Kennen Sie noch Attila Hildmann? Der vom gefragten Food-Autor für vegane Kochbücher zum Michael Wendler der Aluhutträger abgestürzte Selfmade-Querdenkerkönig hat mir diese Woche persönlich liebevolle Fanpost gesendet. Natürlich via Twitter, damit sein Pamphlet auch wirklich die ganze Welt mitbekommt.
Da aufrechte Vollzeit-Patrioten wie Hildmann, der mit seiner Covidioten-Boyband um Xavier Naidoo und Ken Jebsen einer streng geheimen Weltverschwörung von
Attila Hildmann auf Kreuzzug
Inzwischen kommentiert Hildmann eigentlich nur noch über seine Telegram-Gruppe, in der er als Neuzeit-Messias die Helden der Covidleugner-Fraktion, die für die Sicherheit ihres Landes alles tun würden (außer halt zehn Minuten beim Einkaufen im Supermarkt eine Maske aufzusetzen), regelmäßig über die neusten Top-Secret-Infos der Weltpolitik informiert. Zumeist handelt es sich dabei um längst widerlegte Fake News oder direkt von ihm selbst erfundene Enthüllungs-News. Wenn es schlecht läuft, eine Mischung aus beidem. Stets garniert mit dem Hinweis auf den Absender:
Was für eine faszinierend amateurhaft geplante Verschwörung muss das wohl sein, wenn ausgerechnet Hildmann und seine intellektuelle Trümmertruppe dem vermutlich größten und am besten gehüteten Geheimnis der Weltgeschichte auf die Schliche kommen? Hildmann scheint allerdings weiterhin fest davon überzeugt zu sein, Angela Merkel würde zeitnah vor ein Kriegsgericht gestellt und wackere Untergrundkämpfer wie der Robin Hood der Impfverweigerer mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden.
Der Ex-Koch im Twitter-Modus
Mir jedenfalls widmet Hildmann diese Woche ein exklusives Update über das aktuelle Verschwörungs-Level in Deutschland. Und zwar via Reply auf meinen Tweet "Auf der #b0108 Demo werden Wasserwerfer eingesetzt. Was viele nicht wissen: So wird AstraZeneca verimpft (Tröpfchenübertragung) und gleichzeitig per Ultraschall 5G Chips implantiert, damit das Bundeslügenpresseamt alle Querdenker jederzeit orten und in eine Diktatur lenken kann" zu den Querdenker-Demos am Wochenende in Berlin. Dazu wurden im Vorfeld 22.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen angemeldet. Seitens der Querdenker-Bewegung wurde die Teilnehmerzahl auf 1,5 Millionen geschätzt. Tatsächlich anwesend waren wohl circa 6.000 Menschen, neugierige Katastrophentouristen und Billigfleisch-Fanatiker, die versehentlich angenommen hatten, sie würden für die Teilnahme eine Rostbratwurst erhalten, schon mitgerechnet.
Hildmann jedenfalls antwortete – und ich zitiere hier wörtlich: "Wir sind schon lange in einer Diktatur & das, was dir als 'schnelleres Internet' verkauft wurde ist eine militärische Strahlenwaffe! Biontech enthält laut Inhaltsstoffe Nanopartikel, was redest du linke Schwurblerin eigentlich? Hätte dich damals aus meinem Laden schmeissen sollen."
Diese Offenbarung ist natürlich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Hildmann bekam in den letzten Monaten schon viele Namen. Von Avocadolf bis Reiskanzler. Diese Woche kommt Strahlenwaffenexperte hinzu. Wenn ich es richtig verstanden habe, sind die 400.000 kBit, mit denen ich zu Hause hochaufgelöste Fotos mit gigantischen Dateigrößen in Sekundenschnelle empfangen und versenden kann, eigentlich eine Waffe, die mich heimlich, na ja, halt verstrahlt. Warum die mich dann nicht auch gleich impft, wenn wir schon mal dabei sind, bleibt unklar. So könnte man sich den ganzen Aufklärungs-Irrsinn gegen die Impf-Nebenwirkungs-Experten sparen, die plötzlich alle ein paar Dutzend an Thrombose und/oder Hirnblutung gestorbene Neugeimpfte im näheren Bekanntenkreis haben.
Der Aufklärungsansatz von Attila Hildmann ist ein relativ bemitleidenswerter Versuch, Verschwörungsmythen am Leben zu halten, für die es selbstverständlich nicht mal den kleinsten Ansatz eines Beweises gibt. Dass in Deutschland niemand über die Internetverbindung unfreiwillig und unmerklich mit irgendwas "verstrahlt" wird, erklärt sich ja alleine dadurch, dass dieses Geheimprojekt von
Stellen Sie sich zur allgemeinen Erheiterung doch mal vor, Attila Hildmann hätte Recht und Andi Scheuer wäre beauftragt worden, unser Internet unbemerkt mit einer "Strahlenwaffe" upzudaten. Das wäre in einem Fiasko geendet, bei dem nach 50 Milliarden Euro Kosten irgendwer zufällig entdeckt hätte, dass die Strahlung doch keine Menschen, sondern nur Leberwurstbrote und Radiosender beeinflussen kann. Scheuer hätte anschließend versehentlich alle Akten und Handydaten dazu verloren, und
Hildmann ihn früher für normal?
An dieser Stelle fragen Sie sich jetzt, wie ich plötzlich auf Laschet und Rechtsextremismus komme? Ich weiß, dieser Kausalzusammenhang ist etwas schwammig. Aber ich habe eben heute wieder Instruktionen direkt vom Zentralrat der linksgrünversifften Ökodiktatur-Fanatiker erhalten und musste daher in diesen Text unbedingt einen Laschet-Diss einbauen. Sorry, aber so ist das eben als Mainstream-Mitläuferin der Systempresse.
Aber zurück zum Thema: Eigentlich lässt dieses rätselhafte Buzzword-Synapsenchaos nur einen einzigen Schluss zu: Hildmann hat mächtig einen an der Strahlenwaffel. Und ich habe jetzt vermutlich Hausverbot bei Attila Hildmann. Das ist insofern verschmerzbar, als dass der König der Hobby-Nanopartikelzähler gar keine Läden mehr hat. Er hockt ja in der Türkei. Das ist übrigens der Treppenwitz-Aspekt bei dieser ganzen Episode. Hildmann erklärt unaufgefordert, dass wir schon lange in einer Diktatur leben. Während er in einem Land Zuflucht sucht, das von einem lupenreinen Turbo-Demokraten wie Recep Tayyip Erdoğan geführt wird.
Das ist in etwa so, wie in einem Ferrari-Formel-1-Boliden mit 240 km/h einen Fahrradfahrer (15 km/h) zu überholen und ihm beim Vorbeirauschen zuzurufen, er solle mal nicht so schnell fahren, auf dieser Straße gebe es schon lange ein Tempolimit. Mit diesem schönen Vergleich aus der Welt der Geschwindigkeitstheoretiker entlasse ich Sie nunmehr aus den Los-Attila-Hildmann-Wochos und verspreche: Der Rückblick nächste Woche kommt garantiert ohne ehemalige Veganköche aus. Bis dahin!
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.