Die Champions League ist ausgelost, jetzt heißt es wieder Liga-Alltag. Warum Pep Guardiola Angst vor einer frühen Meisterschaft des FC Bayern München hat, Borussia Dortmund Freude säen könnte und der Abstiegskampf das Dschungelcamp des deutschen Fußballs ist, erklären wir in unserer etwas anderen Vorschau auf den 26. Spieltag der Bundesliga.

Mehr News zum Thema Fußball

Warum "Topklub" nicht gleich "Topklub" ist

Der FC Bayern München freut sich. Endlich kommt mal wieder ein gestandener Gegner, ein sogenannter "Topklub" in die Allianz Arena. Manchester United heißt der Viertelfinal-Antagonist der Münchner in der Champions League (das Hinspiel am 1. April, 20:45 Uhr, LIVE bei uns im Ticker) . Eine erste Generalprobe kann der Rekordmeister, Triplesieger, Fußballweltherrscher schon einmal gegen den FSV Mainz 05 (Samstag, 15:30 Uhr, LIVE bei uns im Ticker) absolvieren. Klingt nicht ganz so glamourös, fängt aber immerhin auch mit "M" an und tatsächlich stehen die Mainzer (Platz 5) in der Tabelle der Bundesliga besser da, als das ManUtd. in der Premier League tut (Platz 7). Das mit den "Topklubs" ist nämlich auch immer eine Sache der Auslegung.

Achja, ganz nebenbei kann der FC Bayern auch schon am Samstag Deutscher Meister werden. So früh wie nie. Aber das interessiert Thomas Müller und Co. wohl genau so wenig wie den Rest der deutschen Fußballwelt. Und Pep Guardiola scheint sogar ein bisschen Angst vor möglichen Bierduschen zu haben: "Ich habe es gesehen mit dem Bier auf dem Platz. Wenn es passiert, passiert es. Ist das immer so?" Ja, Pep. Das ist immer so.

Dortmund kann Gutes tun

Liebe Dortmunder, wenn ihr (und dabei fühle sich gerne speziell Herr Klopp angesprochen) mit granteln und motzen fertig seid, tut doch mal was Gutes und verliert gegen Hannover 96 (Samstag, 15:30 Uhr, LIVE bei uns im Ticker)! Macht diesem Elend ein Ende und den FC Bayern schon jetzt zum Deutschen Meister, damit wir nicht noch eine Woche damit verbringen müssen, den ersten Titel der Roten anzukündigen. Bitte. Wir wissen, dass tut ein bisschen weh, aber wenn der FC Schalke 04 unserem Wunsch auch entspricht, dann ändert sich in der Tabelle rein gar nichts (wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass Bayer Leverkusen weiter verliert) und wir hätten eine halbwegs ruhige Woche vor uns.

Außerdem, was glaubt ihr, wie sich der Tayfun Korkut freuen würde, mit seinen Hannoveranern endlich ein Stück weit dem Tabellenkeller entfliehen zu können. "Du musst Freude säen, wenn du Glück ernten willst", wusste schon Erich Limpach (wir vermuten, zu seiner Zeit ein beinharter Verteidiger). Und wer weiß, liebe Dortmunder, wenn ihr uns und Hannover diesen kleinen Gefallen tut, dann habt ihr in der nächsten Champions-League-Saison vielleicht ein bisschen mehr Losglück und müsst nicht ständig gegen Real Madrid ran.

Das heimliche Spitzenspiel

Hätten wir auch nicht gedacht, dass wir je eine Partie zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Augsburg (Samstag, 15:30 Uhr, LIVE bei uns im Ticker) als ein Spitzenspiel bezeichnen. Aber seltsame Zeiten erfordern seltsame Maßnahmen. Und nachdem ganz oben ja ohnehin alles so durch ist, dass es durcher nicht sein könnte, ist der Kampf um die Europa-League-Plätze tatsächlich einer der spannendsten Aspekte der Bundesligasaison. Und das ist doch auch irgendwie schön. Das Mittelfeld einer Tabelle bekommt in unserer Zeit der Superlative ohnehin viel zu wenig Aufmerksamkeit. Also knallen wir jetzt mal die harten Fakten auf den Tisch: Der FC Augsburg könnte mit einem Sieg an Wolfsburg vorbeiziehen und hätte damit genau so viele Punkte wie der FSV Mainz 05 (41 nämlich), der vermutlich gegen die Übermacht aus Bayern verlieren wird (aber nur vermutlich). Die Chancen für die Schwaben stehen nicht schlecht, immerhin sind sie seit sieben Spielen auswärts ungeschlagen und der VfL Wolfsburg hat schon seit drei Spielen nicht mehr gewonnen. Da ist also ordentlich Dampf drin, würden wir sagen. Ganz wie es sich für ein Spitzenspiel gehört!

Das Dschungelcamp des deutschen Fußballs

Noch so ein, "Wer-hätte-gedacht"-Moment: Wer hätte gedacht, dass wir einmal die Partie zwischen dem VfB Stuttgart und dem Hamburger SV (Samstag, 15:30 Uhr, LIVE bei uns im Ticker) einmal als den unheimliche Verzweiflungskick des 26. Spieltags bezeichnen müssen. Aber so dermaßen schlecht - oh, "schlecht" klingt hart, sagen wir lieber: enttäuschend - wie sich sowohl der VfB als auch der HSV schon die ganze Saison präsentieren, bleibt uns einfach gar nichts anderes übrig. Zwei Punkte trennen die Kellerkinder. Dass die Stuttgarter derzeit auf einem Abstiegsplatz stehen und die Hamburger nicht, hat also eine Aussagekraft, die ganz stark gegen null geht.

Aber auch wenn hier Not gegen Elend antritt, anschauen kann man sich das Spiel auf alle Fälle. Abstiegskampf ist nämlich, so rein von außen betrachtet, schon ziemlich toll. Erstens ist er spannend und zweitens eignet er sich hervorragend - sollte man nicht gerade ein Fan der beiden Mannschaften sein - zum sozialen Abwärtsvergleich. Wenn man so will, ist der Abstiegskampf also das Dschungelcamp des Fußballs. Und Dschungelcamp schaut ja auch jeder.

Die restlichen Partien

Freitag, 20:30 Uhr: SC Freiburg - Werder Bremen (noch so ein Dschungelcamp-Spiel)

Samstag, 15:30 Uhr: FC Schalke 04 - Eintracht Braunschweig (auch Schalke muss verlieren, damit Bayern Meister wird)

Samstag, 18:30 Uhr: Borussia Mönchengladbach - Hertha BSC Berlin (das "Topspiel" am Samstagabend, das man sich wohl getrost sparen kann)

Sonntag, 15:30 Uhr: 1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt (Besteht denn die ganze Liga nur noch aus Kellerkindern?)

Sonntag, 17:30 Uhr: Bayer Leverkusen - 1899 Hoffenheim (Was soll man zu diesem Spiel sagen? Dritter gegen Zehnter. Mehr fällt uns nicht ein.)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.