Der Ukraine-Krieg und der Nahost-Konflikt sind aktuelle Krisen, die die Welt beschäftigen. Die beiden Konflikte spielen natürlich auch bei sportlichen Großereignissen eine Rolle, wie zum Beispiel bei den Olympischen Spielen in Paris im Sommer.
Wir haben mit dem Sportpolitik-Experten Dr. Jürgen Mittag von der Sporthochschule Köln unter anderem über Risiken und Gefahren gesprochen.
Herr Mittag, wie politisch werden die kommenden Olympischen Spiele in Paris?
Jürgen Mittag: Man muss davon ausgehen, dass die kommenden Sportgroßereignisse – und vor allem die Olympischen Spiele in Paris – in beträchtlichem Maße politisiert sein werden. Die militärischen Konflikte Russland-Ukraine und Israel-Palästina werden mit Blick auf die Rolle von Krieg und Frieden im Sport sowie die Teilnahme beziehungsweise den Ausschluss von Athletinnen und Athleten Einfluss auf die Spiele in Paris nehmen.
Wenn man dann noch sieht, dass Russland gegenwärtig mit sogenannten "Friendship Games" eine Konkurrenzveranstaltung plant, die offenkundig auf eine Spaltung der Sportwelt zielt, sind wir mitten in der Sportpolitik.
Hinzu kommt, dass wir gegenwärtig gesellschaftspolitisch so aufgeladene Zeiten erleben, dass absehbar auch die EURO im Sommer, die Europameisterschaft im Fußball, in nicht unerheblichem Maße politisiert sein wird. Auch dort wird es sicherlich zu politischen Meinungsbekundungen und Auseinandersetzungen kommen.
Sportgroßereignisse sind ein Resonanzboden und Verstärkungsfaktor für politische Meinungsbekundungen und damit auch eine Bühne für politische Kontroversen.
Wie olympisch ist Olympia überhaupt noch?
Es ist hervorzuheben, dass sich die Olympische Bewegung immer wieder auf die Fahnen schreibt, stark wertebasiert zu agieren. Betont werden neben der sportlichen Höchstleistung insbesondere Freundschaft, Respekt und Zusammenhalt. In der Olympischen Charta wird der Olympismus sogar als Lebensstil bezeichnet.
Das ist eine Besonderheit, die andere Sportarten und Sportverbände so nicht kennen. Die Olympische Bewegung setzt auch jenseits der Olympische Spiele auf eine umfassende Bildungsarbeit durch Schulungen, Austausch und Kooperationsarbeit.
Den olympischen Akademien kommt hierbei eine besondere Rolle zu. Zurückgeht dies auf die Anfänge der olympischen Idee der Neuzeit. Pierre de Coubertin hat die Olympischen Spiele nicht zuletzt auch deswegen entwickelt, um dem internationalen Austausch und der internationalen Völkerverständigung Raum und Rahmen zu geben. Dieses Gründungsmotiv ist – ungeachtet aller Konflikte – nie verschwunden.
Olympisch sind die Spiele sicherlich noch immer, aber sie werden in vielfacher Form von anderen politischen Strömungen oder ökonomischen Entwicklungen überlagert, die bisweilen nicht mehr viel Platz für den olympischen Gedanken lassen.
Wie viel sind die olympischen Werte noch wert heutzutage?
Das ist hochumstritten. Es gibt die einen, die sagen, das Internationale Olympische Komitee, das IOC, und die gesamte Olympische Bewegung agieren nicht anders als jeder andere Anbieter in der immer größer werdenden Sportindustrie: kommerziell und marktgetrieben, rein auf den wirtschaftlichen Gewinn ausgerichtet und immer wieder Korruptionsgefahren ausgesetzt.
Dem würde das IOC entgegenhalten, dass nicht alles marktgetrieben sei, sondern dass man auf die einende Kraft des Sports setze und Werte wie Respekt und Solidarität hochgehalten werden. Und auch die olympischen Symbole und Praktiken sind nicht rein auf Marketing ausgerichtet, sondern weiterhin auf das Miteinander der Athletinnen und Athleten. Ob es das olympische Dorf ist, der olympische Fackellauf oder die Mobilisierung für den Sport.
Paris versucht das mit der Eröffnungsfeier, mit dem Einzug der Athletinnen und Athleten, der jetzt kein Einmarsch mehr in ein Stadion ist, sondern eine Parade entlang der Seine, neu zu beleben.
Wenn man diese beiden Sichtweisen zusammenführt, wird deutlich, dass die wertbezogenen Aktivitäten nicht völlig erodieren, aber stets die Gefahr im Raum steht, dass die olympischen Werte durch andere Entwicklungen, vor allem politische Aufladungen und ökonomische Vereinnahmungen, deutlich in den Hintergrund geraten.
IOC steht vor Grundsatzfrage
Olympische Spiele waren ja oft politisch aufgeladen. Hat der aktuelle Doppelkonflikt in der Ukraine und im Nahen Osten eine neue Qualität?
Ganz sicher. Die großen internationalen politischen Konflikte im Zuge der Olympischen Spiele der 70er- und 80er-Jahre, also die Boykotte 1976, 1980 und 1984, schienen überwunden. Man hatte sich von den seinerzeitigen Fundamentaldebatten im Sinne einer 'Leben und Sterben-Dimension' verabschiedet und anderen politischen Aspekten wie Menschenrechten oder Umwelt- und Nachhaltigkeitszielen zugewendet.
Mit dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist das IOC jedoch mit ähnlichen Grundsatzfragen der internationalen Politik wie vor vier Dekaden konfrontiert worden. Dabei ist es innerhalb der olympischen Bewegung in den vergangenen zwei Jahren zu einem grundsätzlichen Positionswandel gekommen: Bei Ausbruch des Krieges hat es die einhellige Entscheidung der olympischen und auch der paralympischen Sportorganisationen gegeben, Russland auszuschließen. Dem haben sich nahezu alle internationalen Sportverbände angeschlossen. Das Ausmaß an Einstimmigkeit und Schnelligkeit war angesichts der divergierenden Interessen im Sport überraschend.
Im Herbst 2022 haben dann aber verschiedene nationale olympische Komitees und auch das IOC begonnen, diese Sichtweise in Frage zu stellen und den bis dahin bestehen Konsens aufzuweichen. Besonderes Gewicht wurde dem Argument beigemessen, dass Athletinnen und Athleten, die sich nicht für den Krieg ausgesprochen haben oder an diesem beteiligten, nicht mit einer Kollektivstrafe belegt werden sollten.
Wie ging es dann weiter?
Während sich Anfang 2023 36 nationale olympische Komitees, überwiegend aus dem Westen beziehungsweise den OECD-Staaten, sehr eindeutig gegen die Teilnahme von russischen und belarussischen Athleten ausgesprochen, votierte der Rest der Welt – und damit die überwiegende Mehrheit der nationalen olympischen Komitees –, für eine Teilnahme oder blieb neutral.
Zugleich haben sich auch die Sportverbände sehr unterschiedlich positioniert. Während viele Verbände dem IOC gefolgt sind haben sich andere – wie etwa World Athletics, der internationale Leichtathletikverband –, gegen die Wiederzulassung ausgesprochen. Angesichts dieser Entwicklung hat sich die Lage völlig verändert.
Die westlichen Staaten gerieten mit ihrer Haltung zunehmend in die Defensive, auch wenn sie mit Blick auf den sportpolitischen und wirtschaftlichen Einfluss durchaus bedeutsam sind. Zur jüngsten Volte kam es dann, als Russland begann, Gebiete in der Ukraine formal zu annektieren. In dieser Situation orientierte sich das IOC neu und beschloss, das russische olympische Komitee formal auszuschließen.
Als Konsequenz dieser Entwicklungen werden in Paris nur eine überschaubare Anzahl von russischen und belarussischen Einzelathletinnen und Athleten antreten – ohne nationale Symbole wie Flaggen oder Hymnen. Und das auch nur, wenn sie keine Verbindung zum russischen Militär haben und den Krieg in der Ukraine nicht aktiv unterstützen.
Die jüngste Gegenbewegung zeigt, wie komplex die Sportpolitik ist, die infolgedessen auch nicht unbedingt immer für die Zuschauer nachvollziehbar ist. Im Ergebnis werden diese Spiele weitgehend ohne russische Beteiligung, definitiv aber nicht ohne Blick auf die aktuellen militärischen Konflikte über die Bühne gehen.
Krieg während Olympia
Ist diese Lösung mit russischen und belarussischen Einzelathleten fair oder eine faule Lösung? Hätte man nicht eher konsequent beim Ausschluss sein müssen?
Es gibt in der Wissenschaft, aber auch in der Politik und bei den Sportorganisationen höchst unterschiedliche Sichtweisen. Die einen argumentieren, dass man den Einzelnen für seine Staatsangehörigkeit nicht verurteilen kann, ohne dass er sich in irgendeiner Form einer Verfehlung schuldbar gemacht hat. Dies wäre eine Missachtung der individuellen Menschenrechte russischer und belarussischer Athleten.
Ein weiteres Argument: Während der Dauer von Olympischen Spielen haben auch andere Staaten Kriege geführt. Wenn man sieht, wo etwa die USA auf dieser Welt militärisch involviert ist, stellt sich die Frage, ob die Beteiligung an militärischen Konflikten ein ausschließliches Kriterium sein kann.
Demgegenüber stehen diejenigen, die sehr deutlich zum Ausdruck bringen, dass sich aus einer wertebezogenen, aus einer humanistischen, aus einer politischen Position heraus Russland eines Angriffskrieges schuldig gemacht hat und dass dieser Angriffskrieg ein Vergehen gegen die Maßstäbe des Völkerrechts ist und dass deswegen Russland eben als Gesamtes rigoros und konsequent auszuschließen sei.
Das ist eine Sichtweise, die viele westliche Staaten teilen. Aber: Es gibt rund 170 Staaten beziehungsweise nationale olympische Komitees, die dies anders sehen. Das zeigt auch, wie stark die internationale Sportpolitik durch nationale Positionen, kulturelle Sichtweisen und auch Identitätsaspekte geprägt ist. Und es unterstreicht, dass der Sport bisweilen eben doch wieder zum Spielball internationaler politischer Konflikte geworden ist.
Umfassendes Sicherheitskonzept
Ich hatte Sie eingangs gefragt, wie politisch diese Spiele werden. Zuletzt gab es den Anschlag in Moskau, es gab Drohungen des IS rund um die Champions League. Wie gefährlich werden die Spiele?
Das ist eine ganz zentrale Frage, die gegenwärtig nicht so intensiv in der Öffentlichkeit diskutiert wird, auch ganz bewusst von den Organisatoren und Ausrichtern nicht zum Gegenstand gemacht wird.
Erstens, um keine Unruhe zu schüren, zweitens aber auch, um keine Einfallstore für potenzielle Orte oder Möglichkeiten für Anschläge zu liefern. Hinter den Kulissen wird gleichwohl an Hochsicherheitsspielen gearbeitet. Die vorbereitenden Maßnahmen der französischen Regierung sind immens, gerade rund um die Eröffnungsfeier.
Es ist nicht einmal sicher, ob diese wirklich auf und entlang der Seine stattfinden kann. Frankreich – und Paris – war in den vergangenen Jahren immer wieder das Ziel von Anschlägen.
Sportministerin Amélie Oudéa-Castera hat zuletzt die Franzosen beruhigt. Bis zu 45.000 Sicherheitskräfte sollen die Spiele schützen, rund 30.000 Polizisten sind in die Hauptstadtregion verlegt werden. Dazu werden 18.000 französische Soldaten im Einsatz sein. Ist das Ihrer Meinung nach die richtige Taktik? Oder sollte man nicht vielleicht doch noch deutlicher sagen, dass es wirklich problematisch werden kann?
Die Verantwortlichen können letztlich gar nichts anderes tun, als beruhigende Botschaften zu senden. Der Umstand, dass gleichzeitig auch auf den Aufwand verwiesen wird, der betrieben wird, lässt ja recht offensichtlich den Schluss zu, dass man einen solch riesigen Aufwand betreiben würde, wenn das Risiko nicht so hoch wäre.
Es kann nicht die Aufgabe der Politik sein, Sorgen oder Bedenken noch zu schüren. Zumal dies zu neuen Problemen führen könnte; es wird sich kein Politiker vorwerfen lassen wollen, dass er etwa eine Panik geschürt hat.
Es stand in letzter Zeit immer der Ukraine-Krieg im Fokus, im Nahen Osten herrscht allerdings auch ein großer Konflikt. Wie problematisch sehen Sie den für die Olympischen Spiele?
Israels nationales olympisches Komitee wird in Paris vertreten sein. Es hat in den vergangenen Wochen mehrere Aufrufe gegeben, Israel von Sportgroßereignissen auszuschließen, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Die einen haben darauf verwiesen, dass man die Sicherheit von Zuschauern und Athleten aus Israel nicht gewährleisten könne.
Andere haben betont, dass sich Israel angesichts der laufenden Aktivitäten im Gaza-Streifen selbst völkerrechtlicher Vergehen schuldig mache. Beide Sichtweisen prallen hart aufeinander und führen dazu, dass die Konflikte in den kommenden Wochen und Monaten eher noch zunehmen werden.
Als weitere Frage steht im Raum: Was passiert, wenn ein israelischer Athlet Erfolg hat, womöglich eine Medaille holt: Wird das neutral behandelt? Wird das wohlwollend unterstützt? Oder wird es auch kritische Reaktionen geben angesichts des hohen Anteils arabischstämmiger Menschen in Frankreich?
Wie sieht es denn mit der Rolle der Aktiven aus den palästinensischen Autonomiegebieten aus?
Obwohl Palästina keine vollständige staatliche Autonomie besitzt und von zahlreichen westlichen Staaten nicht als Staat allgemein anerkannt ist, wurde Palästina im Jahre 1995 in das Internationale Olympische Komitee aufgenommen. In Tokio traten zuletzt fünf Aktive bei den Sommerspiele 2021 unter palästinensischer Flagge an. Hinzu kommt der Umstand, dass es seit 2016 bei den Olympischen Spielen auch stets eine Flüchtlingsmannschaft mit staatenlosen Athletinnen und Athleten gab.
Entsprechendes ist auch für Paris vorgesehen. Und dieser Mannschaft wird hohe Aufmerksamkeit zukommen, vor allem wenn es erstmals sogar um eine Medaille für dieses Team gehen sollte. Die Flüchtlingsmannschaft besitzt in hohem Maße symbolisches Kapital und wird entsprechendes mediales Interesse wecken.
Der ganze Konflikt, auch nach der Attacke des Irans, droht zu eskalieren. Was bedeutet diese Gemengelage für Olympia?
Zunächst besteht die Gefahr, dass die Sicherheitsrisiken noch größer werden und die Spiele noch stärker von der internationalen Politik überlagert werden. Absehbar wird aber auch den Spannungslinien im Iran und den damit verbundenen Symbolen auch in Paris noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. So wird es zu Debatten um das Tragen von Kopftüchern geben, die Athletinnen aus dem Iran stehen hier – wie die Vergangenheit gezeigt hat – unter erheblichem Druck.
Werden das die Spiele der politischen Botschaften?
In Artikel 50 der Olympischen Charta wird sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, dass politische oder religiöse Botschaften im Zuge der Olympischen Spiele nicht zum Ausdruck gebracht werden dürfen. Das ist lange Zeit sehr strikt geregelt gewesen, wird mittlerweile aber flexibler gehandhabt.
Man wird unterbinden, dass bei den Wettbewerben oder bei Siegerehrungen entsprechende politische Bekundungen erfolgen. Nach den vielfältigen Forderungen von Athleten, keinen Maulkorb zu erhalten, sondern ihr Recht auf Meinungsfreiheit als mündige, als verantwortliche Akteure zu wahren, hat das IOC eingeräumt, dass es bestimmte Formen und Orte gibt, wo politische Meinungsbekundungen erlaubt sind.
Man versucht das Ganze zu kanalisieren, so dass es keine vollständige Einschränkung gibt, die eigentlichen Sportereignisse aber auch nicht von der Politik überlagert werden.
Wie groß ist das Krisen-Thema für die Politik und wie groß ist dieses Thema für die Sportler?
Für die Sportlerinnen und Sportler ist das ein wichtiges Thema, alleine schon aufgrund des beträchtlichen Erwartungsdrucks durch die Öffentlichkeit und die Medien. Die Aktiven sind nicht mehr nur Sportler, sondern auch gesellschaftlich handelnde, Resonanz erzeugende Persönlichkeiten. Deswegen werden sie mit entsprechenden Erwartungen konfrontiert und angehalten, zumindest eine Stellungnahme oder ein politisches Signal zu senden.
Die damit verbundenen Konflikte gehen an den Athletinnen und Athleten nicht spurlos vorbei, sondern spielen eine Rolle und sind bisweilen sehr präsent. Auch für weitere Verantwortliche sind die aktuellen Krisen ein Herausforderungsfeld. Bei den Verbandsfunktionären hat man dies mittlerweile weitgehend im Griff hat, nach den langen Debatten im Vorfeld, auch wenn die bezogenen Positionen bisweilen sehr ambivalent ist.
Seitens der Politik verhält sich dies anders. Gerade mit Blick auf Israel wird man wahrscheinlich nicht ganz umhinkommen, in irgendeiner Form Stellungnahmen abzugeben, die dann wiederum weitere Reaktionen zur Folge haben können Es wird daher durchaus damit zu rechnen sein, dass es Aktivitäten geben wird vonseiten der Politik, in denen es zu Meinungsbekundungen im Hinblick auf die Israel- und Russland-Frage kommen wird.
Wir hatten darüber gesprochen, wie politisch und gefährlich die Spiele werden. Was glauben Sie denn, wie schön diese Spiele werden?
Die Vorfreude bei den Athletinnen und Athleten ist groß. Paris, das ja bereits zum dritten Mal Ausrichter von Olympischen Spielen ist, bietet mit seinen Sportstätten und grandiosen Kulissen herausragende Möglichkeiten. Hinzu kommen die zusätzlichen Austragungsorte wie Versailles, Lille oder Marseille, in denen zudem neue Sportarten wie Skateboarding oder Sportklettern stattfinden.
Die Rahmenbedingungen sind ausgesprochen gut, so dass das ganze Land vom Olympia-Fieber erfasst werden kann. Ob diese Perspektive im Verlauf der Spiele dann doch überlagert wird von singulären Ereignissen – ob das jetzt sportliche Misserfolge oder Sicherheitsgefahren sind, die heute noch gar nicht absehbar sind –, ist vom jetzigen Zeitpunkt aus nicht zu prognostizieren. Nicht zuletzt infolge der veränderten Medienformate und -strukturen reichen bisweilen kleine Dinge aus, um erhebliche Aufmerksamkeit und Kritik zu erzeugen.
Die Risiken und Chancen der Olympischen Spiele sind größer geworden und sie liegen näher beieinander. Prinzipiell können es sehr spannende, schöne und auch innovativ gestaltete Spiele werden.
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Was kann man denn aus der Vergangenheit lernen, was man auf diese Spiele übertragen kann?
Die Botschaft, dass Olympische Spiele ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen, aber auch ein Resonanzkörper für jedwede Form von Botschaften sein können. Das können nicht nur politische, sondern auch kommerzielle, kulturelle Botschaften sein.
Wenn man berücksichtigt, dass die Spiele ursprünglich als Friedensspiele begonnen wurden, kann dies auch eine Botschaft sein, die aus Paris 2024 hervorgeht. Paris kann nicht nur ein sportliches Ereignis, sondern auch ein Fest internationaler Solidarität und Verständigung werden.
Auf der anderen Seite kann man aber auch lernen, dass eine Überfrachtung mit Erwartungen ebenso wie eine Überpolitisierung auch abträglich sein kann. Die Menschen kommen aufgrund des Sports zu den Olympischen Spielen, nicht wegen der Politik. Insofern gilt es vor allem das richtige Maß und die passende Balance zwischen Sport und Politik zu finden.
Zum Gesprächspartner
- Jürgen Mittag ist als Professor für Sportpolitik an der Deutschen Sporthochschule Köln tätig. Der Titel der Professur "Sportpolitik" passt perfekt zu seinem Werdegang. "Für mich eine ziemlich perfekte Quintessenz meiner bisherigen Studien und akademischen Stationen", sagt Mittag. Das Institut des 52-Jährigen trägt den Titel eines Jean Monnet-Lehrstuhls und zielt damit auf ein besseres Verständnis der Europäischen Union ab, indem verstärkt europäische Themen vergleichend in Forschung und Lehre untersucht werden.
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