• Niclas Füllkrug lässt mit seinem Tor zum 1:1 gegen Spanien die deutsche Nationalmannschaft weiter auf das Achtelfinale hoffen.
  • Füllkrug gab erst in diesem Monat sein Länderspieldebüt und stand noch nie in der Startelf.
  • Seine Karriere war bislang von vielen Verletzungen geprägt, sodass alleine seine Teilnahme an der Weltmeisterschaft einem Wunder gleichkommt.

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Sein Tor kam einer Erlösung gleich. Niclas Füllkrug hat mit seinem 1:1 gegen Spanien die Chancen auf das Achtelfinale erheblich vergrößert. "Ich war einfach total im Lauf", beschreibt der Torschütze seinen Treffer. "Und dann lag der Ball mir vor den Füßen. Und dann war es einfach nur Instinkt, der dort gehandelt hat. Das ist ein Automatismus. Dass der Ball so in der Ecke landet, ist schön."

In Bundestrainer Hansi Flick reift die Erkenntnis, mit Füllkrug den richtigen Mittelstürmer mit zur Weltmeisterschaft genommen haben: "Ich denke, dass er gezeigt hat mit seiner Entschlossenheit, wie man Tore schießt. Das zeichnet ihn aus. Deswegen ist er auch dabei."

Zur Erinnerung: Der Stürmer von Werder Bremen hatte vor seiner WM-Nominierung kein einziges Länderspiel bestritten. Überhaupt brachte er keinerlei internationale Erfahrung mit. Auf Vereinsebene absolvierte Füllkrug kein einziges Spiel im internationalen Wettbewerb.

Niemand hätte vor wenigen Monaten damit gerechnet, dass der 29-Jährige ein Kandidat für die Nationalmannschaft sein könnte. Erst in der Hinrunde der laufenden Saison hatte er sich mit seinen zehn Bundesliga-Toren (Platz 2 in der Torschützenliste) in den Vordergrund gespielt.

Hrubesch sah in Füllkrug bereits 2012 einen Nationalspieler

Doch warum gelang ihm der Durchbruch so spät? Vom Talent her galt Füllkrug bereits in jungen Jahren als potenzieller Top-Stürmer. "Niclas Füllkrug ist in der Zukunft eine Option für die A-Nationalmannschaft", sagte der damalige Nachwuchs-Nationaltrainer Horst Hrubesch bereits im Jahre 2012.

Am 28. Januar 2012, wenige Tage vor seinem 19. Geburtstag, debütierte Füllkrug in der Bundesliga für den SV Werder Bremen. Zwei Monate später gelang ihm gegen den FC Augsburg sein erster Treffer. Ein Jahr nach seinem Profidebüt machte ihm allerdings ein Problem zu schaffen, das ihn über seine gesamte Karriere begleiten sollte – das Verletzungspech.

Aufgrund einer langwierigen Knieverletzung verpasste er in Bremen den Anschluss und wurde zweimal in die 2. Bundesliga abgegeben – erst zur SpVgg Greuther Fürth, dann zum 1. FC Nürnberg. In Nürnberg tat er sich zunächst fußballerisch schwer, erlitt dann auch noch einen Knorpelschaden und fiel monatelang aus.

Erst in seiner zweiten Spielzeit beim 1. FC Nürnberg, also in der Saison 2015/2016, trat er mit 14 Toren als Goalgetter in Erscheinung. Der damalige Bundesligist Hannover 96 verpflichtete ihn daraufhin für eine Ablöse von rund 2,2 Millionen Euro.

Hatte er in der Anfangssaison mit nur fünf Toren noch seine Schwierigkeiten, drehte er in der Spielzeit danach richtig auf. 14 Tore gelangen ihm in der Bundesliga. Plötzlich war Füllkrug einer der begehrtesten Stürmer der Liga. Borussia Mönchengladbach wollte ihn damals verpflichten und soll eine Ablöse von rund 15 Millionen Euro geboten haben.

Immer wieder Probleme mit dem Knie

Hannover lehnte ab. Es wäre vermutlich die richtige Entscheidung gewesen, wäre im Dezember 2018 nicht die nächste schwere Verletzung erfolgt – wieder das Knie, wieder ein Knorpelschaden, wieder ein monatelanger Ausfall. Hannover konnte den Ausfall nicht kompensieren. Beim Comeback von Füllkrug war der Abstieg in die 2. Bundesliga nahezu besiegelt.

Füllkrug kehrte daraufhin zu seinem Ausbildungsverein nach Bremen zurück. Das Verletzungspech begleitete ihn. Im September 2019 zog er sich einen Kreuzbandriss zu, im Oktober 2020 eine schwerwiegende Wadenverletzung, im Januar 2021 eine Verletzung am Sprunggelenk.

Füllkrug führt seine Verletzungen auf "viel Pech" zurück

Als verletzungsanfällig würde er sich selber trotzdem nicht bezeichnen. "All meine Verletzungen sind durch Zweikämpfe oder Fouls entstanden – und waren unterschiedlicher Natur", sagte er im Interview mit dem "kicker" und führte die vielen Verletzungen einfach auf "viel Pech" zurück: "Das hat nichts damit zu tun, dass mein Körper am Limit ist."

Seit mehr als eineinhalb Jahren blieb Füllkrug nun von größeren Verletzungen verschont und spielt seitdem konstant auf hohem Niveau. Vergangene Saison hatte er mit seinen 19 Toren großen Anteil am Wiederaufstieg von Werder Bremen in die Bundesliga. In der 1. Liga hat er seine Erfolgsserie fortgesetzt.

Der Traum lebt: Füllkrug rettet Remis gegen Spanien

Der Traum vom fünften Stern lebt dank "Joker" Niclas Füllkrug. Nach einem achtbaren 1:1 gegen Spanien wird der erhoffte Einzug ins Achtelfinale der WM für die Nationalmannschaft zu einer Zitterpartie. Im letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica muss die DFB-Elf gewinnen - aber zugleich auf Schützenhilfe der Spanier hoffen.

Neuer lobt Füllkrug als "Instinkt-Fußballer"

Mit seiner Treffsicherheit imponiert er auch seinen Mitspielern in der Nationalmannschaft. Erst traf er im Testspiel gegen den Oman, nun auch noch gegen Spanien. "Ich glaube, es gibt solche Instinkt-Spieler, die diese Entscheidung einfach treffen", sagt Manuel Neuer über die Treffsicherheit von Füllkrug. "Er hat das sehr selbstbewusst und zielsicher gemacht bei dem Schuss. Das brauchen wir."

ZDF-Experte Sandro Wagner ist davon überzeugt, dass der Stürmer nun auch seinen Durchbruch bei der Nationalmannschaft geschafft hat: "So schnell werden wir kein Länderspiel ohne Niclas Füllkrug erleben."

Verwendete Quellen:

  • kicker.de: Das Füllkrug-Versprechen: "Mein Körper ist nicht am Limit"
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