Für seine Leistungen als früherer Bundestrainer steht Hansi Flick, der am 24. Februar seinen 60. Geburtstag feierte, auch heute noch in der Kritik. Zu Unrecht, finden viele unserer Leserinnen und Leser.
Die WM 2022 endete für die deutsche Nationalmannschaft früh und bitter: Zum zweiten Mal in Folge schied die DFB-Elf in der Gruppenphase aus. In der Kritik stand damals vor allem auch Bundestrainer Hansi Flick, der im Jahr darauf – nach nur zwei Jahren im Amt und zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Fußballs – vom DFB freigestellt wurde.
Mittlerweile jedoch ist Flick, der am 24. Februar 60 Jahre alt wurde, in Spanien als Trainer des FC Barcelona erfolgreich. Zudem gewann er vor seiner Zeit als Bundestrainer das legendäre Sextuple – also sechs Titel in nur einer Saison – mit dem FC Bayern. Wir wollten von unseren Leserinnen und Lesern daher wissen: Wird Flick in Deutschland zu hart beurteilt? Die Antwort war eindeutig, fast alle schrieben uns: Ja, die Kritik sei ungerechtfertigt – und Flick "sicherlich einer der besten Trainer, die wir haben und hatten". Hier eine Auswahl der Zuschriften:
"Einer der besten Trainer der Welt"
- "Auch vor Flick hatte die Nationalmannschaft Probleme, siehe 2018. Nicht immer hilft ein Trainerwechsel. Flick hat das Ruder nicht herumreißen können – aber Mannschaftssport ist nicht wirklich berechenbar, und nicht immer kehren neue Trainer besser. Ich stehe zu Flick." (Bernhard, 63 Jahre, Ingelheim)
- "Wie immer in diesem Land: Wer nicht liefert, ist raus. Dem System geschuldet! Bedenke: Was du heute leistest, ist morgen schon von gestern. Ich persönlich sehe die Leistung von Hansi Flick ganz oben angesiedelt. Die Medien sind die wirklichen Verursacher. Bei guter Leistung loben sie sich, beim Gegenteil zerreißen sie dich." (Toralf, Hamburg)
- "Ich bin tatsächlich der Meinung, dass Herr Flick in Deutschland viel zu hart beurteilt wird. Deutschland macht grundsätzlich zwei Fehler: Es hat eine zu hohe Erwartungshaltung, größtenteils von Selbstüberschätzung eingenommen. Und es stellt die Weichen nicht rechtzeitig um, wie bei
Jogi Löw , als für Außenstehende klar war, dass sein Weg gegangen war. Damit hat man nicht nur viel Zeit verloren, sondern auch die außergewöhnliche Leistung des Herrn Löws unnötig negativ geprägt. Entsprechend ist das der Fall bei Herrn Flick – und es ist bedauerlich!" (Anonym) - "Ich finde, er ist einer der besten Trainer der Welt. Man hätte ihm mehr Zeit geben müssen in der Nationalmannschaft. Die Mannschaft ist und war einfach nur schlecht." (Anonym)
"Freut mich riesig, dass er bei Barca angekommen ist"
- "Flick war schon damals, beim WM-Sieg in Brasilien, ausschlaggebend. Bei Bayern hatte er dann endlich seine Chance. Viele meinten, er hätte nur die Arbeit von Niko Kovac weiterlaufen lassen und musste nicht mehr viel machen. Solche Aussagen gibt es nur aus dem verregneten, pessimistischen Deutschland. Tatsächlich hat er Bayern geformt. Natürlich wollte er zurück als Bundestrainer. Eine Kleinigkeit wurde ihm zum Verhängnis: Die Mannschaft, die er zuvor trainierte, hatte gefühlt Sonderstatus in der Nationalmannschaft – von außen fühlte sich irgendwas in dieser Richtung verkehrt an, gegen das die Männer des deutschen Teams wohl innerlich ankämpften und somit keine geschlossene Einheit werden konnten. Hansi Flick hat dennoch nichts falsch gemacht, aus meiner Sicht war er Opfer vieler Erwartungen und des fehlenden Glücks gegen Japan, als der Ball schon draußen gesehen wurde und das Lehrgeld nicht größer hätte ausfallen können. Daher freut es mich riesig, dass er nun bei Barca angekommen ist." (Anonym)
- "Ja, Hansi Flick, der Mann mit tiefer Fachkompetenz an der Seite von Jogi Löw, der dessen Erfolg erst möglich gemacht hat, wird in Deutschland zu hart beurteilt. Hier ein paar komplexe Gründe für das frühe Ausscheiden: Zuerst einmal das Pech auf dem Platz gemäß der alten Fußballweisheit: 'Haste Scheiße am Fuß, haste …" Des Weiteren: Will ein Fußballer erfolgreich bei einer WM abschneiden, muss er neben seinen Fähigkeiten seine Gier auf den Platz bringen, er muss sich in einen Spielflow versetzen können. Verkrampfungen sind da Gift. Hier hat das Tohuwabohu um ein politisches Statement sicher negativ gewirkt. Die Führungsspieler in der Mannschaft waren nicht natürlich aus ihr gewachsen – Ausnahme Füllkrug –, sondern in ihrer Wirkung irgendwie fake. Mit Kroos hat's dann geklappt." (Anonym)
"Nationalmannschaft ist eine Büchse der Pandora"
- "Hansi Flick ist ein Trainer, der für absolute Top-Mannschaften geeignet ist. Wenn er das Vertrauen und die Sympathie der Spieler gewinnt, kann er große Titel holen. Die deutsche Nationalmannschaft ist eine Büchse der Pandora. Welcher Trainer für große Titel mit der Nationalmannschaft geeignet ist, ist einfach nicht planbar. Flick hätte keine Titel mit der Nationalmannschaft geholt. Julian Nagelsmann wird allerdings zu 100 Prozent auch keine Titel gewinnen. Zu schwierig ist die Gesamtkonstellation. Nagelsmann hat lediglich die Performance verbessert, Titel bringt das trotzdem nicht. Es fehlen Deutschland zurzeit die ein bis zwei Top-Spieler, die den Unterschied in einer Mannschaft ausmachen." (Anonym)
- "Herr Flick ist ein hervorragend guter Trainer. Das schlechte Abschneiden bei der WM in Katar, kann man ihm nicht vorwerfen. Extreme Erfolge wie einen Weltmeister-Titel können nur sehr, sehr gute Manschaften erreichen – die deutsche Manschaft war in Katar bestenfalls Durchschnitt und keine Weltklasse." (Anonym)
- "Ob Hansi Flick zu hart beurteilt wird, kann ich nicht wirklich sagen. Es wäre schade, wenn er nur nach dem Faktencheck und einem Stück Papier mit Zahlen beurteilt wird. Flick ist sicherlich einer der besten Trainer, die wir haben und hatten. Dass es als Bundestrainer nicht so gut geklappt hat, kann nicht nur ihm angelastet werden. Trainer, Spieler, Funktionäre und die Fans – ich bin mir sicher, dass alle zu diesem Zeitpunkt ihr Bestes gegeben haben. Es war nicht mehr drin und möglich. Vielleicht sollte auch mal akzeptiert werden, dass nicht immer der erste Platz oder einer der ersten Plätze möglich ist. Das Teilnehmerfeld ist viel dichter geworden als früher. Also: entspannt bleiben!" (Anonym)