Gastgeber Deutschland lässt Schottland zum Start in die EM-Endrunde keine Chance und feiert seinen höchsten Auftaktsieg im Rahmen einer EM-Teilnahme. Unser Kolumnist Olaf Thon sieht keine Schwäche und stellt den beeindruckendsten Faktor des Eröffnungsspiels heraus.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Olaf Thon dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Ich war ein bisschen überrascht von der Stärke der Deutschen und der Schwäche der Schotten, die die Schotten nicht dicht bekommen haben. Die Schotten wirkten wirklich überfordert. Der Sieg der deutschen Mannschaft war auch in dieser Höhe verdient.

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Sechs Tore in einem deutschen EM-Eröffnungsspiel gab es bisher noch nie. Das war der höchste Sieg zum EM-Auftakt. Wirklich atemberaubend. Das Sommermärchen 2.0 hat seinen Anfang Start genommen. Ob es aber so weitergeht, weiß keiner. Die Schotten haben gezeigt, der schwächste Gegner in der deutschen Gruppe zu sein.

Aber die Grundtendenz von uns - mit dem 12. Mann, den Zuschauern - ist gegeben. Es war eine phänomenale Stimmung gestern im Stadion. Besser hätte das Turnier nicht starten können.

"So ein Spiel haben wir gebraucht."

Olaf Thon sieht eine Botschaft an die EM-Konkurrenz

So ein Spiel haben wir gebraucht, um auch den Gegnern zu zeigen, dass die deutsche Mannschaft wieder eine Turnier-Mannschaft ist, vor der man Angst haben muss.

Im Schnitt haben wir die älteste Mannschaft des Turniers. Aber die Mischung macht es. Alle Spieler haben mir gegen Schottland viel Spaß gemacht. Es gab keinen, der abgefallen ist. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat perfekt aufgestellt. Der nachnominierte Emre Can war ja schon im Urlaub, dann wird er eingewechselt und schießt auch noch ein Tor. Unsere jungen Spieler wie Florian Wirtz und Jamal Musiala haben gezeigt, dass sie vor dem Tor Ruhe bewahren und dafür sorgen können, dass wir diesmal weit kommen.

Kai Havertz' Mut beeindruckt

Niclas Füllkrug ist ein richtiger Torjäger, wie ich ihn mir im Sturmzentrum wünsche. Er hat seine Qualität nicht nur bei seinem Tor gezeigt. Aber gegen Schottland war der ausgewechselte Kai Havertz in der Startelf die richtige Wahl. Er hatte den Mut, den Elfmeter zum 3:0-Halbzeitstand zu schießen. Er ist einer, der Schritt für Schritt an die Großen herankommt. Er ist ein klasse Mann, der es verdient hat, zu spielen, egal auf welcher Position.

DFB-Nationalspieler Kai Havertz feiert sein Elfmetertor gegen Schottland
Kai Havertz trägt mit seinem Elfmetertor zum Zwischenstand von 3:0 zum deutschen Auftaktsieg gegen Schottland am 14. Juni 2024 bei. © AFP/Tobias Schwarz

Auf den Außenpositionen haben mir Maximilian Mittelstädt und Joshua Kimmich besser gefallen als zuletzt. Beide aber haben weiterhin Schwächen gezeigt. Mittelstädt hat zweimal beim Abschluss Dropkick-Schüsse gezeigt, die man auch anders verwerten kann. Er hätte den Ball mal herunternehmen oder nicht als Dropkick nehmen können. Das sind technische Sachen, die nicht funktionieren.

"Joshua Kimmich hat sich stark verbessert."

Olaf Thon leistet ein wenig Abbitte

Kimmich hat den Pass zum 1:0 durch Florian Wirtz gegeben und auch zwei, drei gute Flanke geschlagen. Er hat sich stark verbessert gezeigt. Auch in Sachen Körpersprache.

Die Schweiz und auch die Ungarn sind gewarnt. Auch, wenn unser Sieg nur eine Momentaufnahme ist. Wenn die Schweiz und Ungarn gedacht haben, sie hätten einen Gastgeber, den man mal einfach so wegschießen kann, dann sind sie auf verlorenem Posten.

Der Heimvorteil ist ein schweres Pfund

Aber zu viel Euphorie wird bei der deutschen Mannschaft jetzt nicht aufkommen. Sie muss sich nur tragen lassen durch den zwölften Mann, durch die Zuschauer, durch die Leistung in einem Team, in dem das eine Rädchen ins andere greift.

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Ich hätte nicht gedacht, dass es mit Ilkay Gündogan, Toni Kroos, Wirtz und Musiala so gut funktioniert, denn das sind ja fast vier Zehner, die wir auf dem Platz haben. Gündogan und Kroos bestimmen als Schlüsselspieler den Takt des Spiels. Die Kombination funktioniert aber im Zentrum, weil Kroos sehr weit hinten bleibt, Gündogan bleibt weit vorne, und Wirtz und Musiala wechseln davor gut die Positionen.

Nach diesem Spiel bin ich bereit, über mehr als das Viertelfinale für die deutsche Mannschaft nachzudenken. Dazu aber muss ich noch ein, zwei Spiele sehen.

Aufgezeichnet von Jörg Hausmann

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