Als neuen CDU-Chef hatten sich viele in der SPD Friedrich Merz gewünscht. Mit Annegret Kramp-Karrenbauer heißt es jetzt in der Großen Koalition eher "Weiter so". Hoffnung setzen die Sozialdemokraten in Katarina Barley - während Andrea Nahles mehr und mehr an Rückhalt verliert.
Es spricht nicht gerade für das Selbstbewusstsein der SPD, dass die Hoffnung auf einen Aufschwung zuletzt den Namen eines Christdemokraten trug:
Es hatte was von Klassenkampf, als zum Beispiel SPD-Vize
Dabei verdienen auch einige Genossen wie
Nun ist es anders gekommen - und eine der ersten, die
Katarina Barley wird gefeiert
Zugleich wird es als unfair kritisiert, dass alle Schuld für den Umfrageabsturz auf 14 Prozent bei ihr abgeladen wird. Die herumkrebsende SPD ist verunsichert bis verzweifelt.
Sicher, mit Kramp-Karrenbauer wird es wahrscheinlicher, dass die große Koalition hält. Aber spätestens die Europawahl Ende Mai wird für Nahles zur Wegscheide. Sie ist die erste Vorsitzende der SPD; aber während die CDU, der man gerne fehlende innerparteiliche Demokratie vorwarf, im Rennen um Merkels Nachfolge erblühte und in Umfragen wieder auf 30 Prozent kletterte, verdankt Nahles ihren Vorsitz einer Absprache im kleinen Zirkel, etwa mit Olaf Scholz. Und ihre Partei schleppt sich bei 14 Prozent dahin.
Wer im Gegensatz zu Nahles als Hoffnungsträgerin gefeiert wird, ist
Als sie vor ein paar Wochen 50 wurde, gab es in den sozialen Medien ein tausendfaches "Happy Katarina" mit vielen Herzchen. Da bei der Wahl dennoch eine Klatsche droht, wurde zugleich heftig gerangelt um die wenigen Listenplätze, die für den Einzug ins Europaparlament reichen könnten.
Es läuft kaum etwas rund
Treiber für mehr frischen Wind sind die Jusos um den Groko-Gegner Kevin Kühnert. Der wachsende Einfluss des Parteinachwuchses zeigte sich darin, dass Juso-Vizechefin Delara Burkhardt (26) - bei der Kandidatenkür in Schleswig-Holstein zuvor einem anderen Kandidaten unterlegen - vom Vorstand einfach auf Platz 5 der Europawahlliste gesetzt wurde.
Nahles rackert sich ab. Ihr größter Verbündeter ist im Moment die Angst vor einem Debakel bei einer Neuwahl. Aber frühere Vorsitzende sind zunehmend entsetzt.
Und von Abgeordneten wird ihr ein Wagenburg-Verhalten angekreidet, falsche Beratung, fehlendes Basisgespür und "infantile Auftritte" wie das Abküssen von Griechenlands Premier Alexis Tsipras bei einem SPD-Debattencamp. Wo sie ein Unterhaken fordert, bröckelt der Rückhalt fast überall.
Es läuft kaum etwas rund, erst die Maaßen-Affäre, jetzt blockieren auch alle SPD-Länder eine Grundgesetzänderung für die künftige Bund/Länder-Finanzierung und damit auch das Milliardenprogramm für mehr Computer, Tablets und digitale Infrastruktur an Schulen.
Es grummelt überall
Und es fehle an klarer Kommunikation, wird intern kritisiert. Beispiel: Arbeitnehmer haben 2019 mehr Geld in der Tasche, etwa weil Arbeitgeber den gleichen Anteil für die Krankenkassenbeiträge zahlen müssen. SPD-Politiker sagen dazu, man habe die Rückkehr zur "Parität" durchgesetzt. Bei vielen Menschen bleiben da Fragezeichen.
Auch was sich hinter der "doppelten Haltelinie bei der Rente" verbirgt, ist vielen unklar. "Bei den Grünen weiß man glasklar, wofür sie stehen", sagt ein SPD-Mann. "Flüchtlinge, Klima, Verkehr, da weißt du, was du kriegst."
Etwas widersprüchlich war zuletzt auch das Agieren bei der vom Verfassungsgericht verlangten Reform der Grundsteuer. Der von Finanzminister
Nahles hingegen verkündete nach einer Tagung der SPD-Fraktionschefs, man wolle es künftig komplett untersagen, die Grundsteuer überhaupt auf die Mieter umzulegen.
Es gibt im Prinzip zwei sozialdemokratische Parteien - die Regierungs-SPD von Scholz, die Spaß am Regieren hat und erleichtert die Wahl Kramp-Karrenbauers zur CDU-Chefin zur Kenntnis genommen hat, weil "AKK" mit Kanzlerin Merkel gut harmonieren dürfte.
Und dann ist da die frustrierte Basis-SPD, die sich eher Merz wünschte, um wieder klarer Unterschiede herausstreichen zu können. Es grummelt überall - frohe Weihnachten stehen der SPD eher nicht ins Haus. (ff/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.