Der verdiente Europameister heißt Spanien. Doch mit keiner Mannschaft hatten die Spanier solche Probleme wie mit der deutschen. Unser Kolumnist Olaf Thon hat während des Endspiels darüber nachgedacht - und er kommt zu einer klaren Schlussfolgerung, wenn er an die WM 2026 denkt.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Olaf Thon dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Spanier waren die beste Mannschaft des Turniers und haben es deshalb verdient gewonnen. Nur die deutsche Mannschaft hätte sie schlagen können. Von daher ist es auch für uns eine super EM gewesen - mit dem Schönheitsfehler, dass Deutschland nicht Europameister geworden ist.

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Als ich das Endspiel sah und die Spanier wieder kurz vor Schluss das Tor gemacht haben, habe ich mir gedacht: Da hätten wir auch stehen können, und dann hätte womöglich Ilkay Gündogan den Pokal in Berlin in Empfang genommen. Das wäre möglich gewesen.

Die Generation der Weltmeister von 2014 ist beinahe komplett verschwunden

Ob wir in den nächsten Jahren an einen Titel nochmal so nah rankommen, das bezweifle ich. Denn die goldene Generation der Weltmeister von 2014 hört auf.

Bei Toni Kroos war das schon vor der EM klar. Und jetzt macht auch Thomas Müller nicht mehr weiter. Und hinter Gündogan steht für mich auch ein Fragezeichen. Und was wird aus Manuel Neuer? Wir brauchen ein paar Haudegen, die den Laden mit aufbauen. Und da könnten wir einen Neuer weiterhin gebrauchen.

Olaf Thon: Wir müssen - wie Spanien und England - junge Spieler einbauen

Aber es wird in der Hierarchie eine neue Rangordnung entstehen. Das muss auch so sein. Wir müssen lernen, von Mannschaften wie Spanien oder auch England abzukupfern. Die haben ganz junge Spieler in ihren Reihen. Auch wir brauchen 18-, 19-Jährige. Die sehe ich aber im Moment noch nicht. Insofern hoffe ich auf den Start der Bundesliga. Dann brauchen wir junge Leute, die schon einen Fingerzeig in die Richtung geben, dass sie mal um die Weltmeisterschaft oder die Europameisterschaft mitspielen können.

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Bundestrainer Julian Nagelsmann hat gesagt, dass wir bei der nächsten WM ein Titelaspirant sein wollen. Das muss schon in der Vorbereitung auf das Turnier zu erkennen sein. Wir müssen bereits in der Nations League Zeichen setzen.

Mit Leon Goretzka und Niklas Süle sieht Olaf Thon keine Zukunft

Das wird nicht mit Spielern wie Leon Goretzka oder Niklas Süle funktionieren. Das sind Spieler, die in den letzten Jahren ja noch für Deutschland gestanden haben und für das Ausscheiden in der Vorrunde bei der WM in Katar. In diese Wunde hat Nagelsmann den Finger richtigerweise gelegt und das personell korrigiert.

Aufgezeichnet von Jörg Hausmann

Zur Person

  • Olaf Thon ist einer der deutschen Weltmeister von 1990. Als er am 16. Dezember 1984 gegen Malta im Alter von 17 Jahren sein Debüt als Nationalspieler gab, war er zu jenem Zeitpunkt nach Uwe Seeler der zweitjüngste Neuling im DFB-Trikot. Seitdem hat ihn nur Mario Götze in dieser Hinsicht überholt. Thon nahm an den WM-Turnieren 1986, 1990 und 1998 teil und spielte 1988 die Heim-EM in Deutschland. Nach der WM 1998 beendete er seine Nationalmannschaftskarriere nach 52 Einsätzen. Für den FC Schalke 04 blieb Thon bis 2002 aktiv. In 443 Bundesligaspielen traf er 82-mal ins Tor. Zwischen 1988 und 1994 spielte Thon für den FC Bayern München. Nach seiner Rückkehr zu Schalke führte er 1997 als Kapitän die Mannschaft sensationellerweise zum Gewinn des damaligen Uefa-Cups, heute Europa League.
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