Und bist du nicht willig, so brauchen wir die Pflicht – diese Botschaft sendet Bayerns Ministerpräsident Söder bei "maybrit illner" an die Bevölkerung. Star-Virologe Drosten lobt überraschend seinen umstrittenen Kollegen Streeck.
Ja ist denn heut schon wieder Karneval? Bayerns Ministerpräsident
Das ist das Thema bei "Maybrit Illner"
"Das war's mit den Lockerungen" - mit enttäuschtem Unterton kommentiert der erste Einspieler des Abends die Trippelschritte Richtung Normalität: Teile des Handels öffnen bald wieder, die Schulen richten sich auf einen abgespreckten Betrieb ein. Ist das richtig? Ginge da noch mehr?
Das sind die Gäste
Nein, es gibt keinen Streit zwischen den Bundesländern, betont Markus Söder (CSU) immer wieder: "Nur Abwägen". Er selbst wolle aber "auf der sicheren Seite" sein: "Bitte keine ungeordnete Exit-Strategie. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste."
Spiegel-Journalistin Christiane Hoffmann ordnet das "Fernduell München – NRW" (Illner) ein: Zwar gehe es zwischen Söder und
Weil Armin Laschet nicht im Studio sitzt, muss FDP-Chef
Auf eine App – oder in seinen Worten ein "elektronisches Fallverfolgungssystem" - richtet Star-Virologe Christian Drosten seine Hoffnungen "abseits von Träumen von Impfstoffen und Medikamenten". Gleichzeitig warnt er vor einer unangenehmen Art der "neuen Normalität" - das Krankheitsgeschehen könnte sich dem anderer Länder angleichen: "Unsere beneidenswert geringe Sterblichkeit wird nicht immer so bleiben."
Wissenschafts-Journalist
Das ist der Moment des Abends
Markus Söder aus München zuzuschalten, ergibt Sinn. Den Bildschirm mit seinem Gesicht inmitten eines psychedelischen Viren-Panoramas zu platzieren, so dass es aussah, als hätte ihm jemand auf TikTok ein Corona-Kostüm angezogen - das dürfte selbst dem berühmt-berüchtigten Verkleidungskünstler Söder (Ein Tipp für Connaisseure: In die Google-Bildersuche "Söder Karneval" eingeben) nicht so recht gefallen haben. Sei's drum, es geht ja, die "Spiegel"-Hauptstadtjournalistin Hoffmann hat darauf hingewiesen, in erster Linie um Inhalte.
Die haben es in sich: Nicht nur plaudert Söder aus, dass auch
Die neue Liebe zur Maske führt Söder auch gleich publikumswirksam vor: Er bekomme immer wieder MNS per Post geschickt, erklärt Bayerns Ministerpräsident – und hält zur Erheiterung eine Maske in blau-weißen Rauten in die Kamera.
Das ist das Rede-Duell des Abends
Es ist der Abend der ausgebliebenen Duelle: Nur ein einziges Mal erwähnt Markus Söder explizit Nordrhein-Westfalens abweichende Haltung zu den Lockerungen (dafür dankt er rund zehnmal der Bevölkerung, allen Mitarbeitern im Gesundheitsdienst und dem Rest der Welt). Einen Stellvertreter-Krieg mit Christian Lindner wollen beide Seiten nicht führen.
Es reicht nur für ein Geplänkel zur Frage, ob sich Länder und Bundesregierung zweiwöchentlich austauschen sollen oder öfter. Der FDP-Chef belässt es derweil bei zurückhaltender Kritik an der Regierung, weil ohne zentrale Stelle für Digitalisierung ein Ansprechpartner für Programmierer fehle, die an Apps gegen Corona arbeiten.
Potenzial hatte auch die Causa
So hat sich Maybrit Illner geschlagen
An der Gastgeberin liegt es nicht, dass der Abend so konfliktarm bis fast unterkühlt verläuft. Mit pointierten Fragen ("Pfeifen wir auf den Datenschutz?") bringt sie die notwendige Portion Emotionen und Farbe in ein Thema, das für die Gäste einfach zu viele Unwägbarkeiten birgt, um sich mit steilen Thesen und Populismus zu profilieren. Wer Talkshows schaut, um sich zu informieren, ist mit der Runde bestens bedient.
Das ist das Ergebnis
Was nicht heißt, das Fehler und Kritik ausgespart werden: "Spiegel"-Journalistin Christiane Hoffmann missfällt die Kommunikation der Regierung. Vor allem fehle ihr "die Leidenschaft" in den Empfehlungen für den Mund-Nasen-Schutz: "Ich möchte Frau Merkel beim Einkaufen mit Maske sehen."
Um die technische Ausstattung der Gesundheitsbehörden sorgt sich Ranga Yogeshwar – teils würden die Berichte noch per Fax verschickt. Alle bisherigen Maßnahmen bedienten sich der Mittel, die schon im Mittelalter angewandt wurden: Quarantäne, Kontaktverbot, Masken. "Wir haben aber 2020 und eine neue Qualität der Informationsverarbeitung. Wir könnten intelligent und schnell sein."
Andere sind das, wie Hongkong, wo die aktuelle Reproduktionsrate, auf die neuerdings größten Wert gelegt wird (Illner: "Das wird das Wort des Jahres. Oder das Unwort."), stets topaktuell abgefragt werden kann. Die effektive Rate soll nun unter 1 gedrückt und dort gehalten werden – ob das mit den Lockerungen möglich sei, oder ob etwa von den Schulen eine neue Welle ausgehen könnte, will Illner von Drosten wissen. Und Drostens Blick sagt: Das wüsste ich auch gern.
Und dann erzählt er, was wir alles nicht wissen, darunter einige verblüffend grundlegende Dinge: Warum Kinder so gut wie kaum Probleme mit dem Virus haben, ob sie überhaupt stark infektiös sind, warum sich der Virus in Haushalten so vergleichsweise schwach vermehrt, ob viele Menschen vielleicht eine versteckte Immunität aufweisen. Aber egal, was die Forschung dazu herausfinden wird, sagt Drosten: "Die Erkenntnis wird nicht dazu führen, dass man sagt, die jetzigen Maßnahmen waren falsch."
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