Es ist kein normaler hochkarätiger Test, wenn heute Abend in der Allianz Arena der FC Bayern München gegen den FC Barcelona antritt (18:30 Uhr, live im ZDF). Vor allem Bayerns Trainer Pep Guardiola dürfte hoch angespannt sein, trifft er doch auf seine alte Liebe.

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Messi, Alexis Sanchez, Mascherano, Thiago, Ribery, Schweinsteiger, Robben, Müller – die Liste der Superstars, die sich anlässlich des "Uli Hoeneß Cups" heute Abend gegenüberstehen, ist schier endlos. Und doch liegt das Hauptaugenmerk der Fußballszene beim Testspiel zwischen dem FC Bayern München und dem FC Barcelona woanders. Pep Guardiola, seit einigen Wochen Cheftrainer der Münchner, feiert ein Wiedersehen mit seinem Ex-Verein.

17 Jahre lang spielte Guardiola im blau-rot gestreiften Trikot der Katalanen. Mit 13 trat er in den Verein ein, durchlief die Ausbildung in der berühmten Jugendakademie "La Masia" und lenkte in 263 Pflichtspielen als strategischer Kopf das Spiel des FC Barcelona. Nach seiner aktiven Karriere, die er in Italien und Katar ausklingen ließ, kehrte Guardiola 2007 als Trainer nach Barcelona zurück. Nach einer Saison als Coach der B-Mannschaft formte er die Katalanen zwischen 2008 und 2012 zur unumstritten besten Fußballmannschaft der Welt. Drei spanische Meistertitel und zwei Triumphe in der Champions League sprechen eine deutliche Sprache.

Krisenstimmung zwischen Pep und Barca

Bei den Münchner Bayern soll Guardiola nun eine ähnlich erfolgreiche Ära prägen. Und diese Ära beginnt ausgerechnet mit einem Spiel gegen die alte Liebe. Doch die Fans dürfen sich dabei nicht auf ein emotionales Wiedersehen voller Harmonie freuen. Zu deutlich waren in den vergangenen Wochen die Misstöne, die zwischen Guardiola und dem FC Barcelona zutage traten.

Der Ex-Trainer hatte den Katalanen vorgeworfen, Lügen über ihn verbreitet zu haben. Er habe sich um seinen krebskranken Nachfolger und Kumpel Tito Vilanova – wegen einer erneuten Krebserkrankung mittlerweile vom Amt als Barcelona-Coach zurückgetreten – nicht gekümmert und ihn im Stich gelassen, bemängelten Barca-Vertreter. Scharf wehrte sich Guardiola gegen die Kritik, bis sich Vilanova selbst zu Wort meldete und seine Enttäuschung über den alten Freund kundtat. Auch dass Guardiola entgegen seiner Ankündigung, keinen Spieler des FC Barcelona zu Bayern München locken zu wollen, in Thiago Alcantara das Kronjuwel des katalonischen Talentschuppens verpflichtete, sorgt in Spanien für böses Blut.

Krebserkrankung schockiert Rummenigge

In München will man von Irritationen allerdings nichts wissen. Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge lässt keine Gelegenheit aus, sein gutes persönliches Verhältnis mit Barcelonas Präsident Sandro Rosell zu betonen. Auch der krebsbedingte Rückzug Vilanovas geht dem Bayernchef nahe. In einem Interview auf der Homepage der Münchner sagt er: "Wir sind alle geschockt. Hier geht es nicht mehr um den Fußball, sondern exklusiv um den Menschen Tito Vilanova. Wir stehen ihm alle bei, drücken ihm alle Daumen, dass er diesen Kampf gewinnt."

Pep Guardiola bemüht sich in der traurigen Angelegenheit um Wiedergutmachung. Sein Kommentar zu Vilanovas erneuter Erkrankung: "Ich liebe ihn. Ich wünsche ihm und seiner Familie jetzt ganz viel Kraft."

Zu einem Aufeinandertreffen mit dem frisch verpflichteten neuen Barcelona-Coach Gerardo Martino wird es unterdessen noch nicht kommen. Der Argentinier hat sein Amt noch nicht offiziell übernommen. An der Seitenlinie wird daher gegen die Münchner Jordi Roura stehen, mit dem Guardiola eine Saison lang zusammenspielte. Auch die Confed-Cup-Teilnehmer in den Reihen des FC Barcelona – also Neymar, Xavi, Iniesta und Co. – stehen noch nicht im Kader. Dank vieler anderer Stars ist ein spektakulärer Fußballabend aber dennoch garantiert. Weltfußballer Lionel Messi ist bereits hochmotiviert. Vor kurzem gestand der Argentinier, das deutliche Ausscheiden seines Teams gegen die Münchner in der abgelaufenen Champions-League-Saison noch vor Augen: "Die Art und Weise, wie der FC Bayern uns rausgeworfen hat, war für uns sehr schmerzhaft."

Für sportliche Rivalität ist also gesorgt. Ob die Beteiligten es dabei belassen werden, bleibt dahingestellt. Fans auf beiden Seiten hätten aber gegen eine kräftige Portion romantischer Wiedersehensfreude zwischen Guardiola und Barcelona sicherlich nichts einzuwenden.

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