen dürfte man hingegen mehr als zufrieden mit dem Saisonstart sein. Auf den 1:0-Auftaktsieg vergangene Woche gegen Duisburg folgte nun ein weiterer 1:0-Erfolg – im Derby gegen Köln. Nachdem die Kölnerinnen sich letzte Woche stark präsentierten und die TSG Hoffenheim mit 3:1 besiegten, war dieses Duell für Leverkusen ein erster Gradmesser.
Über weite Strecken war das Team von Robert de Pauw kontrollierter und dominanter. "Wir haben den Gegner ausführlich analysiert", sagte der Trainer vor dem Spiel den Klubmedien. Leverkusen löste sich vor allem auf den Flügeln immer wieder klug aus dem Kölner Pressing und nahm dann Tempo auf. Das führte dazu, dass sich zwischen den Linien Räume ergaben, die das Team gut zu nutzen wusste.
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Köln musste sich im Spielverlauf weiter zurückziehen, weil das hohe Pressing diesmal nicht so effektiv war wie noch in der Vorwoche. Allerdings verloren sie dadurch ihre Durchschlagskraft in der Offensive. Auch wenn es Momente im Spiel gab, in denen der FC den Weg ins Spiel hätte finden können, so war Leverkusen abgezockter, ruhiger und souveräner.
Gerade das Ballbesitzspiel scheint sich im Vergleich zur letzten Saison noch mal verbessert zu haben. Gut möglich, dass die Werkself dieses Jahr für die eine oder andere Überraschung sorgt. Vielleicht ja schon am kommenden Spieltag beim VfL Wolfsburg.
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