Uli Hoeneß hat kürzlich bestätigt, dass dem FC Bayern diese Saison keine großen Transfers möglich sind. Falls jedoch ein Hochkaräter den Verein für viel Geld verlassen sollte, könnte es ganz anders kommen. Der Markt ist aktuell grundsätzlich durch Unsicherheiten und Gerüchte gekennzeichnet.

Steffen Meyer
Eine Kolumne
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90 Millionen, 116 Millionen, 139 Millionen. Der FC Bayern stieß bei den Transferausgaben in den Sommern der vergangenen Dekade in neue Dimensionen vor. Diese Zeiten könnten erst einmal vorbei sein. 42,5 Millionen Euro für Leipzigs Dayot Upamecano stehen bisher zu Buche. Hinzu kommt die Ablöse für Trainer Julian Nagelsmann und der ablösefreie Omar Richards.

Dabei könnte es durchaus bleiben. Denn auch die Münchner können das Geld durch die Einbußen der Corona-Pandemie nicht beliebig nachschießen. Wenn noch etwas passieren soll, müssen die Bayern kreativ werden.

Uli Hoeneß gab zuletzt im Interview mit Sport1 wieder einmal die Marschrichtung vor: "Es wird keine großen Transfers geben. Können Sie vergessen." Und weiter: "Uns fehlen mal locker 80 bis 100 Millionen Euro Zuschauereinnahmen. Und die kriegen wir auch nicht zurück. Das heißt: Alle Vereine, die seriös arbeiten, können keine großen Investitionen machen." So weit, so klar.

FC Bayern-Transfers: Neue Optionen bei Coman-Verkauf?

Verändern könnte sich die Lage natürlich, wenn noch ein Hochkaräter den Verein für viel Geld verlässt. Triple-Held Kingsley Coman oder besser sein Umfeld sendeten zuletzt in dieser Hinsicht etwas irritierende Signale. In England sei Coman, dessen Vertrag in München noch bis 2023 läuft, angeboten worden. Das Gehalt in München stimme nicht mehr. Das will zumindest die "Sport Bild" in Erfahrung gebracht haben. Coman arbeitet seit Kurzem mit Pini Zahavi zusammen. Jenem Berater, der zuletzt im Vertragspoker um David Alaba eine Hauptrolle gespielt hat. Alaba läuft nun bald für Real Madrid auf.

Comans Abgang wäre sportlich ein herber Verlust, aber finanziell mit Blick auf diesen Sommer ein Gamechanger, der dem Rekordmeister noch einmal die Möglichkeit geben würde, nachzulegen. Gleiches gilt für Corentin Tolisso, der sich in München bisher nicht durchsetzen konnte und der aktuell bei der EM mit Frankreich auch im Schaufenster steht. Auch er könnte grundsätzlich 20 bis 30 Millionen Euro einbringen, wenn jemand Ernst macht. Doch so weit sind wir längst noch nicht.

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Transfersommer: Viel Unsicherheit im Markt

Denn klar ist auch: Die laufende EM und die fehlende Planungssicherheit durch den noch immer nicht vorhersehbaren Fortgang der Pandemie nach dem Sommer haben den Transfermarkt derzeit quasi zum Erliegen gebracht und vor allem die Preise merklich gesenkt. Auch im Top-Regal. Die Bayern müssen geduldig bleiben und auf sich bietende Chancen lauern. Zumal die Münchner nicht zwingend aktiv werden müssen, sondern nur zuschlagen sollten, wenn echte Verstärkungen möglich sind.

Die bisher öffentlich diskutierten Namen wirken nicht gerade wie naheliegende Lösungen. Milot Rashica zum Beispiel, bei dem nach der vergangenen Saison bei Werder einige Zweifel angebracht sind, ob er selbst für eine Backup-Rolle die Qualität für den FC Bayern hat. Ein eher abwegiges Gerücht.

Durchaus ein Mann mit Qualität für den FC Bayern ist Mittelfeldmann Saúl Niguez (26) von Atlético Madrid, der dem FC Bayern in direkten Duellen bereits einige Schwierigkeiten bereitet hat. Bei ihm spricht allerdings die zu erwartende Ablösesumme oberhalb der 30-Millionen-Grenze stark gegen einen Transfer.

Gleiches gilt für Mega-Talent Eduardo Camavinga (18) von Stades Rennes, hinter dem derzeit halb Europa her ist. Der wendige aber gleichsam robuste zentrale Mittelfeldspieler ist ein zukünftiger Star. Bayern-Fans sollten sich allerdings nicht allzu lange mit Namen wie diesem beschäftigen. Finanziell ist ein solches Kaliber bei den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht realistisch. Zudem scheint es so, als bekomme Marc Roca unter Julian Nagelsmann eine neue Chance, sich zu beweisen. Florian Neuhaus ist derweil in diesem Sommer noch kein Thema.

Ein Dauerbrenner ist der Name Callum Hudson-Odoi, der beim FC Chelsea dauer-unzufrieden ist und schon so oft so gut wie beim FC Bayern war, dass man es kaum glauben kann, dass der dribbelstarke Engländer erst 20 Jahre alt ist. Ein Transfer ist jedoch auch hier aktuell unwahrscheinlich und bei den schwankenden Leistungen des Youngsters auch sportlich nicht gerade naheliegend.

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Viele Gerüchte, wenig Konkretes

Sehr spannend ist die Personalie Denzel Dumfries, der gerade mit den Niederlanden eine spektakuläre Auftaktpartie bei der EM hinlegte. Dumfries ist ein laufstarker, offensiver Rechtsverteidiger von der PSV Eindhoven, der im Prinzip gut ins Anforderungsprofil der Münchner passen würde. Gerüchte gab es auch hier bereits vor dem Turnier. Spielt der 25-Jährige bei der Euro so weiter, dürfte jedoch auch eine Reihe anderer Vereine ihr Interesse anmelden.

Insgesamt bleibt festzuhalten: Der FC Bayern sollte trotz der kategorischen Aussagen von Uli Hoeneß flexibel bleiben. Ein Außenverteidiger, ein Flügelspieler oder gegebenenfalls auch ein kleinräumiger Achter könnten den Kader für die kommende Saison ergänzen und abrunden. Auch ein Torwart könnte noch kommen, sollte die angepeilte Ausleihe von Alexander Nübel klappen. Finanzielle Risiken sollten die Münchner dabei definitiv nicht eingehen, sondern geduldig auf Schnäppchen oder ein vielversprechendes Talent aus der zweiten Reihe warten. Ganz andere Namen also als die aktuell öffentlich diskutierten.

Der Transfersommer ist noch lang und durch die Corona-Belastungen geprägt. Der FC Bayern kann es sich mit einem guten Kader als Fundament leisten, zu warten. Nach der Europameisterschaft wird der Transfermarkt erst richtig Fahrt aufnehmen.

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