Mats Hummels war in der Hinserie eine der wenigen Dortmunder Konstanten - nun hat er seinen Stammplatz aber vorübergehend verloren. Die Ausgangslage für eine Rückkehr scheint etwas kompliziert...

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Ganz so schlimm wie bei Julian Brandt war es bei Mats Hummels wohl nicht. Der Mittelfeldspieler erzählte neulich von den Symptomen und Folgen seines schweren grippalen Infekts und dass er gefühlt "die Pest" gehabt habe. Sechs Kilo hat Brandt in diesen zwei Wochen abgenommen. Noch etwas früher als den Mittelfeldspieler hatte es auch Hummels erwischt. Auch der lag zwei Wochen flach, von einem derart hohen Gewichtsverlust ist allerdings nichts bekannt.

Die beiden Spiele zum Start in die Rückserie hatte Hummels trotzdem verpasst. Und knüpfte damit unfreiwillig an die schwierige Phase unmittelbar vor der Winterpause an. Nach einer übermotivierten Grätsche im Spiel gegen Leipzig und der daraus resultierenden Roten Karte hat er in den acht Spielen seitdem kein einziges mehr über die volle Spielzeit bestritten.

Den letzten "kompletten" Hummels sahen die Fans beim hartnäckig ermauerten Remis in Leverkusen. Das war Anfang Dezember.

Hummels eine der wenigen Konstanten

In der Hinserie war der Routinier noch Dortmunds Abwehrchef und in einer zweifelnden und zaudernden Mannschaft eine der wenigen positiven Konstanten. Im Dreikampf um einen Platz in der Dortmunder Innenverteidigung mit Niklas Süle und Nico Schlotterbeck war Hummels bei Cheftrainer Edin Terzic klar gesetzt, stand 18 Mal in Folge in der Startelf und absolvierte im Dortmunder Vorzeige-Wettbewerb, der Champions League, alle sechs Partien über die kompletten 90 Minuten.

Nun hat sich die Ausgangslage für den 35-Jährigen aber ein wenig verändert. Die Rotsperre und seine Erkrankung machten die Tür für seinen Kontrahenten einen Spalt breit auf und vor allem Schlotterbeck wusste dies sofort für sich zu nutzen. Der 24-Jährige scheint aktuell in der Dortmunder Innenverteidigung gesetzt und wurde in den letzten Partien von Süle flankiert.

Die deutlich vernehmbare öffentliche Kritik an dessen Leistungen und auch an der Arbeitsmoral des Nationalspielers hat insofern Früchte getragen, als sich Süle in den vergangenen Wochen deutlich stabilisiert und gegen - in der Offensive allerdings auch eher schwache - Gegner einen vernünftigen Eindruck hinterlassen hat.

Nur zwei Plätze für ein Trio

Der eigentliche Abwehrchef findet sich deshalb derzeit in der Rolle des Herausforderers wieder. Für Hummels ist das keine neue Situation, schon früher beim BVB und auch beim FC Bayern hatte er mit vergleichbaren Gegebenheiten zu kämpfen und sich am Ende doch immer wieder durchgesetzt.

In den vergangenen Wochen ist die eine oder andere Option aber etwas in den Hintergrund gerückt, die Hummels eine schnelle und dauerhafte Rückkehr in die erste Elf hätte bescheren können. Das neu zusammengestellte Trainerteam hat sich offenbar auf eine Grundordnung mit der Viererkette in der letzten Linie festgelegt, das von Terzic ab und an noch eingestreute 3-5-2 oder 3-4-3 ist in der Schublade verschwunden.

Für die Dortmunder Innenverteidiger heißt das im Umkehrschluss, dass zwei spielen können und einer zuschauen muss. Und weil nun auch Julian Ryerson wieder fit ist und am vergangenen Wochenende sofort nach seiner Knieverletzung wieder ins Rennen geschickt wurde, muss Süle in den nächsten Wochen wohl eher nicht mehr als rechter Außenverteidiger aushelfen und kann sich voll auf seine Aufgabe in der Abwehrzentrale konzentrieren.

Eine Rochade auf der Außenbahn wird Hummels den Weg zurück in die Innenverteidigung also wohl eher nicht ebnen.

Neue Rolle für die Innenverteidiger?

Hummels hatte einige herausragende Spiele in der Hinserie, in der Königsklasse in Mailand oder beim Remis in Leverkusen. Immer dann, wenn die Mannschaft etwas tiefer verteidigen und aus einer eher abwartenden Stellung heraus agieren konnte, war Hummels in Weltklasseform. Wenn der Raum also eng war und hinter der letzten Linie nicht mehr viel Tiefe für die Gegner.

Terzic wählte dieses Stilmittel in der ersten Saisonhälfte noch einige Male, gerade in Partien gegen spielstarke Gegner. Und konnte sich dabei auf Hummels und dessen immer noch perfekt getimten Momente im Herausstechen und in der Strafraumverteidigung verlassen.

Nun wähnt sich die Dortmunder Mannschaft in einem kleinen Lauf, spielt einen etwas offensiveren, mutigeren Ansatz. Die letzte Linie steht dabei wieder etwas höher, für die Restverteidigung ist auch wieder mehr Tempo gefragt. Das schließt Hummels per se nicht aus, verändert aber etwas die Anforderungen.

Im Juni läuft der Vertrag des Spielers in Dortmund aus, in den nächsten Wochen dürften wie bei Marco Reus einige Gespräche anstehen. Und dann ist ja im Sommer auch noch die Europameisterschaft im eigenen Land. Ein letztes Großereignis, das es selbst für einen Weltmeister so noch nicht gab.

Mats Hummels könnte deshalb - im Klub wie in der Nationalmannschaft - ein letztes Mal in die Rolle des Herausforderers schlüpfen. Bisher hat er sich immer wieder zurückgemeldet.

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