Diese Woche möchte ich mit einer Entschuldigung beginnen. Ich bitte um Nachsicht dafür, dass ich in den vergangenen 14 Tagen der treuen Fangemeinde dieses Wochenrückblicks quasi die Existenzberechtigung entzogen habe. Wie erquicklich es auch jeden Montag ist, mir in zahllosen Kommentaren anzuhören, dass ich mich als eher mittel- bis unterdurchschnittlich begabte Schreiberin besser auf Dinge konzentrieren sollte, von denen ich was verstehe. Fotos auf Instagram posten oder irgendwas halt, wo man nicht groß ins Denken geraten muss. Nun habe ich das in den letzten 16 Tagen ausführlich praktiziert und mich täglich um ein TV-Format gekümmert, das nicht unbedingt dafür bekannt ist, dass man mehrere akademische Abschlüsse benötigt, um Zugang zum Konzept zu finden.
Nun ist aber (für die einen leider, für die anderen zum Glück) der Dschungelkönig gekrönt und der Hamburger Shisha-Bar-Buddy von Olaf Scholz,
Aller guten Dinge sind dry
Womit wir auch schon bei der ersten Aufreger-Trilogie der jüngsten Vergangenheit sind: Der AfD-Dreiklang: Otte,
Jörg Meuthen dagegen, der seit 2015 Bundessprecher von Ottes Spendenempfängerin, der AfD, gewesen ist, hat dagegen den umgekehrten Weg eingeschlagen. Empört über die zu rechte Ausrichtung seiner Ex-Partei ist er am 28. Januar ausgetreten. Viele sagen, er hätte den parteiinternen Machtkampf gegen den von der "Heute Show" erfundenen und seither von Fabian Köster gespielten "Bernd Höcke" ohnehin verloren. Den "Schandfleck im Herzen unserer Hauptstadt" und die "Erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" hatte er dem Beinahe-Ministerpräsidenten-Macher aus Thüringen noch zähneknirschend durchgehen lassen. Jetzt hat aber sogar Meuthen von Höcke, Antisemitismus, Rassismus und Sexismus in seiner ehemaligen Partei die Schnauze voll. Mal sehen, wo es ihn hintreibt. Vielleicht eine Talkshow bei "Servus TV", wenn er bei denen nach seinem Austritt nicht ebenfalls als linksextrem gilt.
Erika Steinbachblütentee
Das "Aller guten Dinge sind drei"-Phänomen im AfD-Karussell der PR-Pleiten macht dann schlussendlich Erika Steinbach klar. Endlich möchte man meinen ist sie (als Reaktion und Ausgleich zu Meuthens Austritt übrigens) feierlich der AfD beigetreten. Ähnlich wie Otte kommt sie mit einem Migrationshintergrund: Auch sie war vorher mal in der CDU. Nach ihrem Austritt und einer veritablen Hollywood-Karriere in der Rolle des "Jokers" im gleichnamigen Blockbuster ist sie nunmehr die neue Frauke Petry in der Partei, die gerne die Sonne verklagen würde, damit man hier auf der Erde keine Einschränkungen und politischen Änderungen einleiten muss, um dem Klimawandel zu begegnen.
Stichwort PR-Pleiten. Hätte die AfD mal auf eine der erfolgreichsten PR-Agenturen Europas zurückgegriffen. Der ARD. Die nämlich, das wissen wir seit dem Wochenende, fungiert als PR-Agentur für "super Holocaust-Überlebende". Das hat uns Ulf Poschardt verraten, der Chefredakteur der Tageszeitung "Welt". Der Lieblingsjournalist von ÖR-Nervensäge
Gut, in der Öffentlichkeit kam diese technisch, logisch und kausal kaum glaubhafte Erklärungs-Parabel nicht unbedingt bei allen gut an, aber das sind alles Hater des nach dem Abgang von Julian Reichelt wirklich allerallerallerletzten Journalisten, der noch gegen den DDR-Obrigkeitsstaat aufbegehrt und kein Propaganda-Assistent ist. Viele finden auch, es sei nicht sehr nett, sich antisemitisch zu äußern, um Abonnenten im Querdenker-Milieu zu gewinnen und den Shitstorm dann der Praktikantin in die Schuhe zu schieben. Das ist grundsätzlich richtig. Deeskalierend muss man Poschardt aber zugutehalten, dass er immerhin keine laminierten Scheidungsurkunden dabeihatte, als er der Praktikantin den handgeschriebenen Text zur schnellstmöglichen Übertragung ins Online-Redaktionssystem ausgehändigt hatte.
Der Rechtsradikalenfänger von Berlin
Ein bisschen Antisemitismus und öffentlich-rechtliche Sender als PR-Agenturen zu bezeichnen ist aber ohnehin eine absolute Kleinigkeit dagegen, was sich Erdogan-Trauzeuge und Harald-Schmidt-Fanclub-Vorsitzender Jan Böhmermann dieser Tage erlaubt hat. Kinder mit Ratten zu vergleichen, und das auch noch in einem satirischen Kontext, der eigentlich genau das Gegenteil meint und gerade explizit den Umgang mit Kindern in dieser Pandemiepolitik kritisiert, das geht natürlich zu weit. Im hektischen Durchreichen der Info, Jan Böhmermann würde per Zwangsabgabe generierte Gelder aus dem Rundfunkbeitrag verwenden, um wehrlose Kinder zu verunglimpfen.
Wir lernen aus der Freiheits-Bubble der Hauptstadt-Diskursverdreher im Zusammenhang mit diesem bösen Ausrutscher von Jan Böhmermann: Satirische Witze über Kinder sind nur dann akzeptabel, wenn sie Greta Thunberg betreffen. Nuhr? Ja klar, gerne. Statements von Lisa Eckhart á la "Wahrscheinlich gehört es zu einer Seuche dazu, dass alles voller Ratten ist?" gelten im Doppelmoral-Dickicht der Ritter der Steigbügelhalter als vollkommen satirisch und zweifelsfrei nicht antisemitisch. Das gesamte Verhaltens-Programm, das dort seit Monaten monoton redundant abgespult wird, ist gleichermaßen intellektuell trostlos wie durchschaubar. Die nächste logische Konsequenz wäre jetzt eindeutig eine Petition, das Märchen vom "Rattenfänger von Hameln" canceln zu lassen.
Der Leib Christi, aber nackt
Ebenfalls etwas Ärger damit, wie sie mit Kindern umgegangen ist, hat die Katholische Kirche. Und dieser Tage sogar bis hin zu Ex-Papst Benedikt XVI. Der Jan Böhmermann des Vatikans macht den Ulf Poschardt und schiebt eine brisante Drucksache auf eine unzureichend kontrollierte, nicht sorgfältig behandelte und daher fehlerhafte Weiterverarbeitung einiger Details. Auch das passiert mal. Das darf man nicht so eng sehen. Immerhin hat er nie einen Artikel im Magazin der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten) verfasst. Welche linksradikalen Avancen zum Umsturz unserer fragilen Spaßgesellschaft die Rettungsschwimmer am Zeitungsst(r)and kommende Woche aufdecken, darüber berichte ich dann nächsten Montag.
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