Die Trauer um Franz Beckenbauer ist groß. Bewegt und oft den Tränen nahe trugen sich seine Weggefährten Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge als erste in das Kondolenzbuch für den Kaiser ein. Während es einige öffentliche Möglichkeiten geben soll, um Beckenbauer zu gedenken, wird die Beerdigung des gebürtigen Giesingers aller Voraussicht nach in den kommenden Tagen im kleinen Familienkreis stattfinden.

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Uli Hoeneß kam lange vor allen anderen Trauernden. Sichtlich mitgenommen stand der langjährige Patron des FC Bayern vor dem Porträt seines verstorbenen Freundes Franz Beckenbauer, für einige Minuten und mit gesenktem Haupt. Nur das Klicken der Kameras durchbrach die gespenstische Stille in der Hofkapelle der Münchner Residenz, einst Sitz großer Könige, nun Ort des Abschieds vom Kaiser.

"Wir trauern um einen ganz, ganz großen Bayern, den erfolgreichsten und besten Fußballspieler, den Deutschland je hatte", sagte Ministerpräsident Markus Söder am Mittwochvormittag nach der kleinen Zeremonie, bei der er sich wie Hoeneß und weitere Vertreter des FC Bayern in ein Kondolenzbuch für Beckenbauer eintrug. Der Verstorbene, sagte Söder, "war eine Art Fußballgott", der das Bild der Deutschen in der Welt verändert habe. "Wir werden ihn nie vergessen."

Rummenigge kämpft offenbar mit den Tränen

Das gilt für viele Menschen, ganz sicher aber für jene, die sich versammelt hatten in der Hofkapelle, wo einst die Musik-Ikone Mozart ihre Werke vorführte. Der Reihe nach trugen sich Söder, Hoeneß, Bayern-Präsident Herbert Hainer, Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und Karl-Heinz Rummenigge in das Buch ein, das vor dem prachtvollen Hauptaltar auf einem Tisch mit schwarzem Tuch liegt.

Uli Hoeneß begann seinen Eintrag mit den Worten "Mein lieber Franz".

Trauer um Beckenbauer - Kondolenzbuch in Residenz-Kapelle
Der Eintrag von Uli Hoeneß im Kondolenzbuch. © Tobias Hase/dpa

Danach hielten sie für einige Momente gemeinsam inne, Rummenigge schien beim Blick an die reich verzierte Stuckdecke mit den Tränen zu kämpfen. Neben dem Tisch ist ein schwarz-weiß gehaltenes Porträt des älteren Kaisers mit Trauerbinde zu sehen, auf der anderen Seite stehen die Fahnen Deutschlands, Bayerns und der EU, auch sie mit Trauerflor.

Wie Muhammad Ali das Boxen, habe der Kaiser den Fußball revolutioniert, sagte Hainer bewegt. Viel mehr noch aber sei der Franz "ein unheimlich liebenswerter Mensch" gewesen: "Er hat immer versucht, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen."

Beerdigung im Familienkreis

Es war so etwas wie der Auftakt einer ganzen Reihe von Veranstaltungen oder Aktionen, bei denen Beckenbauer die letzte Ehre erwiesen werden soll. Die wichtigste, die Bestattung, soll laut "Bild" bereits in den kommenden Tagen, allerdings im engsten Familien- und Freundeskreis stattfinden. Möglicherweise auf dem Friedhof am Perlacher Forst in München neben Beckenbauers Sohn Stephan.

Neben den nicht abreißenden Trauerbekundungen nimmt die Diskussion Fahrt auf, wie das Andenken an den Kaiser für nachfolgende Generationen bewahrt werden könnte. Ein Denkmal wurde schon in den 1990er-Jahren diskutiert, aber: "Da pinkeln sowieso nur die Hunde ran", franzelte er dazu.

Dennoch könnte Beckenbauer dereinst vor der Allianz Arena neben seinem Freund Gerd Müller stehen, der dort seit September in Bronze ewig jubelt. Die Münchner Politik hat überdies Pläne, eine Straße nach Beckenbauer zu benennen. Oberbürgermeister Dieter Reiter kündigte Konkretes für "die nächsten Tage" an.

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Eine weitere Option: Das Stadion, das es laut Rummenigge "ohne ihn nie gegeben hätte", könnte nach der dortigen Gedenkfeier am 19. Januar Beckenbauers Namen bekommen. In der Welt, sagte der Münchner Alt-OB Christian Ude der Süddeutschen Zeitung, sei es einst ohnehin als "Kaiser-Palast" angesehen worden.

Auch könnte aus dem DFB-Pokal "Der-Franz-Beckenbauer-Pokal" werden, die Nationalmannschaft und/oder der FC Bayern könnten Beckenbauers Nummer 5 nicht mehr vergeben oder der Klub-Campus im Münchner Norden zum "Kaiser-Campus" werden.

Die Anteilnahme ist so groß, dass neben dem Kondolenzbuch in der Residenz weitere Bücher ausgelegt wurden, zugänglich für jedermann: Im Münchner Rathaus, am Vereinsgelände der Bayern, im Klubmuseum und digital, für Fans aus aller Welt. Dazu kommen Schweige- und Gedenkminuten nicht nur auf Fußballplätzen wie am Dienstag beim EuroLeague-Spiel der Bayern-Basketballer gegen Real Madrid.

Hoeneß und Hainer schauten andächtig auf das Beckenbauer-Porträt auf dem Videowürfel, und Trainer Pablo Laso, ein Spanier, fand die treffenden Worte. "Als wir kleine Kinder waren, haben wir in Vitoria oft zusammen Fußball gespielt", erzählte er, "und jeder von uns wollte Beckenbauer sein." (sid/ska)

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