Vor Wochenfrist erst sind wir mit dieser Kolumne gemeinsam auf die Gästetribüne zum Qualifikations-Lager für das "Dschungelcamp" eingezogen – und zack: Schon ist Halbzeit. Patricia Blanco ist bereits mit Roter Karte vom Zuschauer-Schiedsrichter vom Containerplatz gestellt worden und viele 100-prozentige Torchancen sind vergeben worden.

Marie von den Benken
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Gestern etwa, als D-Promi-Mamastürmer Marco Strecker und Eheinnenverteidigerin Iris Klein es verpassten, sich im großen Deutschland-Memory selbst vor der nächsten Nominierung zu schützen. Sie zeigten sich wenig heimatsicher und erkannten weder Schloss Bellevue noch Neuschwanstein oder die Loreley. Beide kennen ihr Geburtsland offenbar genauso gut wie Mats Hummels das Gefühl eines Supersprinters. Somit geht die gesamte verbliebene "Promi Big Brother"-Mannschaft mit Gelb vorbelastet in die zweite Hälfte der Haferflocken-Festspiele für die zur besseren Sofortidentifikation als unterschiedliche Textmarker-Farben dauergekleideten Popularitätsanbeter.

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Ein weiterer Starspieler des FC Einfältig Köln Bocklemünd wird direkt zu Beginn der zweiten Halbzeit bereits heute ebenfalls des Feldes verwiesen werden und sich zu Patricia Blanco auf die Ersatzbank begeben. Damit ist für den oder die des Belanglosigkeiten-Feldes verwiesene Mitbewohnerin* (*auf besonderen Wunsch von Cheffeminist Wolfgang Kubicki wird hier das generische Femininum genutzt) auch der Traum von der 100.000 Euro Gewinnsumme geplatzt.

Viele der an den Hunger Games für kulturelle Geisterfahrer teilnehmenden ehemaligen Kleinprominenten könnten die Gewinnsumme zur aktiven wirtschaftlichen Notoperation am offenen Privatinsolvenz-Herzen sehr gut gebrauchen – außer natürlich die bereits des Trivialitäten-Feldes verwiesene Patricia. Die ist auf Geld nicht angewiesen und kann sich jederzeit einen Blanco-Scheck ausfüllen.

Eine aufrichtige Entschuldigung an dieser Stelle für diesen viertklassigen Wortwitz, aber acht Tage "Promi Big Brother" gehen auch an mir nicht spurlos vorüber. Bisweilen ertappe ich mich sogar "Bist mein großer Bruder, du bist immer da" singend an der Supermarktkasse. Und das ist für alle Beteiligten eine äußerst unangenehme Situation.

Ulla Yeliz Koc-Ambrink

Als die zweite Halbzeit dann endlich angepfiffen wird, brennt es direkt in den Strafräumen. Keine Angst, es geht nicht wieder um freiliegende Geschlechtsteile und schlüpfrige Sex-Enthaltungs-Gedanken der präpubertären Sex-Spartaner auf Kopulations-Nulldiät. Im Gegenteil. In der Anfangsphase nach dem Seitenwechsel wird es zunächst tränenreich: Yeliz Koc fühlt sich als "die Langweiligste hier".

In der Urteilsbegründung stellt sie fest: "Ich traue mich schon nicht mehr, irgendwas zu sagen, weil ich keinen Bock habe, ignoriert zu werden." Container-Therapeutin Dilara Kruse hakt nach, doch Tränendrüsen-Staatsanwältin Yeliz kann eindeutige Beweise vorlegen: "Es gehen immer alle weg, wenn ich komme." Ein Satz, den man sonst nur von enttäuschten One-Night-Stand-Leftovers hört. Zur Auflockerung wird dann schnell verkündet, dass Iris Klein von den Zuschauern heute vor der Roten Karte geschützt wurde, während Ex-Mann und Container sowie Ehe-Antagonist Peter Klein weiter zittern muss.

Anschließend ruft Neu-Container-Chefin Manuela Wisbeck zum großen Reinemachen auf. Zwölf engagierte D-Promis fegen, putzen und räumen auf. Zwölf D-Promis? Nein! Ein von unbeugsamer Selbstüberschätzung bevölkerter Jürgen Milski hört nicht auf, der Gruppendynamik Widerstand zu leisten. Statt bei der großen Wischmob-Challenge mitzuhelfen, tourt er durch die Containerlandschaft und beglückt die Waschmannschaft mit pseudolustigen Ratschlägen und Provokationen wie "finde ich toll, dass drei Leute für mich das Klo putzen." Was man eben für Humor hält, wenn man mit dem Singen von Texten wie "Auf Wiedersehen Holland – wir sind dabei" am Ballermann zum Idol tausender volltrunkener Junggesellenabschiedstrüppchen geworden ist.

Alle elf Mitbewohner auf Karriere-Turkey bekommen das mit, aber nur Paulina "Ex on the Beach" Ljubas hat die bereits vor Jahren von Oliver Kahn eingeforderten Eier und traut sich, das anzusprechen: "Jürgen ist ein ganz normaler Bewohner wie wir auch, da kann man auch mal einen Lappen in die Hand nehmen." Ja, könnte man, aber wie? Carsten Linnemann ist ja gar nicht im Container. Für alle, die jetzt denken: "Carsten wer? Wo hat der denn mitgemacht?" hier die Auflösung: Carsten Linnemann hat dieses Jahr bei "FSDG" gewonnen, dem beliebtesten Casting-Format der Ü70-Generation: "Friedrich sucht den Generalsekretär".

Der selbsternannte Generalsekretär der "Promi Big Brother"-Partei, Jürgen Milski, arbeitet derweil konsequent an der Entzauberung seines eigenen Reality-TV-Mythos. Oder wie Paulina Ljubas sagt: "Jürgen ist sich offensichtlich zu fein, hier mitzuhelfen und das finde ich schon frech. Das kann auch Dilara bestätigen: "Jürgen denkt, er ist was Besseres!". Etwas später fällt noch die Kategorisierung "Pissiger Marionettenspieler" und Paulina resümiert: "Er wirkt sehr selbstsicher, aber ich glaube, er hat ein Problem mit seinem Ego."

Philo Sophie

Kein Problem mit seinem Ego hat dagegen Ex-Nationalspieler Max Kruse. Der Ehemann von Container-Gettobraut Dilara hat extra seinen Vertrag mit dem SC Paderborn aufgelöst, um an Tag Acht ins ferne Köln zu reisen und seiner Frau emotionale Unterstützung zukommen zu lassen. Das muss Liebe sein. Die größte Lovestory der Saison, mal abgesehen von der Liebe, die die D-Promi-Quarantäne-Raucher für Glimmstängel verspüren. Als Big Brother ihnen heute einen Deal anbietet: Luxus-Nahrungsmittel im Tausch gegen alle Zigaretten, willigt die Raucher-Fraktion widerwillig ein. Das führt zu progressionsartigem Spontan-Hate. Die soeben um ihre Tabakwaren gebrachten Iris Klein und Yeliz Koc werden offiziell gefragt, ob die Nichtraucher nun auch ein Opfer bringen sollten, und machen unmissverständlich klar: "Ja!"

Das wiederum sorgt für massiven Unmut bei den Nichtrauchern, insbesondere bei Magier Philo. Der hätte sein Talent zwar nützlich und deeskalierend einsetzen und ein paar Schachteln Ernte 23 herbeizaubern können, echauffiert sich aber lieber: "100 Prozent asoziales Verhalten. Da siehst du die Rachsüchtigkeit eines Menschen, da wird mir meine Würde genommen." Das kommt bei den Zuschauern nicht flächendeckend gut an.

Da hilft ihm auch sein erneuter Versuch, den Zoten-Rettungsanker auszuwerfen nicht: "Es ist hier ganz komisch. Du hast nie einen Ständer, du gehst nie Scheißen, du hast kein Hungergefühl, alles ist tot." Nach einem nervenzehrenden und von Sat.1 etwa in die Länge einer handelsüblichen Olympiade gezogenen Auswahlverfahren benennt Bundes-D-Promitrainer Big Brother seinen Kader für den heutigen Zwangsauszug: Peter Klein, Ron Bielecki und Nichtraucherlegende Philo (der ohne Nachnamen angetreten ist).

Es ist vorbei, bye, bye Philomond

Disclaimer: Ich schreibe hier extra "Olympiade", damit die zahlreichen Absolventen der Telegram Uni für nachhaltiges Detailwissen mich auf Twitter mit dem Hinweis "oLyMPiAdE iSt DiE zEiT zWiScHeN zWeI oLyMpiScHeN sPiELeN!!!!!!!!" überraschen können. Da freue ich mich schon den ganzen Abend drauf.

Am Ende entscheiden erstmals nicht die Zuschauer über die finale Exit-Auswahl, sondern die Bewohner. Mit einem haarscharfen 4:5 verliert Philo gegen Ron. Iris-Konterpart Peter erhält keine Stimme, auch nicht die seiner zukünftigen Ex-Frau. Und das, obwohl er – das jedenfalls verriet Iris im Deeptalk an der Haferflocken-Theke – die Scheidungspapiere nur gegen eine Zahlung von 100.000 Euro unterzeichnen würde. Außerdem versucht er aktuell wohl, trotz jahrelangen gemeinsamen Wohnsitzes auf Mallorca, die dort eingereichte Scheidung nach Deutschland zu verlegen. So oder so: Es geht um Geld. Iris hat es, Peter will es. Eine entsprechende VOX-Doku "Iris & Peter – Hurra, wir lassen uns scheiden" ist vermutlich bereits in Vorbereitung.

Stichwort Scheidung: Die Bewohner lassen sich an Tag Acht von Philo scheiden, der nach Patricia Blanco zum zweiten D-Promi-Scheidungskind wird. Ob an Tag Neun direkt ein weiterer WG-Bewohner seine nicht vorhandenen Sachen packen muss, davon berichte ich morgen. Bis dann!

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