Der Traum vom Champions-League-Triumph und Pokalsieg ist ausgeträumt, die Meisterschaft in großer Gefahr. Der FC Bayern steckt im Tief und hat drei der letzten sechs Pflichtspiele verloren. Die Krise hat mehrere Gesichter.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Der FC Bayern München steckt in der größten Krise seit vielen Jahren. Nach dem 1:3 am Samstag beim 1. FSV Mainz 05 ist der deutsche Rekordmeister auf den 2. Tabellenplatz abgerutscht. Ein Sieg am Sonntag gegen Hertha BSC ist Pflicht, um nicht den Anschluss zu verlieren. Allerdings stecken gleich mehrere potenzielle Leistungsträger in einem Formtief.

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Yann Sommer: Überraschend viele Patzer - Ulreich sitzt ihm im Nacken

Yann Sommer wurde im Januar für eine Ablöse von rund 8 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach verpflichtet, um den verletzten Manuel Neuer zumindest vorübergehend zu ersetzen. Doch der Schweizer Nationaltorwart strahlt keine Sicherheit aus. Immer wieder unterlaufen ihm Patzer.

Bei der 1:3-Niederlage am Samstag beim 1. FSV Mainz 05 verschuldete er den ersten Gegentreffer, weil er einen laschen Fernschuss nicht festhielt. Danach brach der FC Bayern zusammen und verlor das Spiel. Auch beim Hinspiel gegen Manchester City (0:3) oder beim Bundesligaspiel gegen Hoffenheim (1:1) sah er bei Gegentreffern nicht gut aus. Zudem unterlaufen ihm immer wieder Fehler im Spielaufbau und in der Strafraumbeherrschung.

Sommer könnte im Saisonendspurt sogar seinen Stammplatz verlieren, weil mit Sven Ulreich ein guter Ersatzmann parat steht, der bereits in 86 Pflichtspielen das Tor des FC Bayern hütete.

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Dayot Upamecano: Zwischen Weltklasse und Fehlerhaftigkeit

Vom Potenzial zählt Upamecano zu den besten Innenverteidigern der Welt. Mit seiner Geschwindigkeit und seiner staken Physis kann er gegnerische Stürmer komplett aus dem Spiel nehmen. Das Problem ist nur: Immer wieder unterlaufen ihm haarsträubende Fehler, die oftmals zu Gegentoren führen – zum Beispiel beim Champions-League-Hinspiel gegen Manchester City.

Trainer Thomas Tuchel stärkte dem 24-Jährigen den Rücken: "Upamecano ist noch jung, er wird daraus lernen. Wir haben eine sehr junge Innenverteidigung. Jeder, der so viele Spiele macht, macht irgendwann einen Fehler." Dass diese Fehler allerdings in dieser Häufigkeit passieren, ist für den FC Bayern aktuell ein echtes Problem.

Serge Gnabry: In der Rückrunde fehlt jegliche Effektivität

Serge Gnabry pendelt zwischen Startelf und Ersatzbank hin und her. Jegliche Effektivität ist ihm abhandengekommen. Gelangen ihm in den ersten 16 Bundesligaspielen der laufenden Saison immerhin acht Tore und fünf Vorlagen, so bekam er in den darauffolgenden 13 Bundesligaspielen lediglich eine einzige Torbeteiligung zustande (ein Treffer gegen Bochum). Ansonsten traf er noch am 8. März in der Champions League gegen Paris Saint-Germain.

Erst im Juli des vergangenen Jahres hatte Gnabry seinen Vertrag vorzeitig bis zum Sommer 2026 verlängert und dürfte damit zu den Top-Verdienern zählen. Michael Ballack äußerte den Verdacht, dass Gnabry seitdem die Motivation abhandengekommen ist. "Er war letztes Jahr schon besser drauf. Ich weiß nicht, ob das mit seiner Vertragsverlängerung zu tun hat", sagte Ballack bei "DAZN" und fügte hinzu: "Wenn man um einen Vertrag kämpft, dann rennt man schon mal den ein oder anderen Schritt mehr. Dann ist da eine andere Spannung."

Seine schwachen Leistungen könnten Konsequenzen haben. Laut Informationen von Sky ist Gnabry im Sommer ein Verkaufskandidat.

Hasan Salihamidzic

Bericht: FC Bayern zweifelt an Sportvorstand Salihamidzic

Wegen der Ergebniskrise des FC Bayern München gerät einem Medienbericht zufolge neben Vorstandsboss Oliver Kahn offenbar auch Hasan Salihamidzic stärker unter Druck.

Sadio Mane: Ein 32-Millionen-Euro-Fehleinkauf?

Der Offensivspieler zählte bei der Niederlage in Mainz noch zu den besten Bayern-Spielern auf dem Platz. Sein erster Treffer wurde zwar wegen einer knappen Abseits-Entscheidung aberkannt. Dafür brachte er den FC Bayern später per Kopfball mit 1:0 in Führung. Insgesamt allerdings konnte Mane, der im Sommer 2022 für eine Ablöse von rund 32 Millionen Euro vom FC Liverpool verpflichtet wurde, die Erwartungen nicht erfüllen.

Der Tiefpunkt war, dass er nach dem Champions-League-Hinspiel gegen Manchester City seinen Mitspieler Leroy Sane attackierte. Laut Vereinsboss Oliver Kahn wurde dies mit der höchsten Geldstrafe der Vereinsgeschichte geahndet.

Überhaupt scheint Mane in München nie richtig angekommen zu sein: Anfang der Saison wurde Mane als Mittelstürmer eingesetzt, fand sich in dieser Rolle allerdings nicht zurecht. Im November zog er sich eine Verletzung am Wadenbeinköpfchen zu. Ob sein Tor gegen Mainz die Kehrtwende war? Wenn nicht, könnte er im Sommer ebenfalls ein Verkaufskandidat sein.

Leon Goretzka und Joshua Kimmich: Sogar die Doppelsechs schwächelt

Leon Goretzka und Joshua Kimmich werden vielfach als die beste Doppel-Sechs (defensives Mittelfeld) im Weltfußball bezeichnet. Momentan ist davon allerdings wenig zu sehen. "Sie strahlen das nicht mehr aus. Das ist ein Problem", sagte Stefan Effenberg. Auch Jens Lehmann stellt fest, dass Kimmich seiner Führungsaufgabe derzeit nicht gerecht wird. "Kimmich kann auf dem Platz nicht organisieren, das hat er nie gelernt", sagte der frühere Nationaltorwart bei "Bild.de".

Goretzka steckt noch mehr im Leistungstief. Im Defensivverhalten ist sein Stellungsspiel oftmals schwach. Der Führungstreffer von Manchester City im Hinspiel war nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass Goretzka dem Torschützen Rodri zu viel Platz ließ. Im Offensivspiel fehlt ihm die Spritzigkeit und die starke Physis, die ihn sonst über viele Jahre ausgezeichnet hat. Sein letzter Pflichtspieltreffer datiert vom 8. November.

Verwendete Quellen:

  • bild.de: "Kimmich Führungsspieler? Er hat das nie gelernt."
  • sky.de: Diese Kader-Konsequenzen bahnen sich bei Bayern an
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