- Es ist der wohl größte Triumph im politischen Leben von Friedrich Merz.
- Im dritten Anlauf wird er doch noch zum Parteichef gewählt.
- Kann er die Erwartungen erfüllen? Die Baustellen sind riesig.
Es dürfte der Tag des größten Triumphs im politischen Leben von
Vor 20 Jahren hat
Laschet ist der erste, der gratuliert
Das Bild ist ein Symbol, so, wie die Parteitagsregie fast alle Auftritte im Konrad-Adenauer-Haus inszeniert. Normale Delegierte kommen kaum zu Wort, es sprechen fast nur die Granden. Den 1.001 Frauen und Männern daheim im Wohnzimmer soll ein Bild von Einigkeit und Versöhnung der Spitze präsentiert werden. Die Partei liegt am Boden und jeder weiß: Die Machtkämpfe der vergangenen Jahre, nachdem Merkel 2018 den Rückzug vom Vorsitz verkündet hat, und die massiven Streitereien mit CSU-Chef
Merz mit Attacke gegen Scholz - Soziale Gerechtigkeit ein Thema
Merz hält sich nicht lange mit Dankesfloskeln auf. "Das ist ein starker Auftrag und ein großartiges Mandat, die Arbeit in der Christlich-demokratischen Union jetzt mit Kraft und Herz zugleich anzupacken", sagt er ernst. Schon in seiner Vorstellungsrede kurz zuvor hat SPD-Kanzler
Gleich nach der letzten Rede von Laschet - er ist der CDU-Vorsitzende mit der bislang kürzesten Amtszeit - setzt Merz ein Zeichen, das vor allem nach innen gerichtet ist - an dessen Anhänger. In der Aussprache meldet sich Merz als einziger zu Wort. Gut fünf Minuten lang zollt er seinem Vorgänger Anerkennung. "Wir waren im letzten Jahr ziemlich genau um diese Zeit Gegner und Wettbewerber. Eine persönliche Feindschaft ist daraus nie geworden. Im Gegenteil, wir sind seit vielen Jahren und Jahrzehnten Freunde, politische Wegbegleiter. Und ich möchte, dass wir es bleiben." Soviel öffentliche Einheit war nicht immer in der CDU.
Wie Merz die CDU wieder aufrichten will
Geschlossenheit, Erneuerung und Aufbruch: Mit diesem Dreiklang will Merz die Partei wieder aufrichten. Und so soll die CDU die drei Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen im Frühjahr gewinnen, wo die CDU-Regierungschefs um die Wiederwahl kämpfen. Geht es schief, muss Merz gleich zu Beginn seiner Amtszeit die Niederlagen erklären - ein positives Zukunftssignal wäre das nicht gerade. Im Bund müsse die CDU als Opposition den Anspruch an sich selbst stellen, wieder die Regierung von Morgen sein zu können, impft Merz seiner Partei ein.
Dass das nicht einfach wird, ist ihm bewusst. "Täuschen wir uns nicht: Bis dahin kann es ein weiter Weg sein", sagt er ernst. "Wenn wir uns streiten, wenn wir in alle Himmelsrichtungen auseinander laufen, wenn wir ein unklares Bild abgeben, wenn wir bei den Themen nicht auf der Höhe der Zeit sind, dann wird es möglicherweise sehr lang dauern", warnt Merz und fügt an: "Selbst dann ist es nicht gesagt, dass es überhaupt gelingt."
Droht um den Fraktionsvorsitz ein neuer Machtkampf?
Ein Thema mit Störpotenzial wird beim Parteitag ausgespart: Wie geht es mit dem Fraktionsvorsitz weiter. Merz hat bisher offen gelassen, ob er zum Fraktionsvorsitz greifen wird, um auch die Rolle als Oppositionsführer im Bundestag zu übernehmen. Ralph Brinkhaus hat klar gemacht, dass er gerne Fraktionschef bleiben würde - bis Ende April ist er gewählt. Auch ein neuer Machtkampf ausgerechnet vor wichtigen Landtagswahlen könnte Merz den Start verhageln.
Spannend wird es auf dem Parteitag, als CSU-Chef Söder von Nürnberg aus zugeschaltet ist, der nicht gerade als größter Merz-Fan gilt. Das 94-Prozent-Ergebnis sei schon "ein dickes Pfund", das er selbst gerne mal gehabt hätte, sagt der Bayer. "Das ist jedenfalls ein echt starker Vertrauensbeweis und eine starke Möglichkeit in der Zukunft, für die Union, für die CDU zu sprechen." Söder dürfte schwanen, dass sich Merz mit diesem Parteitagsvotum im Rücken nicht derart vorführen lassen wird, wie es Laschet im Bundestagswahlkampf ergangen ist.
Die üblichen Spitzen kann sich Söder dann doch nicht ganz verkneifen. CDU und CSU hätten in der Geschichte immer wieder schwierige Phasen gehabt, sagt er - "manchmal bedingt durch die Persönlichkeiten an der Spitze". Im Jahr 2021 habe man Fehler gemacht, und es habe Verletzungen gegeben, "bei euch, aber auch bei uns". Den Namen Laschet erwähnt Söder mit keinem Wort. Dass der sich im Machtkampf um die Kanzlerkandidatur gegen ihn durchsetzte, hat der CSU-Chef lange nicht verwunden.
Die Kanzlerin a.D. ist nicht dabei
Und was ist mit Merkel, die kurz vor dem Parteitag klar gemacht hat, dass sie keine Ehrenvorsitzende werden will? Laschet erwähnt Merkel mit keiner Silbe. Und auch in der Rede von Merz kommt die Bundeskanzlerin a.D. nicht vor. Dass sich Merkel demonstrativ zum Parteitag nicht zuschalten ließ und auch Merz' Einladung zu einem gemeinsamen samstäglichen Abendessen mit allen Ex-CDU-Vorsitzenden aus "terminlichen Gründen" nicht angenommen hat, dürften ihre Anhänger als Zeichen werten. (dpa/Jörg Blank/Ulrich Steinkohl/Sascha Meyer/mgb) © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.