Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus hat die UEFA die Europameisterschaft 2020, die in vielen europäischen Ländern hätte stattfinden sollen, auf 2021 verlegt. Vor allem für die deutsche Nationalmannschaft könnte der Zeitgewinn ein Vorteil sein - aus vielerlei Gründen.

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Die Europameisterschaft 2020 in zwölf europäischen Städten sollte ein großes Spektakel werden. Sollte. Denn die Absage aufgrund des Coronavirus verhindert ein solches, länderübergreifendes Volksfest. Die ausrichtenden Städte müssen ebenso umplanen wie die Verbände, die nun mehr Zeit haben, um sich auf das Turnier und die anstehenden Gegner einzustellen. Zeit, die das DFB-Team für sich nutzen kann.

Einige Monate nach dem Aus in der Vorrunde bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland läutete Bundestrainer Joachim Löw einen Umbruch ein. Der Bundestrainer trennte sich von einigen Gesichtern der Mannschaft, namentlich Jerome Boateng, Thomas Müller und Mats Hummels. Dafür erntete Löw viel Kritik - und halste sich sehr viel Arbeit auf.

DFB-Team: Die Talente können weiter reifen

Die gute Nachricht für den Bundestrainer ist, dass der Talentepool, aus dem er schöpfen kann, enorm groß ist. Jonathan Tah, Lukas Klostermann, Julian Brandt, Serge Gnabry, Kai Havertz, Timo Werner: All diese Spieler verfügen über enorme Qualität, sind Stammspieler in Topvereinen der Bundesliga. Und sie sind höchstens 24 Jahre alt.

Einige von ihnen spielen bereits über einen längeren Zeitraum konstant auf hohem Niveau, andere durchlaufen noch einen Reifeprozess mit den dazugehörigen Formschwankungen.

Diese neue Generation muss also sukzessive in eine Rolle hineinwachsen, in der sie Verantwortung übernimmt. Ein Jahr mehr Vorbereitung, eine Saison mehr mit großem Erfolgsdruck beschleunigt diesen Prozess.

Überdies bedeutet mehr Zeit auch, dass sich eine neue Hierarchie entwickeln kann. Spieler wie Joshua Kimmich gehen schon jetzt voran und unterstützen die Führungsspieler, beispielsweise Toni Kroos und Manuel Neuer, in ihren Rollen.

Niklas Süle und Leroy Sané: Kein Zeitdruck mehr

Die EM-Verlegung sorgt zudem dafür, dass die Langzeitverletzten mehr Zeit haben, um ihre Topform zu erreichen. Das gilt für Niklas Süle vom FC Bayern genauso wie für Leroy Sané von Manchester City, die beide mit Kreuzbandverletzungen lange ausfielen. Auch Marco Reus, dessen Rückkehr noch immer nicht absehbar ist, wird nicht mit einem Wettlauf gegen die Zeit konfrontiert.

Das sorgt dafür, dass diese drei wichtigen Stützen für die Mannschaft nicht zu schnell in das kalte Wasser geworfen werden. Das Risiko neuer Verletzungen wird durch einen behutsamen Aufbau automatisch geringer.

Nach der Genesung steht auch nicht unmittelbar ein großes Turnier auf dem Programm, das alle drei bis vier Tage Maximalbelastung bedeutet. Die Verlegung erlaubt es also, dass Süle, Sané und Reus langsam an den normalen Rhythmus gewöhnt werden und ihre Form finden können.

EM-Verlegung: Joachim Löw hat Zeit für Anpassungen

Der größte Vorteil für das DFB-Team ergibt sich aber auf spielerischer Ebene. Joachim Löw zeigte insbesondere vor den Turnieren 2010 und 2014, dass er eine Mannschaft formen und ihr eine klare Idee vermitteln kann. Nach dem Länderspieljahr 2019 existieren rund um das DFB-Team allerdings noch einige Fragezeichen. Die Qualifikation für das Turnier gelang souverän, die Spiele gegen starke Gegner offenbarten aber Schwächen.

In den Pflichtspielen gegen die Niederlande gewann man 3:2 und verlor 2:4, gegen Argentinien spielte das DFB-Team 2:2. Das neue System mit einer Dreier- respektive Fünferkette benötigt noch Zeit, Automatismen und Laufwege sind noch nicht perfekt abgestimmt.

Zudem fehlte der Defensive ohne Hummels, Boateng und den zuletzt verletzten Süle ein Anführer. Auch das Ballbesitzspiel stellte Löw noch nicht zufrieden, die Position des linken Verteidigers ist ebenso noch immer vakant.

Drei Spiele wären es für Joachim Löw und die DFB-Elf vor dem 2020 geplanten Turnier noch gewesen, um all diese Fragen zu klären. Wie viele Testmöglichkeiten der Mannschaft vor Turnierstart 2021 bleiben, ist aufgrund der aktuellen Lage noch nicht abzusehen. Mehr Zeit steht in jedem Fall zur Verfügung. Löw und das Trainerteam müssen diese nun nur noch nutzen.

Verwendete Quellen:

  • Transfermarkt.de: Spielplan der Nationalmannschaft
  • RuhrNachrichten.de: Trotz langer Pause: Bei BVB-Kapitän Marco Reus ist Geduld gefragt
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