Das Rennen um den CDU-Vorsitz nimmt an Fahrt auf. Seit Dienstag ist klar, dass auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet für den Posten kandidiert und Gesundheitsminister Jens Spahn zu seinem Vize machen will. Steckt hinter diesem Zusammenschluss ein Angriff auf Friedrich Merz?

Eine Analyse

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Eine AKK, die nicht mehr will, das Chaos in Thüringen und zuletzt das Hamburg-Debakel: Die CDU steht derzeit mächtig unter Druck. Dem Rennen um den Parteivorsitz und eine mögliche Änderung des Parteikurses kommt eine entscheidende Bedeutung zu.

Klar ist auch: Eine Teamlösung ist vom Tisch. Der frühere Bundesumweltminister Norbert Röttgen und Friedrich Merz haben jeweils ihren Hut in den Ring geworfen. Und auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet möchte kandidieren und schlägt Gesundheitsminister Jens Spahn als seinen Stellvertreter vor. Das allein ist schon ein starkes Statement – gegen Merz, von dessen Richtungspolitik sie sich abgrenzen.

Seine Kandidatur erklärte das Duo Laschet/Spahn bei der Bundespressekonferenz am Dienstag dann auch noch direkt vor dem Termin der Erklärung von Friedrich Merz. Ein Seitenhieb und eine klare Abgrenzung von Merz? Das wird zumindest von vielen Beobachtern so interpretiert.

Auch die Aussage Laschets, dass sich nicht alle Kandidaten für eine Teamführung der CDU und eine gemeinsame Strategie erwärmen konnten, kann als Angriff auf Merz verstanden werden.

CDU: Team gegen Einzelkämpfer

Jetzt also startet der offene Konkurrenzkampf. Während Spahn und Laschet als Team auftreten und für eine CDU der Mitte stehen, würde die CDU mit Alleinkämpfer Merz einen konservativeren Weg einschlagen.

Als Duo sind Laschet und Spahn aber noch aus einem anderen Grund interessant: Während Laschet den liberalen Teil der CDU abholt, ist Spahn bei den Konservativen und bei der Jungen Union beliebt. Gemeinsam würden sie eine breite Masse ansprechen, während Merz sich mit seiner Politik wohl eher auf die zur AfD abgewanderten Wähler konzentrieren würde.

Bei all der Schärfe, die durch die Kandidatur von Laschet mit Spahn plötzlich in den CDU-internen Wahlkampf kommt, geht Norbert Röttgen beinahe unter. Er hatte sich als Erster bereits letzte Woche um den CDU-Vorsitz beworben, kündigte zudem an, eine Frau mit in sein Team aufzunehmen.

Ein Versuch, in dem ganzen Trubel selbst auch etwas Aufmerksamkeit abzubekommen? Diese Vermutung liegt nahe, nachdem der Tweet des Ex-Bundesumweltministers am gestrigen Vormittag mitten im Tohuwabohu um Laschet-Spahn und Merz abgesetzt wurde.

Für Gesundheitsminister Spahn ist die Lösung als Vize hinter Laschet durchaus interessant, denn im Rennen um den Vorsitz wäre er wohl nur eine Randfigur geblieben. Seine Geste, Laschet im Wahlkampf zu unterstützen, könnte für viel Zustimmung sorgen und den beiden einige Stimmen mehr einbringen.

Laschet stärkt Merkel den Rücken

Die Kombination Laschet/Spahn stieß Friedrich Merz gestern bei der Bundespressekonferenz jedenfalls merklich auf. Er beurteilte recht spitz: "Im richtigen Leben würde man vielleicht von einer Kartellbildung zur Schwächung des Wettbewerbs sprechen. Aber das ist in Ordnung."

Später versuchte er, sein Zitat zu relativieren und erklärte, der Vergleich mit dem Wirtschaftsleben sei ironisch zu verstehen gewesen.

Merz erklärte, er würde für "Aufbruch und Erneuerung" stehen. Und Laschet? Der möchte einen Richtungswechsel der CDU verhindern. "Ich will, dass die CDU die Volkspartei der Mitte bleibt", erklärte er im ZDF. Außerdem stärkte er Bundeskanzlerin Angela Merkel den Rücken und bekräftigte, deren Kanzlerschaft bis September 2021 nicht infrage stellen zu wollen.

Noch-CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer wurde eigenen Angaben zufolge erst durch die Presse über das Bündnis von Laschet und Spahn informiert – zuvor habe sie davon nichts gewusst, erklärte AKK am Dienstagabend bei Markus Lanz im ZDF.

Dadurch, dass sie ihre gemeinsame Kandidatur bis zum Ende geheim gehalten haben, war Laschet und Spahn gestern die große Überraschung gelungen. Das Rezept dieser Teamlösung könnte jedenfalls aufgehen.

Auf einem Sonderparteitag am 25. April will die CDU dann über ihren neuen Vorsitzenden abstimmen. Geht es nach der Noch-Vorsitzenden, soll bei diesem Termin auch die K-Frage geklärt werden.

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