Nach der Niederlage gegen Hoffenheim ist für den BVB nicht nur tabellarisch ein schwerer Rückschlag. In Dortmund werden die immer gleichen Themen verhandelt, die nun schon wieder Cheftrainer Edin Terzic in den Fokus rücken.

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Es hätte Borussia Dortmunds Spieltag werden können. Der VfB Stuttgart ließ überraschend zwei Punkte im Heimspiel gegen Köln liegen, RB Leipzig verlor am Samstag das Topspiel bei den Bayern in letzter Minute, die "Verfolger" Frankfurt und Bremen spielten in ihren Heimspielen nur remis.

Die Bühne war bereitet für den BVB, sich wieder ein etwas komfortableres Polster auf Leipzig zu verschaffen und die Stuttgarter unter Druck zu setzen. Doch dann geriet der Sonntagabend im Signal Iduna Park zu einem mittleren Desaster.

Das 2:3 gegen die TSG Hoffenheim, zuvor acht Spiele in Folge sieglos, war mehr als eine Niederlage zur Unzeit. Es war ein Spiegelbild der Dortmunder Saison, mit einigen Höhen, aber auch extremen Problemen, welche die Dortmunder Mannschaft offenbar partout nicht abstreifen kann.

Der BVB dreht sich im Kreis

Seit Monaten werden dieselben Themen verhandelt, gegen Hoffenheim waren es einmal mehr der wenig strukturierte und in zu vielen Phasen hektische Spielaufbau und - quasi als neue Baustelle - die Konterabsicherung. Dazu kommen gravierende individuelle Fehler der Spieler, von denen gegen Hoffenheim Marcel Sabitzer, Donyell Malen und eine Halbzeit lang Julian Brandt Normalform zeigten - der Rest der Mannschaft aber teilweise eklatant abfiel.

Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison: Der Dortmunder Kader zeigt keine homogen hohe Leistungskurve, stattdessen müssen immer wieder individuelle Aussetzer aufgefangen werden oder auch wegen diverser Verletzungen Spieler durchgeschleift werden, die eigentlich nichts in der Startformation zu suchen haben.

Gegen Hoffenheim musste Edin Terzic seinen Kapitän Emre Can etwa wieder als Innenverteidiger aufstellen, weil Mats Hummels angeschlagen auf der Bank saß und es der ebenfalls erkrankte Niklas Süle erst gar nicht in den Kader schaffte. Can steckt aber im Formtief und war besonders in der ersten Halbzeit eher ein Brandherd denn eine Stütze in Dortmunds Defensive.

Im Angriff ließ sich Niclas Füllkrug immer wieder ins Mittelfeld fallen, um so kurz zu überladen und Platz in seinem Rücken für dynamische Tiefgenläufe der äußeren Mittelfeldspieler zu schaffen. Ein taktisches Stilmittel, das immer mal wieder aufblitzt und auch funktioniert - mit Füllkrug als Wandspieler aktuell aber nicht die optimale Besetzung hat. Dafür verliert der Nationalspieler deutlich zu viele Bälle. Das war in Eindhoven besonders frappierend, gegen Hoffenheim vor dem Ausgleich in der zweiten Halbzeit sogar entscheidend.

Terzic mahnt - und keiner hört zu

Wobei Füllkrug der Ballverlust noch gute 70, 80 Meter vom eigenen Tor entfernt unterlief. Und eine gut aufeinander abgestimmte Mannschaft einen möglichen Konter bei dieser Ausgangslage früher oder später unterbindet. Dem BVB wollte das nicht gelingen, stattdessen kassierte die Mannschaft ein Gegentor mit Ansage.

"Uns hat in der ersten Halbzeit schon nicht gefallen, dass wir sehr viele Konter verteidigen mussten, weil die Absicherung nicht passte. Das haben wir in der Halbzeitpause auch klar angesprochen", sagte Terzic am "DAZN"-Mikrofon und verwies auf eine klar definierte Arbeitsaufteilung und Zuordnung in diesen Momenten nach einem Ballverlust. Die seine Spieler aber nicht entsprechend einhalten konnten.

"Dann laden wir den Gegner komplett ein und kassieren genau das Tor, das wir verhindern wollten. Es war heute komplett unsere eigene Schuld, den Gegner wieder ins Spiel kommen zu lassen. Das ist extrem frustrierend."

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Brandt: "Das ist schwer zu akzeptieren"

Drei Gegentore hatte Terzic‘ Team in den sieben Pflichtspielen davor in diesem Kalenderjahr erst kassiert, zu Recht konnten alle Beteiligten bisher auf diese starke Bilanz im Spiel gegen den Ball verweisen. Allerdings wurden die Gegner in den letzten Wochen sukzessive stärker und Hoffenheim legte nun als erste Mannschaft jene Effizienz an den Tag, mit der auf diesem Spielniveau zu rechnen sein muss.

Aus vier Chancen machten die Gäste drei Tore, jeweils auf freundliche Einladung der Borussia. Erst patzten Can und Niko Schlotterbeck bei einem simplen Querpass, dann griffen die vereinbarten Mechanismen im Nachrücken und Zuordnen auf Füllkrugs Ballverlust nicht und am Ende führte ein hohes Pressing des Gegners zu einem der bekannten frühen Ballverlust und zu totalem Chaos in der Restverteidigung beim nächsten Konter.

"In der zweiten Halbzeit holen wir Hoffenheim wieder ins Spiel, indem wir in unserer eigenen Hälfte ganz, ganz drastische Bälle verlieren", motzte deshalb auch Julian Brandt nach dem Spiel, der unter anderem mal wieder die schlechte Entscheidungsfindung seiner Mannschaft anprangerte.

"Natürlich ist jeder gewillt, in unserer Mannschaft Fußball zu spielen, dafür sind wir alle Fußballer geworden. Ich glaube, keiner mag Langholz. Es ist ein Stilmittel, was man ab und zu benutzen darf - auch bei Borussia Dortmund, bei Bayern München oder Real Madrid. Wir haben eine schwere Entscheidungsfindung, wann wir spielen wollen und wann es Sinn macht, den langen Ball zu nehmen. Das ärgert mich am meisten, das nervt mich einfach und ist schwer zu akzeptieren."

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Trainerdiskussion scheint unausweichlich

Die Liste der handwerklichen Fehler bleibt deutlich zu lang. Nach zwei Drittel der Saison und vor den entscheidenden Wochen im Frühjahr mit dem definitiven K.o.-Spiel gegen Eindhoven und den gefühlten K.-o.-Spielen gegen Frankfurt, Bayern, Stuttgart, Leverkusen und Leipzig rückt deshalb auch der Trainer wieder stark in den Fokus. Edin Terzic und sein Trainerteam haben es trotz vieler Trainingswochen nicht geschafft, die mittlerweile schon obligatorischen Probleme in den Griff zu bekommen.

Erneut reichten dem Gegner ein, zwei recht simple taktische Anpassungen, um den BVB ins Wanken zu bekommen. Hoffenheim füllte in der zweiten Halbzeit mit aggressiverem Durchschieben seiner zentralen Abwehrspieler jene Räume auf, die der BVB mit Brandt und Sabitzer und Marco Reus in der ersten Halbzeit noch ohne großen Druck bespielen durfte. Und sofort war es vorbei mit der Dortmunder Herrlichkeit, fehlten unter Raum- und Zeitdruck plötzlich Anspielstationen.

Nun war auch die erste Halbzeit, abgesehen von den beiden Treffern nach Standardsituationen, keine Offenbarung. Der BVB hatte die Partie nach dem schlimmen Start zwar unter Kontrolle, erspielte sich aber aus dem freien Spiel wenige Gelegenheiten. Die zweite Hälfte aber war ein Rückfall in längst vergessen geglaubte Zeiten: Mit einer hektischen Mannschaft, mit Spielern, die unter Druck auf ihren Positionen springen und damit jegliche Struktur aufgeben und stattdessen auf eigene Rechnung arbeiten.

"In der zweiten Halbzeit verdoppeln oder verdreifachen wir unsere individuellen Fehler. Dann am Ende war es Chaos", sagte Julian Brandt. Und dafür verantwortlich ist letztlich der Cheftrainer. Edin Terzic hat die knifflige Phase rund um Weihnachten überstanden, mit Sven Bender und Nuri Sahin noch zwei frische Mitarbeiter an seine Seite gestellt bekommen.

Nun rückt Terzic aber schon wieder stark in den Fokus, die Diskussionen um seinen Job dürften sich in den kommenden Tagen kaum vermeiden lassen. Dafür sind die Symptome mittlerweile schon wieder zu stark.

Verwendete Quellen

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