RB Leipzig hat im Sommer seine halbe Startelf verkauft – und nach geltender Klubphilosophie keine großen Stars verpflichtet. Trotzdem geht der DFB-Pokalsieger optimistisch in die neue Saison. Der Supercup am Samstag (20.45 Uhr) beim FC Bayern ist eine erste Standortbestimmung.
XXL-Umbruch bei RB Leipzig: Der zweifache DFB-Pokalsieger musste im Sommer den größten Aderlass seiner Vereinsgeschichte verkraften: Mit Christopher Nkunku wechselte der erfolgreichste Stürmer zum FC Chelsea, WM-Star Josko Gvardiol, der beste Innenverteidiger des Teams, ging für 91,5 Millionen Euro zu Manchester City.
Mit Dominik Szoboszlai verlor RB den besten Freistoßschützen und Vorlagengeber Richtung Liverpool. "Pressingmonster" Konrad Laimer läuft nun im Mittelfeld des FC Bayern auf. Nimmt man Linksverteidiger
RB-Profi Kampl: "Haben die Abgänge immer kompensiert"
Mit den Rekord-Transfereinnahmen verpflichtete RB bislang insgesamt neun Akteure. Ein Star, den nicht nur Fußball-Insider kennen, ist nicht darunter. Es kamen unter anderen Königstransfer Lois Openda (RC Lens), Kopfballmonster Benjamin Sesko (Red Bull Salzburg) und der offensive Mittelfeldspieler Christoph Baumgartner (TSG Hoffenheim) für den Angriff. Der Ex-Salzburger Nicolas Seiwald wurde gekauft, um anstelle von Laimer vor der Abwehr abzuräumen.
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Das Quartett will in Leipzig, das schon einige Sternchen zu Stars formte, den nächsten Schritt gehen. Die Leihspieler
Hört man sich dieser Tage am Cottaweg in Leipzig um, ist von letzteren Gedankengängen nichts zu hören. Routinier Kevin Kampl steht seit 2017 im Team. Er hat viele Teamkollegen gehen und neue Mitspieler kommen sehen. "Seitdem ich hier bin, haben wir immer Top-Spieler gehabt, die uns verlassen haben. Und wir haben die Abgänge immer kompensiert", sagt der 32-Jährige zuversichtlich.
"Ich glaube, dass wir wieder eine Top-Saison spielen und unsere Ziele wieder erreichen werden." Die sind seit Jahren praktisch unverändert. In der Liga unter die ersten vier, im DFB-Pokal so weit wie möglich kommen, in der Champions League die Gruppenphase überstehen.
RB Leipzig hat stabiles Gerüst
Was macht Kampl so zuversichtlich? Ihm gefällt die Einstellung der Neuzugänge im Training. "Das sind alles top Jungs. Die haben Hunger, die brennen, die geben sich mit nichts zufrieden." Außerdem sei es bei RB extrem einfach für neue Spieler, Fuß zu fassen. Auf dem Rasen und neben dem Platz. "Die Energie, die in der Truppe steckt, ist ansteckend."
Mit langjährigen Leistungsträgern wie den Verteidigern Willi Orban, Benjamin Henrichs und Lukas Klostermann sowie den Offensivspielern Dani Olmo, Emil Forsberg und Timo Werner hat das Team ein stabiles Gerüst, das mit allen Wassern gewaschen ist. Weiterer Pluspunkt: Trainer
Die Jagd nach teuren Stars auf dem Transfermarkt, um zum Angriff auf den FC Bayern zu blasen, war und ist für Rose & Co. hingegen kein Thema. Einen wie Tottenham-Stürmer
Leipzig legte für seinen teuersten Transfer aller Zeiten, Openda, 43 Millionen plus Boni auf den Tisch. Nur zwei weitere Deals bewegten sich jemals jenseits der 30-Millionen-Marke. Man kann von Leipzig halten, was man will, aber sie schmeißen ihr Geld nicht zum Fenster raus. Der Klub will organisch wachsen.
Reicht es bei RB für die Bayern-Attacke?
Daher steht auch Sportchef Max Eberl zur von Ex-Sportdirektor Ralf Rangnick implementierten Denke: Die besagt, junge Talente mit viel Perspektive günstig einzukaufen und dann gewinnbringend zu verkaufen. Siehe Naby Keita, Dayot Upamecano, Ibrahima Konaté oder Nkunku.
Aber Eberl sagt auch: "Natürlich wird es so ein, dass wir auch mal einen Spieler holen, der älter ist als 25". RB blieb auch diesen Transfersommer seiner eigenen Kaderpolitik ein Stück weit treu, keiner der Top-Zugänge ist älter als 23. Der Klub verschiebt aber die alten finanziellen Leitplanken – siehe Openda – in kleinen Schritten nach oben.
Ob es mit dem generalüberholten Kader für den Angriff auf den Rekordmeister reicht? Eher nicht. Weil die hoch motivierten Münchener in diesem Jahr wohl mehr Punkte als in der nach Bayern-Maßstäben schwachen Vorsaison sammeln werden, müsste aus RB-Sicht für Platz eins alles perfekt laufen.
Wahrscheinlicher ist, dass die Neuen im Rose-Team eine gewisse Übergangszeit brauchen und Schwächephasen nicht ausbleiben. Eine großes Fragezeichen ist die Defensive, wo noch mindestens zwei Spieler kommen sollen. Die erneute Champions-League-Qualifikation sollte im Normalfall für Rasenballsport trotzdem drin sein.
Kevin Kampl hatte nach dem zweiten DFB-Pokalsieg im Juni in der Euphorie der Stunde eine Meisteransage nach München gemacht. Vor wenigen Tagen klang das schon anders. "Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass RB irgendwann Meister wird. Ob ich dann noch da bin, das weiß ich nicht." Sicher ist: Der Klub will das auf seine Weise schaffen, ohne Transfersummen à la Kane, bei denen einem schwindelig wird.
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