- Der Spieltag in der Bundesliga der Frauen begann mit zwei Spitzenspielen, die sich als eindeutige Nummern herausstellten.
- Sowohl der FC Bayern München als auch der VfL Wolfsburg demonstrierten ihre Überlegenheit.
- Ein Fußballspektakel gab es zudem in Freiburg. Fünf Erkenntnisse zum neunten Spieltag.
Nachdem der FC Bayern München bei der TSG Hoffenheim mit 4:0 gewann, legte der VfL Wolfsburg sogar mit einem Tor mehr nach. Eintracht Frankfurt verlor chancenlos mit 0:5 in der Autostadt. Im Abstiegskampf gab es beinahe eine Vorentscheidung und weiter oben profitiert der SC Freiburg von den Punktverlusten der Konkurrenz. Die Erkenntnisse des neunten Spieltags.
FC Bayern und VfL Wolfsburg lassen die Muskeln spielen
Auch in dieser Bundesliga-Saison scheint wieder vieles darauf hinauszulaufen, dass sich VfL Wolfsburg und FC Bayern München an der Spitze der Tabelle durchsetzen – wohl abermals in dieser Reihenfolge. Das vergangene Wochenende hat dafür den Grundstein gelegt. Schon am Freitagabend zeigten die Münchnerinnen eine ihrer besten Saisonleistungen.
Wie schon beim SC Freiburg vor einigen Wochen präsentierte das Team von Alexander Straus sehenswerten, dominanten und zielstrebigen Offensivfußball. Immer wieder kombinierten sich die Bayern über ihre spielstarke Besetzung im zentralen Mittelfeld nach vorn. Sarah Zadrazil und Georgia Stanway als Antreiberinnen und Zweikampfmaschinen aus dem Sechserraum,
Kritik gefallen lassen muss sich der FC Bayern lediglich dafür, dass er es nicht geschafft hat, die Partie schon in der ersten Halbzeit für sich zu entscheiden. Hoffenheim hatte die große Chance zum Ausgleich. Doch just in die beste Phase hinein trafen die Bayern erneut und fuhren anschließend entspannt zum 4:0-Sieg.
Lernen kann das sich im Aufbau befindliche Team in dieser Hinsicht noch einiges vom VfL Wolfsburg, der im Duell mit Eintracht Frankfurt ebenfalls klar dominierte, allerdings schon zur Pause mit 3:0 führte. Teils etwas glücklich, teils erzwungen – aber diese Qualität haben die amtierenden Meisterinnen schon häufig bewiesen. Auch das 5:0 gegen die SGE ist eine weitere Ansage an die Konkurrenz. Und so gingen die beiden Spitzenspiele überraschend deutlich aus.
Eintracht Frankfurt muss sich hinterfragen
Wobei die Überraschung darüber, dass Bayern schon jetzt zu solch einer Leistung bei der TSG Hoffenheim fähig ist, bei allen größer gewesen sein dürfte, die die letzten Wochen verfolgt haben. Hoffenheim war sieben Pflichtspiele in Serie ungeschlagen. Eintracht Frankfurt fuhr zwar ebenfalls starke Ergebnisse ein, schwächelte zuletzt aber spürbar.
"Trotz der Niederlage stehen wir in der Tabelle immer noch gut da", analysierte Niko Arnautis anschließend bei "Magenta Sport": "Wir werden uns jetzt einmal schütteln und dann den Blick nach vorne richten." Damit verkennt der Eintracht-Trainer womöglich einen Trend, der sich schon länger angebahnt hatte. Frankfurt tat sich bereits in einigen Partien dieser Saison sehr schwer.
Auch wenn die Ergebnisse stimmten, so schafft es das Team seit der letzten Saison nicht, sich beim Spiel nach vorn weiterzuentwickeln. Zwar funktioniert das Flügelspiel meist gut, aber wenn Gegnerinnen sich darauf einstellen, bekommt Frankfurt schnell Probleme. Obwohl die Qualität im Kader stimmt, fehlt ihnen zu oft der Zugriff in zentralen Räumen des Spielfeldes.
Statt das 0:5 nun als Ausnahme zu betrachten und sich auf die nackten Zahlen der Tabelle zu verlassen, muss Frankfurt sich hinterfragen. Ist die aktuelle Spielidee nachhaltig genug, um den Schritt zu einem Top-Team in Deutschland gehen zu können? Rein fußballerisch ist das seit einigen Wochen zu wenig von der Eintracht. Dieser Spieltag hat das gnadenlos offenbart.
SC Freiburg: Die berühmte Ketchup-Flasche vor toller Kulisse
3.521 Zuschauerinnen und Zuschauer kamen ins Dreisamstadion, um den SC Freiburg gegen den MSV Duisburg spielen zu sehen. Am Ende wurden sie mit einem hervorragenden Fußballspiel belohnt. Freiburg drückte, Freiburg rannte an und Freiburg tat alles, um möglichst viele davon zu überzeugen, auch bei den kommenden Spielen vorbeizuschauen.
Aber der MSV Duisburg hielt dagegen. Die Aufsteigerinnen verteidigten tief und mit allem, was sie hatten. Sie erkämpften sich das Quäntchen Glück, um nicht in Rückstand zu geraten. Und in der 28. Minute wurde Yvonne Zielinski sogar zur Partycrasherin. Plötzlich war es ruhig im Dreisamstadion. Genau vor der Tribüne, auf der es sich die Fans des SC so gemütlich gemacht hatten, traf sie zur überraschenden Führung.
Ein Tor, das dem Spiel die Extrawürze gab. Denn fortan musste Freiburg zunehmend mehr Risiko gehen. In der zweiten Halbzeit belohnte sich der SC schließlich für seine Anstrengungen. Ein Doppelpack von Riola Xhemaili (56. und 60.) löste den altbekannten Ketchup-Flaschen-Effekt aus. Erst gelingt nichts, dann aber plötzlich alles. Als Janina Minge in der 68. Minute einen Schuss aus der Distanz in den Knick setzte, lief der Kessel im Dreisamstadion endgültig über. Hasret Kayikci besorgte den 4:1-Endstand (90.+1).
Die Erkenntnis aus diesem Spiel vor stimmungsvoller Kulisse? Fußball kann richtig Spaß machen. Und der SC bleibt mit dem Erfolg dran an den Champions-League-Plätzen. Zwei Punkte sind es nur noch auf Frankfurt und zwei Zähler Vorsprung auf die TSG Hoffenheim.
Fußball ohne Technik: Mehr Fluch als Segen?
Nicht wenigen macht der Fußball auch ohne ständige VAR-Einsätze Spaß. Ein Thema, das rauf und runter diskutiert wird. Gerade in der Bundesliga der Frauen ist die fehlende Technik aber vor allem ein Fluch – und das auf allen erdenklichen Ebenen.
Unabhängig davon, ob man für den VAR, die Torlinientechnologie oder anderweitige technische Neuerungen ist, oder ob man sich den alten Fußball zurückwünscht: Zumindest eine eindeutige Auflösung der Situation im Nachgang wäre wünschenswert. Dieses Wochenende lieferte gleich zwei Beispiele: Am Freitagabend erzielte Lina Magull in der zweiten Halbzeit das womöglich vorentscheidende 2:0. Allerdings wurde die Bayern-Kapitänin wegen Abseits zurückgepfiffen. Anschließend wurden drei Kameraperspektiven gezeigt. Keine davon ermöglichte eine Auflösung, eine war schlechter als die andere.
Ähnlich war es beim 2:1-Führungstreffer der Freiburgerinnen. Dort klatschte der Ball von der Latte auf die Grundlinie und dann wieder hoch. Das Schiedsrichterinnenteam entschied auf Tor. Eine leicht diagonale Kameraperspektive ließ nur erahnen, dass der Ball leicht schräg hochsprang. Ob er mit vollem Umfang hinter der Linie war, bleibt ein Rätsel.
Vermutlich sind aus Kostengründen weniger Kameras im Einsatz als beispielsweise in der Männer-Bundesliga. Aber zur Professionalisierung gehört eben auch eine entsprechende Darstellung. Mit zwei oder drei Kameras ist das schwer umsetzbar.
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Werder Bremen lebt noch
In der 88. Minute der letzten Begegnung dieses Spieltags hätte der Abstiegskampf vorentschieden werden können. Ein oft wildes Duell zwischen der SGS Essen und Werder Bremen war zu diesem Zeitpunkt noch torlos. Allerdings rannten die Essenerinnen an, hatten deutlich mehr vom Spiel. In besagter Minute schien dann die große Erlösung für die SGS möglich zu sein. Lina Hausicke wurde aus kurzer Distanz angeschossen. Die Schiedsrichterin entschied auf Strafstoß. Eine harte Entscheidung.
Das Schicksal Bremens lag nun in der Hand von Natasha Kowalski. Ein Treffer und Werder würden sieben Punkte auf das rettende Ufer fehlen. Es wäre sicher nicht die Entscheidung gewesen, aber der Weg zum Klassenerhalt wäre deutlich länger geworden. Kowalski aber verschoss. Und auch die Anschlussbemühungen der Gastgeberinnen blieben unbelohnt.
Es war kein guter Auftritt der Bremerinnen. Dieser mit viel Glück erkämpfte Punkt könnte am Ende der Saison aber noch wertvoll werden. Denn dass Werder guten Fußball spielen kann, haben sie im Saisonverlauf bereits gezeigt. In der bald anstehenden Winterpause wird es darum gehen, die guten Ansätze endlich konstant auf den Platz zu bekommen. Am Ende der Saison werden sie dann vielleicht auf diesen Elfmeter von Kowalski zurückblicken. Es könnte ein entscheidender Punktgewinn in einer komplizierten Saisonphase gewesen sein.
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