• Die Corona-Lage dominiert auch in den Nachbarländern derzeit die Nachrichten, vor allem wenn die Impfquote noch nicht allzu hoch ist.
  • Die Maßnahmen unterscheiden sich teils deutlich.
  • Wir geben einen Überblick über die momentane Lage in den anderen Ländern Europas.

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3G bis 2G plus, Lockdown-Debatten, Omikron - dass das Coronavirus den Winter 2021/2022 bestimmen wird, steht außer Frage. Fast in allen europäischen Ländern steigen die Zahlen wieder in dramatische Höhen, werden Regeln verschärft und Ungeimpfte immer deutlicher dazu aufgefordert, sich im Sinne der eigenen Gesundheit und einer besseren Zukunft für die Gesellschaft immunisieren zu lassen. Nach den niedrigen Infektionszahlen im Sommer sind jetzt nur noch wenige Oasen in Europa übrig geblieben. Ein Überblick:

Belgien: Infektionszahlen schießen in die Höhe

Die Infektionszahlen in dem Land mit 11,5 Millionen Einwohnern schießen trotz strengeren Corona-Maßnahmen wie einer Homeoffice-Pflicht immer weiter in die Höhe. Zuletzt wurden mehr als 25.000 neue Infektionen an einem Tag gemeldet - so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Mehr als 300 Corona-Patienten werden pro Tag ins Krankenhaus eingewiesen. Die Situation sei schlimmer als alle Szenarien, die Experten vorgerechnet hätten, sagte Premierminister Alexander De Croo kürzlich. Auch die Omikron-Variante wurde in Belgien bereits nachgewiesen.

Dänemark: 3G und hohe Impfquote

Seit dem Spätsommer galten in Dänemark länger keinerlei Beschränkungen mehr. Mittlerweile müssen die Menschen aber wieder vielerorts zeigen, dass sie geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Seit Montag gilt wieder eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen. Die neue Variante Omikron ist auch beim nördlichsten deutschen Nachbarn nachgewiesen worden. Die dänischen Impfzahlen sind im Vergleich mit anderen europäischen Ländern hoch - die Impfquote liegt hier bei über 75 Prozent. Mehr als 13 Prozent der Menschen haben bereits eine Auffrischungsdosis erhalten.

Frankreich: Booster-Impfung wird quasi zur Pflicht

Steigende Infektionszahlen machen auch den Menschen in Frankreich Sorge. Bei einer Impfquote von rund 76 Prozent ist die Regierung aber zuversichtlich, die nach der Zählung des Landes fünfte Welle ohne drastische Einschränkungen zu bewältigen. Massiv wird derzeit für die Auffrischungsimpfungen geworben, Millionen von Franzosen haben bereits einen Termin oder die Impfung schon erhalten. Die Booster-Impfung wird quasi zur Pflicht, weil sonst der Corona-Pass (3G-Nachweis) ungültig wird. Der ist aber vielfach auf der Arbeit Pflicht und wird zudem für den Besuch von Veranstaltungen, Cafés oder für Bahn- und Flugreisen benötigt. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt derzeit bei über 200.

Griechenland: Impfquote lediglich bei 62 Prozent

In Griechenland sind die Intensivstationen fast voll belegt, die Lage ist angespannt. Immerhin: Zuletzt fiel die Zahl der täglichen Neuinfektionen leicht (Sieben-Tage-Inzidenz über 460), während die Zahl der Erstimpfungen stark anstieg. Das liegt wohl daran, dass die Maßnahmen für Ungeimpfte schon vor Wochen massiv verschärft wurden. Im Freizeitbereich gilt die 2G-Regel, ansonsten ist die 3G-Regel in Kraft - faktisch dürfen Ungeimpfte ohne negativen Test nur noch in den Supermarkt und zur Apotheke. Die Regierung schließt einen erneuten landesweiten Lockdown kategorisch aus. Stattdessen sollen die Maßnahmen für Ungeimpfte notfalls noch weiter verschärft werden.

Großbritannien: Maskenpflicht teils wieder eingeführt

Seit Monaten sind die Corona-Infektionszahlen hoch, in den vergangenen Wochen stieg die Sieben-Tage-Inzidenz auf über 400. Die Zahlen der Krankenhauseinweisungen und der Todesfälle gingen hingegen zuletzt zurück. Die Impfquote liegt auf ähnlichem Niveau wie in Deutschland (69 Prozent), wobei schon gut ein Viertel der Britinnen und Briten Booster-Impfungen bekommen haben. Die Omikron-Variante, von der bereits einige Fälle nachgewiesen wurden, führte im freiheitsliebenden Großbritannien erstmals seit langem wieder dazu, dass Regeln nachgeschärft werden: So müssen alle Einreisenden einen PCR-Test machen und bis zum Ergebnis in Quarantäne bleiben. Von härteren Maßnahmen ist man zumindest in England jedoch weit entfernt, nur die Maskenpflicht wurde teils wieder eingeführt.

Irland: Homeoffice und 2G

Auch in Irland steigen die Kurven der Corona-Zahlen derzeit steil an - das gilt sowohl für die Zahl der Neuinfektionen ( 14-Tage-Inzidenz rund 1.270) als auch jene der Todesfälle. Mitte November schärfte die Regierung die Corona-Maßnahmen nach: So müssen Pubs, Restaurants und Clubs um Mitternacht schließen, außerdem sind dort ebenso wie in Kinos und Theatern Immunitätsnachweise (2G) erforderlich. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind aufgerufen, von zu Hause aus zu arbeiten.

Italien: Pandemie im Griff - Politik drängt zur dritten Impfdosis

Anders als Deutschland und Österreich scheint Italien die Pandemie derzeit im Griff zu haben. Die Fallzahlen halten sich in Grenzen 8Sieben-Tage-Inzidenz über 130), die Intensivstationen sind noch nicht voll. Das liegt an der - außer in Südtirol - guten Impfquote (rund 77 Prozent) und früh getroffenen Maßnahmen. 3G am Arbeitsplatz ist seit Mitte Oktober Pflicht, vom 6. Dezember an gilt in Restaurants, Bars und bei anderen Veranstaltungen die 2G-Regel. Manche Städte und Gegenden haben sicherheitshalber die Maskenpflicht im Freien wieder eingeführt und Menschenansammlungen beschränkt. Die Politik drängt zur dritten Impfdosis - und erreicht damit die Leute: Impftermine sind teilweise über Wochen ausgebucht, zehn Prozent der Italiener haben sich bereits den Booster verabreichen lassen.

Niederlande: Gewalttätige Proteste gegen die Corona-Maßnahmen

In den Niederlanden kam es in den vergangenen Wochen mehrfach zu gewalttätigen Protesten gegen die Corona-Maßnahmen. Sicherheitskräfte und Mitarbeiter von Hilfsdiensten wurden mit Feuerwerkskörpern angegriffen, die Polizei nahm etliche Randalierer fest. Proteste gegen einen abendlichen Lockdown, der seit Sonntag gilt, hielten sich aber in Grenzen. Zunächst drei Wochen lang müssen Geschäfte, Kulturstätten, Gaststätten und Sportklubs spätestens um 17.00 Uhr schließen. Ausgenommen sind Supermärkte. Sorgen bereitet den Behörden, dass am Wochenende mindestens 13 Flugpassagiere aus Südafrika eingereist sind, bei denen eine Infektion mit der Omikron-Variante festgestellt wurde. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt hier derzeit über 900, die Impfquote bei über 73 Prozent.

Coronavirus - Neue Corona-Supervariante im Süden Afrikas

Neue Corona-Variante: EU-Kommission schränkt Reisen aus Südafrika in die EU drastisch ein

Die Ausbreitung einer neuen möglicherweise gefährlicheren Variante des Coronavirus im südlichen Afrika hat international Besorgnis ausgelöst. Experten befürchten, dass die Variante B.1.1.529 wegen ungewöhnlich vieler Mutationen hoch ansteckend sein könnte und zudem den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte. Die EU-Kommission will Reisen aus dem südlichen Afrika in die EU auf ein absolutes Minimum beschränken, Deutschland wird Südafrika zum Virusvariantengebiet erklären.

Österreich: Lockdown-Maßnahmen scheinen bereits zu wirken

Die diversen Maßnahmen wie die 2G-Regel und der Lockdown haben eine Stabilisierung der Corona-Situation bewirkt. Zuletzt ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen teils deutlich gesunken (Sieben-Tage-Inzidenz über 930). In den Kliniken hat sich die Lage in den Normal- und Intensivstationen aber noch nicht entspannt. Die Menschen hoffen, wie von der Regierung ursprünglich angekündigt, auf ein Ende des Lockdowns am 13. Dezember. Der Druck der Wirtschaft und des Handels, dieses Datum wegen des wichtigen Weihnachtsgeschäfts auch einzuhalten, ist enorm. Eine Entscheidung wird frühestens Ende der Woche erwartet.

Polen: Sieben-Tage-Inzidenz wird nicht offiziell ausgewiesen, Impfquote bei rund 54 Prozent.

Die Zahl der täglichen Neuinfektionen ist zuletzt leicht gesunken, nach Angaben des Gesundheitsministeriums waren es zuletzt rund 19.000 Fälle binnen 24 Stunden, am Dienstag wurden 526 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. Die Lage in den Kliniken ist angespannt. In Polen gibt es weder eine 2G- noch eine 3G-Regelung. Die Regierung hat zwar zum 1. Dezember die Restriktionen verschärft: In Hotels, Restaurants, Kinos und Theatern gilt dann eine Höchstgrenze von 50 Prozent Auslastung - bisher lag das Limit bei 75 Prozent. Geimpfte sollen weiterhin bei diesen Begrenzungen nicht mitgezählt werden. Allerdings fehlt in Polen die Rechtsgrundlage dafür, dass Gäste und Besucher von Hotels, Restaurants oder Kultureinrichtungen verpflichtet werden können, ihren Impfnachweis vorzuzeigen. Insofern sind auch die neuen Regelungen vor allem Theorie. Die Impfquote liegt in Polen bei rund 54 Prozent

Die Opposition und führende Virologen werfen der nationalkonservativen PiS-Regierung vor, im Kampf gegen die Pandemie zu wenig zu tun, um die Impfgegner unter ihren Wählern nicht zu verprellen.

Portugal: Stimmung ist noch relativ entspannt

Obwohl die Corona-Zahlen (Sieben-Tage-Inzidenz 200) höher als im Nachbarland Spanien liegen, ist die Stimmung auch in Portugal noch relativ entspannt. Das liegt auch an der noch höheren Impfquote von 88 Prozent. Aber die Registrierung der ersten 13 Fälle der neuen Virusvariante Omikron am Montag beim Fußballverein Belenenses lassen auch in Lissabon die Alarmglocken schrillen. Ein 3G-Nachweis muss beim Betreten der Innenräume von Gaststätten, von Hotels oder Fitnessstudios vorgelegt werden. Bei Festivals, Sportveranstaltungen, Discos und Bars ist auch für Geimpfte und Genesene ein aktueller Corona-Test vorgeschrieben. Masken sind ab Mittwoch wieder in allen öffentlichen Innenräumen Pflicht, sowie im Freien, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Einreisende aus Deutschland über zwölf Jahren müssen geimpft, genesen oder negativ getestet sein.

Schweden: Sonderweg mit niedrigster Sieben-Tage-Inzidenz

Schweden hatte seit Pandemiebeginn auf einen Sonderweg mit vergleichsweise lockeren Corona-Maßnahmen gesetzt. In dem Zuge hatte das Land im Vergleich zum Rest Skandinaviens und auch zu Deutschland mit sehr hohen Corona-Zahlen zu kämpfen. Jetzt finden sich die Schweden plötzlich ganz woanders wieder: Laut den Zahlen der EU-Gesundheitsbehörde weist das Land die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz (über 60) im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum aus. Die Impfquote liegt mit 68 Prozent auf dem Niveau von Deutschland.

Schweiz: Impfquote bei rund 65 Prozent - eine der niedrigsten in Westeuropa

Wie auch in anderen Ländern Europas steigen die Infektionszahlen auch in der Schweiz (Sieben-Tage-Inzidenz rund 500). Die Impfquote ist eine der niedrigsten in Westeuropa. In verschiedenen Kantonen wurde in den vergangenen Tagen und Wochen die Maskenpflicht ausgeweitet. Die Regierung in Bern setzt vorerst weiterhin vor allem auf die landesweite 3G-Regel in Restaurants, Freizeiteinrichtungen und bei Veranstaltungen. Rückendeckung erhielt sie dabei am Sonntag in einer Volksabstimmung. Eine klare Mehrheit unterstützte das Covid-Zertifikat.

Spanien: Zahlen steigen wieder an

Die Corona-Lage ist in Spanien wegen der relativ hohen Impfbereitschaft (über 79 Prozent) noch entspannter als in zentraleuropäischen Ländern. Aber auch in dem beliebten Urlaubsland steigen die Corona-Zahlen wieder an (Sieben-Tage-Inzidenz über 110) - auch die Omikron-Variante wurde schon nachgewiesen. Die Behörden der verschiedenen Regionen des Landes verschärfen deshalb wieder die Corona-Maßnahmen. Landesweit gilt weiterhin Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen sowie in Bussen und Bahnen. Im Freien gilt sie nur, wenn der Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten werden kann.

In immer mehr Regionen müssen Besucher der Innenräume von Gaststätten sowie von Kinos oder Theatern geimpft, genesen oder getestet sein. Dies gilt auch für die Einreise aus Deutschland für alle über zwölf Jahre. Alle bereits Geimpften über 60 Jahre sollen eine Drittimpfung erhalten, sobald ihre Erstimpfung sechs Monate zurückliegt.

Tschechien: Sieben-Tage-Inzidenz über 1.200 bei niedriger Impfquote

Die vierte Corona-Welle hat das deutsche Nachbarland mit voller Wucht getroffen. Die Armee hilft in überlasteten Krankenhäusern aus. Vereinzelt mussten bereits Intensivpatienten innerhalb des Landes verlegt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass Tschechien derzeit die Regierung austauscht. Das scheidende Kabinett hat den Notstand ausgerufen und in vielen Bereichen wie Gaststätten und Hotels die 2G-Regel (geimpft oder genesen) eingeführt. Doch nicht immer werden die strengen Auflagen auch eingehalten. Es gibt eine große Gruppe von Impfgegnern, die aus unterschiedlichen Gründen gegen die Spritze sind - von Gerüchten über angebliche Nebenwirkungen bis zu grundsätzlicher Auflehnung gegen die Obrigkeit.

Ungarn: Hohe Sterberate - milde Maßnahmen

Die Sterblichkeit in dem Zehn-Millionen-Einwohner-Land ist hoch: Mit oder an Corona starben bislang fast 34.000 Menschen, derzeit sind es durchschnittlich 150 am Tag. Trotzdem sind die Maßnahmen auch in der vierten Welle milde. Es gilt Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, Krankenhäusern, Amtsgebäuden und Geschäften. Für die Gastronomie und Veranstaltungen gibt es keine Einschränkungen, ausgenommen sind lediglich Events mit mehr als 500 Teilnehmern, für die eine Impf- oder Genesenenbescheinigung erforderlich ist. Die Land- und Flussgrenzen sind für Reisende ohne Einschränkungen offen. Lediglich für Reisende aus dem südlichen Afrika gilt seit dem Wochenende ein Einreiseverbot, wenn sie ihren Wohnsitz nicht in Ungarn haben. (dpa/fra)

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