Nach dem Rücktritt von Partei-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer muss sich die CDU an der Spitze neu aufstellen. Mit ihrem Rückzug stellt sich auch die Frage, wer als Unions-Kanzlerkandidat infrage kommt. Ein Überblick.

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Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) wird auf eine Kanzlerkandidatur verzichten und auch ihren Parteivorsitz abgeben. Das hat die CDU-Chefin am Montag in Berlin mitgeteilt.

Die Entscheidung sei "seit geraumer Zeit" in ihr gereift und kein spontaner Beschluss nach den politischen Turbulenzen in Thüringen gewesen, sagte sie. Die Wahl des Ministerpräsidenten hatte bundesweit für Empörung gesorgt, weil FDP, CDU und AfD gemeinsam einen Regierungschef gewählt hatten. Nun zieht die 57-Jährige Konsequenzen aus dem Wahl-Debakel.

Annegret Kramp-Karrenbauer: Anhaltender Autoritätsverlust in der Union

AKK hatte etwa ein Jahr den CDU-Vorsitz inne - und währenddessen mit einem anhalten Autoritätsverlust in der Partei zu kämpfen. Sie bezeichnete die Trennung von Kanzlerschaft und Parteivorsitz als Schwächung der Partei. Sie wollte so lange Parteivorsitzende bleiben, bis die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur getroffen war.

Was bleibt, ist also die Frage nach der Zukunft an der CDU-Spitze. Und wer als Kanzlerkandidat infrage kommt. Als Anwärter dafür sind derzeit vier Namen im Gespräch. Ein Überblick.

Wer wird nun Unions-Kanzlerkandidat? Die vier möglichen AKK-Nachfolger

Friedrich Merz: Schon nach dem Verzicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf den Parteivorsitz hatte sich der frühere CDU-Hoffnungsträger 2018 als Kandidat ins Spiel gebracht. Auf dem Höhepunkt des Parteispendenskandals war er im Februar 2000 als Nachfolger von Wolfgang Schäuble zum Vorsitzenden der Unionsfraktion gewählt worden - und 2002 von Parteichefin Merkel verdrängt worden.

Der Wertkonservative zog sich danach von wichtigen Posten in Fraktion und Partei zurück und arbeitete als Rechtsanwalt. Von seinem Posten als Aufsichtsratschef des US-Finanzkonzerns Blackrock in Deutschland zieht der 64-Jährige sich zum April zurück, um sich wieder mehr der Partei zu widmen.

Begonnen hatte er seine politische Laufbahn 1989 mit der Wahl ins Europaparlament. 1994 zog Merz für den Hochsauerland-Wahlkreis in den Bundestag ein.

Armin Laschet: Der Aachener gilt als loyaler Stellvertreter Angela Merkels in der Bundes-CDU. Als Ministerpräsident und Vorsitzender des stärksten Landesverbandes Nordrhein-Westfalen könnte er schon qua Amt einen Anspruch auf den Vorsitz der Bundespartei und die Kanzlerkandidatur anmelden.

Als Oppositionsführer in NRW hatte der 58-Jährige bis zum Wahlerfolg 2017 auf Landesebene zunächst viel Kritik ertragen und so manche Niederlage wegstecken müssen. Doch der Fußballfan gilt als beharrlich und geduldig.

Laschet studierte Jura, arbeitete als Journalist und eroberte die politische Bühne schließlich als Bundestags- und Europa-Abgeordneter.

Jens Spahn: Der ehrgeizige Gesundheitsminister hat sich als konservativer Kritiker der Kanzlerin profiliert und hatte im Rennen um den CDU-Vorsitz schon 2018 den Hut in den Ring geworfen. Als Stimme vieler Konservativer und Jüngerer in der Partei brachte sich der Münsterländer in mehr oder minder offener Abgrenzung zu Merkel für mögliche höhere Aufgaben in Stellung.

Der langjährige Gesundheitspolitiker und frühere Finanzstaatssekretär profilierte sich mit provokanten Äußerungen zu zahlreichen Themen, von der Zuwanderung bis hin zu Recht und Ordnung. Als Minister glänzte der 39-Jährige mit einem Feuerwerk an Initiativen und Gesetzesnovellen.

Der Jüngste in Merkels Kabinett sitzt bereits seit 2002 im Bundestag.

Markus Söder: Außerhalb Bayerns gilt der 53 Jahre alte CSU-Chef vielen noch immer als Scharfmacher und Populist - mit markigen Aussagen hat sich der vierfache Vater über die Jahre hinweg das Image des Hardliners erworben. Auch in der CSU gehen die Meinungen über den ehrgeizigen Juristen aus Franken weit auseinander, doch er hat viele Unterstützer, zudem hat er sich als akribischer Arbeiter Respekt erworben.

Spätestens seit seiner Wahl zum bayerischen Ministerpräsidenten im März 2018 feilt Stratege Söder an einem neuen Image, hat sich vom Haudrauf zunehmend zum sanfteren Landesvater gewandelt. Zuvor war der Ziehsohn von Ex-CSU-Chef Edmund Stoiber CSU-Generalsekretär, Europa-, Umwelt- und Finanzminister.

Jedoch bekräftigte Söder am Montag im Bayerischen Fernsehen, in Bayern bleiben zu wollen. "In Bayern ist mein Standort und mein Anker, ich bin bei den bayerischen Wählerinnen und Wählern im Wort", sagte der Ministerpräsident. Sein Platz sei in Bayern, das habe er immer gesagt, und dabei bleibe es. "Ich bin der festen Überzeugung, es wird sich jemand finden in der CDU, der unbedingt will", fügte er hinzu. "Jetzt muss die CDU für sich selber eine ganz zentrale wichtige Entscheidung treffen, eine strategische Entscheidung, nicht nur eine personelle: Findet sie die Kraft, noch einmal sich zu erneuern? Meine Aufgabe ist mitzuhelfen, dass das funktioniert."

Seit 1983 ist er CSU-Mitglied, von 1995 bis 2003 war er Chef der Jungen Union Bayern. (msc/ash/dpa)

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