Die SGS Essen zeigt der Bundesliga-Konkurrenz, wie gute Arbeit funktioniert. Im Abstiegskampf ist nahezu alles entschieden. Das Champions-League-Rennen nimmt Fahrt auf. Gewinner und Verlierer des 19. Spieltags.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Justin Kraft sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Gewinner: SGS Essen

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Dynamisch, laufstark, aggressiv, hohes technisches Niveau – eigentlich erwartet man diese Attribute eher bei der TSG Hoffenheim. Doch die SGS Essen hat am Samstag unterstrichen, warum sie zu Recht in der oberen Tabellenhälfte steht und nun sogar noch eine Minichance auf einen Top-4-Platz hat.

Obwohl das Team von Markus Högner in der 77. Minute unglücklich in Rückstand geriet, kam man durch Tore von Beke Sterner (88.) und Natasha Kowalski (90., Elfmeter) zurück und gewann letztendlich verdient.

Essen kombinierte sich vor allem über die Flügel immer wieder sehenswert zu Chancen, besetzte die Zwischenräume klug und arbeitete gegen den Ball gewohnt konzentriert, kompakt sowie mit hoher Intensität. In der kommenden Woche geht es für die SGS nach Freiburg, die mittlerweile seit fünf Bundesliga-Spielen ohne Sieg sind. Außerdem treffen Hoffenheim und Frankfurt aufeinander. Mit einem Sieg macht Essen also auf jeden Fall Punkte nach oben gut.

Die Saison des einzigen reinen Frauenfußball-Vereins in der Bundesliga kann gar nicht hoch genug eingeordnet werden. Während Clubs wie der 1. FC Köln oder der SC Freiburg mit ihren Strukturen und finanziellen Mitteln sehr zu kämpfen haben, spielen die Essenerinnen mit sehr beschränkten Möglichkeiten eine beeindruckende Serie. Der große Außenseiter zeigt allen, wie es geht.

Verlierer: TSG Hoffenheim

Mit sehr großen Möglichkeiten gelingt der TSG Hoffenheim seit geraumer Zeit viel zu wenig. Der Anspruch an die TSG müsste eigentlich sein, mindestens den dritten Platz zu festigen. Mit Blick auf die Entwicklungen beim VfL Wolfsburg, der viele Schlüsselspielerinnen verliert, könnte man gar von der Chance sprechen, den zweiten Platz in der Liga anzugreifen – wenn es in den vergangenen Monaten besser gelaufen wäre.

Ist es aber nicht. Gabor Gallai hat eine herausragende fußballerische Entwicklung angestoßen, war dann aber nicht mehr in der Lage, das Team zu Erfolgen zu coachen. Mit seiner Entlassung setzte ein langer Prozess der Stagnation ein. Uninspiriert, berechenbar, statisch – gegen Essen zeigte sich trotz einiger besserer Spielphasen größtenteils, dass Hoffenheim einen weiten Weg vor sich hat.

Den aktuell noch von Stephan Lerch bekleideten Trainerposten wird ab Sommer Theodoros Dedes übernehmen, der bis März die Männer von Waldhof Mannheim trainierte. Der 34-Jährige wird eine große Aufgabe vor sich haben.

Gewinner: Eintracht Frankfurt

Wie schon in den Vorwochen profitiert Eintracht Frankfurt enorm von einer TSG Hoffenheim, die eine extrem wechselhafte Saison spielt. Andersherum, so fair muss man sein, ist das aber auch schon der Fall gewesen.

Frankfurt hat sich vor dem wichtigen direkten Duell mit der TSG Hoffenheim am 4. Mai aber in die bessere Ausgangslage gebracht. Auf den frühen 0:1-Rückstand reagierte die Eintracht überwiegend souverän. Schon zur Pause stand es gegen den 1. FC Nürnberg 3:1, am Ende gar 4:1.

Defensiv ist die SGE aktuell aber alles andere als sattelfest. Das Topspiel gegen Hoffenheim könnte also nicht nur vorentscheidend im Kampf um den dritten Champions-League-Platz sein, es könnte auch ein sehr torreiches Spiel werden. In den letzten sechs Duellen fielen im Schnitt 4,33 Tore. Die beiden wackeligen Defensivreihen der Teams in den vergangenen Wochen lassen ein weiteres Spektakel erahnen.

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Verlierer: SC Freiburg

Die Entwicklung des SC Freiburg ist in dieser Saison besorgniserregend. Nicht total besorgniserregend, aber doch so, dass man sich fragen muss, ob der eingeschlagene Weg stimmt. Nach der 0:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln steht der Sportclub weiterhin auf dem achten Tabellenplatz und hat mittlerweile deutlich mehr Kontakt zu Aufsteiger RB Leipzig (ein Punkt Vorsprung) und dem 1. FC Köln (drei Punkte Vorsprung) als nach oben zu Leverkusen (sieben Punkte Rückstand) und Essen (acht Punkte Rückstand).

Von seinen Strukturen und Anlagen her sollte Freiburg aber genau dort sein, wo die SGS und Bayer stehen. Freiburg zählt sicher nicht zu den Clubs mit dem größten Etat, hat in der Vergangenheit aber immer wieder hervorragende Talente ausgebildet und sich so eher im oberen Teil der Tabelle festbeißen können.

Unter Theresa Merk schien die Entwicklung auch richtig zu sein. Offensiver Fußball, viel Spektakel, Spielzeit für junge Spielerinnen – eigentlich stimmt die Perspektive. Doch Defensivprobleme, Verletzungssorgen und die insgesamt große Instabilität innerhalb von Spielen, aber auch in verschiedenen Saisonphasen machen den Freiburgerinnen zu schaffen.

Es wird im Sommer eine Neuausrichtung brauchen, um mit den anderen Clubs mithalten zu können – die Frage ist, auf welchen Ebenen diese stattfindet. Das 0:2 in Köln ist die bittere Realität: So spielt man zukünftig eher gegen den Abstieg als im gesicherten Mittelfeld.

Gewinner: RB Leipzig und 1. FC Köln

Bereits in der vergangenen Woche haben die beiden Klubs große Schritte in Richtung Klassenerhalt gemacht, am 19. Spieltag legten sie nach: Leipzig schlug Leverkusen mit 1:0, Köln die Freiburgerinnen mit 2:0.

Damit ist der Klassenerhalt für den 1. FC Nürnberg, der mit 1:4 in Frankfurt verlor, kaum noch möglich. Bei noch drei verbliebenen Spielen sind sechs Punkte Rückstand und ein deutlich schwächeres Torverhältnis zu viel.

Neben dem MSV Duisburg, der nach der 1:4-Niederlage gegen Wolfsburg nun auch rechnerisch abgestiegen ist, wird Nürnberg wohl ebenfalls den Weg in die 2. Bundesliga antreten müssen. Ein Szenario, mit dem man beim Club rechnen musste.

Gleichwohl ist die klare Leistungssteigerung der Konkurrenz in den letzten Wochen hervorzuheben. Leipzig und Köln haben es an den vergangenen Spieltagen geschafft, ihr zuvor schwankendes Niveau zu stabilisieren und sich mit kleinen Schritten in Richtung Klassenerhalt vorzuarbeiten. Vor allem Leipzig besticht derzeit mit einer sehr guten Defensive.

Am kommenden Wochenende ist RB beim FCN zu Gast. Dann kann der Klassenerhalt auch rechnerisch fixiert werden. Das gilt bei den entsprechenden Ergebnissen auch für Köln, die allerdings zum VfL Wolfsburg müssen.

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