• Klara Bühl zeigt auch gegen die SGS Essen wieder eine wechselhafte Leistung. Droht ihr angesichts der großen Konkurrenz bald die Bank?
  • Werder Bremen spielt vor großer Kulisse und Eintracht Frankfurt ist zwar siegreich, aber wenig überzeugend.
  • Die TSG Hoffenheim lauert auf Frankfurts Schwäche und der MSV Duisburg überrascht viele Expertinnen und Experten.

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Der FC Bayern tut sich schwer gegen die SGS Essen, Werder Bremen setzt ein Statement, der MSV Duisburg untermalt seine Bundesliga-Tauglichkeit und Eintracht Frankfurt siegt zwar, muss sich aber weiter hinterfragen. Zumal mit der TSG Hoffenheim große Konkurrenz lauert. Hier kommen fünf Erkenntnisse zum achten Spieltag in der Bundesliga der Frauen.

FC Bayern: Wird es bald eng für Klara Bühl?

Lange war es gegen die SGS Essen ein kompliziertes Spiel für den FC Bayern München. Kurz vor dem Ende war es aber Klara Bühl, die in einer Umschaltsituation mit einer starken Einzelaktion den 2:0-Siegtreffer von Franziska Kett einleitete. Das ist eine Möglichkeit, die Entstehungsgeschichte des Tores zu erzählen. Die andere ist, dass Bühl diesen Angriff beinahe verschenkt hätte. So klasse ihre Aktion in der Entstehung auch war: Ihr Zuspiel kam erstens zu spät und zweitens viel zu unpräzise. Es war Glück, dass der Ball bei Linda Dallmann ankam, die wiederum Kett bediente.

Es ist eine Aktion, die typisch ist für Bühl. Sie ist eine intuitiv agierende Fußballerin. Auf der einen Seite ist das ihre große Stärke, weil sie für Gegenspielerinnen kaum zu berechnen ist. Ihre Qualitäten im Eins-gegen-eins sind im deutschen Fußball der Frauen nahezu einzigartig. Andererseits führt das zu teils haarsträubenden Fehlentscheidungen. In der einen Situation wartet sie zu lange mit dem Pass, in der anderen schließt sie ab, statt die besser postierte Mitspielerin zu sehen. So kurz vor dem 2:0 geschehen, als Tainara einen überragenden Tiefenball auf Bühl spielte und die Nationalspielerin aus spitzem Winkel selbst den Abschluss suchte, statt auf die freistehende Dallmann querzulegen.

Sydney Lohmann, Linda Dallmann, Lina Magull und auch die junge Franziska Kett: Trainer Alexander Straus hat viele Spielerinnen für die Offensive in seinem Kader, die konstanter agieren und häufiger richtige Entscheidungen treffen. Bühl muss sich in den kommenden Monaten strecken, um ihren Platz in der Startelf zu behalten. So wichtig sie für Bayern als Kreativspielerin ist, so sehr steht sie aktuell sinnbildlich für die mangelnde Effizienz, die Straus immer wieder kritisiert. Bühl hat das Potenzial zur Weltklassespielerin. Dafür muss sie aber an ihrer Entscheidungsfindung arbeiten.

Werder Bremen mit klarem Statement

20.417 – das ist die Zahl des Spieltags. Denn so viele Menschen fanden ihren Weg in das Weserstadion. Der SV Werder Bremen empfing dabei nicht etwa den FC Bayern München oder den VfL Wolfsburg, sondern den SC Freiburg. Die Freiburgerinnen spielen zwar eine starke Saison und zählen auch in der Bundesliga der Frauen zu den etablierten Teams, doch gerade weil dieses Duell kein Spitzenduell war, ist die hohe Zahl umso bemerkenswerter.

Und die Kulisse war sensationell. Teile der Bremer Fanszene hatten sich an gewohnter Stelle eingefunden und für eine tolle Atmosphäre gesorgt, die das abstiegsgefährdete Heimteam spürbar beflügelte. Der Bremer Führungstreffer in der 26. Spielminute ließ das Weserstadion erstmals explodieren. Obwohl Freiburg zurückkam und am Ende mit 2:1 gewann, zeigten die Grün-Weißen abermals, dass sie guten Fußball spielen können. Dass die Latte den Ausgleich der Bremerinnen verhinderte, tat der insgesamt positiven Stimmung aber keinen Abbruch. Sportlich wird die Situation für Werder dennoch langsam kompliziert. Der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt derzeit vier Punkte.

Eintracht Frankfurt siegt weiter – überzeugt aber wieder nicht

Eintracht Frankfurt ist in der Bundesliga weiterhin ungeschlagen. Sechs Siege, zwei Unentschieden, 20:8 Tore – was gibt es da schon zu meckern? Es scheint, als wäre die SGE in dieser Saison ein ernsthafter Konkurrent für den FC Bayern München um den zweiten Platz, der sie direkt für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren würde.

Aber Vorsicht ist bei aller Euphorie durchaus angebracht. Nach einem guten Saisonstart ist Frankfurt zuletzt in alte Muster verfallen. Mitunter träger Ballbesitz, zu viel Flügelspiel und trotz Mittelfeldraute zu wenig Angebot im Mittelfeldzentrum. Die SGE verfügt über sehr viel Qualität. Der Kader ist individuell stark besetzt und die Spielerinnen kennen sich bereits sehr lange. Dass das Team eingespielt ist, ist der große Vorteil gegenüber den Bayern.

Und doch ist diese Behäbigkeit im eigenen Ballvortrag nicht neu. Bei allen Erfolgen, die Niko Arnautis in den letzten Jahren feierte, schaffte er es bisher nicht, die vorhandenen Ansätze in konstante Leistung zu verwandeln. Auch gegen Leverkusen lief es lange darauf hinaus, dass Frankfurt Unentschieden spielt oder das Spiel sogar verliert.

Frankfurt gewann aber mit 1:0 – was sicherlich auch eine Qualität dieses Teams ist. Gleichzeitig sollte man sich bei der Eintracht nicht dahinter verstecken. Denn wer nur mit Zahlen argumentiert, verkennt einen Abwärtstrend, der sich möglicherweise jetzt schon andeutet. Frankfurts Anspruch muss es sein, in dieser Saison schon auf Augenhöhe mit den Bayern zu sein. Denn die Münchnerinnen befinden sich erst am Beginn eines Entwicklungsprozesses. Das muss die SGE nutzen. In der Tabelle stehen sie aktuell noch vor dem FCB. Das könnte sich aber schon bald ändern.

TSG Hoffenheim: Rechtzeitig in der Spur

Und sollte Frankfurt tatsächlich in einen Abwärtstrend geraten, lauert die TSG Hoffenheim bereits. Aus den letzten sechs Bundesliga-Partien holte das Team von Gabor Gallai fünf Siege und ein 3:3-Remis gegen die Eintracht. Es scheint, als wären die Hoffenheimerinnen endlich in dieser Saison angekommen. Das liegt auch daran, dass ihr Pressing wieder besser funktioniert.

Zu Beginn der Saison hatte die TSG große Probleme damit, hohe Ballgewinne zu verbuchen. Das hohe Pressing griff teilweise nicht, und so stand man defensiv offen. Auch in der Offensive konnte sich das Team dadurch weniger hochkarätige Chancen herausspielen. Jetzt haben sie die drittmeisten hohen Balleroberungen der Liga. In den vergangenen Partien funktionierte die Arbeit gegen den Ball wieder besser. Es scheint, als wäre die Abstimmung nun besser. Die Laufwege der Spielerinnen passen jetzt zusammen und erschweren es Gegnerinnen, sich aus diesem Druck zu befreien.

Und auch das Ballbesitzspiel ist deutlich kontrollierter als zum Saisonstart. Ein wichtiger Faktor für Hoffenheim ist, dass die Neuzugänge Erëleta Memeti und Melissa Kössler immer besser integriert sind. Damit können sie ihre technische Qualität deutlich häufiger einbringen. Für die TSG ist es ein großes Problem, dass sie Schlüsselspielerinnen oft nicht halten (können). Dass Gallai ein herausragender Trainer ist, zeigt er aktuell wieder. Mit Kontinuität im Team ginge vielleicht noch deutlich mehr für Hoffenheim.

Am kommenden Freitag (19.15 Uhr) empfangen sie den FC Bayern München. Nur einen Tag später muss Eintracht Frankfurt beim VfL Wolfsburg antreten. Eine Konstellation, die für alle vier Spitzenteams richtungsweisend sein könnte. Mit einem Sieg gegen die Bayern wäre Hoffenheim in jedem Fall zurück im Rennen um die Champions-League-Plätze.

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MSV Duisburg unterstreicht Bundesliga-Tauglichkeit

Vor der Saison hätten wohl nicht wenige darauf getippt, dass beim Duell zwischen dem MSV Duisburg und dem SV Meppen am achten Spieltag die beiden Letztplatzierten aufeinander treffen. Stattdessen war es jenes der siebtplatzierten Meppenerinnen gegen die auf Platz neun stehenden Duisburgerinnen. Und das ist kein Zufall.

Während Meppen durch eine forsche und offensive Herangehensweise zu überzeugen weiß, setzt Duisburg auf eine kompakte und meist tiefstehende Defensive. Duisburg schiebt im Pressing nur sehr selten heraus, lässt durchschnittlich 22 Pässe im gegnerischen Spielaufbau zu, ehe eine Defensivaktion erfolgt. Duisburgs Ansatz ist pragmatisch: Sie wissen um ihre individuelle Unterlegenheit in den meisten Partien und versuchen es deshalb mit viel Physis und Defensivarbeit.

Mit Erfolg. Auch gegen Meppen spielte der MSV wieder zu Null, immerhin zum dritten Mal in acht Partien. 13 Gegentreffer haben die Zebras erst kassiert, elf davon gegen die Spitzenteams aus Frankfurt, Wolfsburg und München. Das ist eine bemerkenswerte Stabilität. Die Duisburgerinnen lassen in der Regel viele Abschlüsse der Gegnerinnen zu, durch ihr sehr kompaktes Zentrum sind diese aber oft nicht von Qualität. Diese Defensivleistung könnte Duisburg am Ende der Saison den Klassenerhalt bescheren.

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