Fiete Arp galt vor wenigen Jahren noch als die größte Sturmhoffnung Deutschlands. Vor drei Jahren wurde er vom FC Bayern München verpflichtet, absolvierte allerdings bis heute kein einziges Bundesligaspiel. Nun haben sich der Verein und der Spieler auf eine Vertragsauflösung geeinigt. Für den FC Bayern war die Arp-Verpflichtung ein teures Experiment.

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Er kam als Ausnahmetalent und geht als Enttäuschung. Der FC Bayern München und das Sturm-Talent Fiete Arp haben sich auf eine Vertragsauflösung geeinigt. "Wir sind natürlich unzufrieden über die Entwicklung von Fiete Arp, Fiete eingeschlossen", sagt Sportvorstand Hasan Salihamidzic im Interview mit der "Sport Bild".

Als der FC Bayern München den Stürmer verpflichtet hatte, galt er noch als ein Hoffnungsträger des deutschen Fußballs. "Er hatte seine ersten Bundesliga-Einsätze für den HSV gemacht, galt nach der U17-WM als bestes deutsches Sturm-Talent. Nach drei Jahren, in denen es nicht geklappt hat, standen wir an dem Punkt, an dem es für beide Seiten gut war, sich zu trennen. Und das haben wir dann auch gemacht", erklärt Salihamidzic.

Finanziell hat sich für Arp der Wechsel zum FC Bayern München gelohnt. Laut der "Sport Bild" bekommt der 22-Jährige für die vorzeitige Vertragsauflösung eine Abfindung von drei Millionen Euro. In den vergangenen drei Spielzeiten soll er laut Medienberichten schätzungsweise rund fünf Millionen Euro im Jahr verdient haben. Sportlich allerdings war seine Zeit beim Rekordmeister ein Desaster.

Arp erhielt dieselbe Auszeichnung wie Leon Goretzka und Mario Götze

Im Jahre 2017 wurde Arp noch mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold als größtes Talent im U 17-Bereich ausgezeichnet. Damit trat er in die Fußstapfen von Leon Goretzka und Mario Götze, die in früheren Jahren diese Auszeichnung gewannen.

Beim Hamburger SV brach damals ein regelrechter Hype um Arp aus. Ende Oktober 2017, bei seinem zweiten Bundesligaspiel gegen Hertha BSC, schoss er direkt sein erstes Tor und wurde mit seinen 17 Jahren und 295 Tagen der jüngste Bundesliga-Torschütze der Vereinsgeschichte. Eine Woche später ließ er gegen den VfB Stuttgart das nächste Tor folgen. Selbst Nationalspieler Mario Gomez prophezeite damals: "Hamburg und Deutschland werden noch viel Freude an ihm haben."

Der schnelle Ruhm machte Arp zu schaffen

Im Interview mit "11freunde.de" verriet er, dass ihm der damalig plötzliche Ruhm zu schaffen machte. Dies begann bereits in der Schule, "als in der Cafeteria Fünftklässler ankamen und Fotos mit mir machen wollten."

Ein normales Miteinander war in der Schule plötzlich nicht mehr möglich: "Ich war nicht mehr der Typ aus der Oberstufe, der gut kicken konnte, sondern der HSV-Spieler. Hatte ich mal einen Scheißtag, war ich der arrogante Fußballer. Meine Lehrer kamen auf mich zu, fragten, was ich für ein Gefühl für den Samstag hätte. Packen wir den Klassenerhalt? In der Summe wurde das irgendwann sehr anstrengend."

Dies wirkte sich auf seine Leistungen auf dem Spielfeld aus. Arp schoss nie wieder ein Tor in der Bundesliga. Selbst in der 2. Liga kam er 2018/2019 lediglich auf einen Treffer. Der FC Bayern München hatte sich dennoch vorzeitig die Dienste von Arp gesichert und zahlte eine Ablöse von rund drei Millionen Euro. Im Sommer 2019 erfolgte der Wechsel.

Bei seinem Abschied aus Hamburg war Arp noch positiv gestimmt: "Anhand der Saison hat man gesehen, dass mir vielleicht ein Tapetenwechsel guttut und dass ich diesem Standing, das ich hier habe, vielleicht noch nicht gewachsen bin." In München trat allerdings keine Besserung ein – im Gegenteil.

Arp konnte mit den Stars des FC Bayern nicht mithalten

"Ich kam als Niemand zum FC Bayern", gab Arp rückblickend zu. "Nicht mal mehr als aufstrebender Bundesligaspieler, sondern als Zweitligaspieler, der zwischen Reservisten- und Rotationsrolle gewippt hat." Im Training mit all den Superstars musste er selbst feststellen, dass es „die meiste Zeit“ nicht gereicht habe, "da muss ich mir ja nicht in die Tasche lügen."

Die logische Folge: Arp absolvierte nie ein Bundesligaspiel für den FC Bayern München und wurde zwei Jahre größtenteils in die 2. Mannschaft abgeschoben. Nur wenn es bei den Profis einen personellen Engpass gab, wurde Arp als Ersatzspieler in die 1. Mannschaft befördert.

Zwischen den beiden Mannschaften hin- und herzupendeln, war für Arp kein Idealzustand: "In der Zweiten musste ich beweisen, dass ich nicht der arrogante Profi bin, in der Ersten musste ich zeigen, dass ich nicht der Typ bin, der am Wochenende die Kickernote Fünf gegen Halle bekommen hatte."

In der vergangenen Saison wurde er in die 2. Bundesliga zu Holstein Kiel verliehen, konnte sich allerdings auch dort nicht als Stammspieler etablieren und schoss lediglich zwei Tore. Dennoch scheint der 22-Jährige in Kiel eine weitere Chance zu bekommen.

Arp kostete den FC Bayern rund 21 Millionen Euro

Trainer Marcel Rapp sieht in Arp Potenzial und sagte im Februar auf Nachfrage unserer Redaktion: "Der Fiete ist total demütig. Es ist auch nicht so einfach, was mit dem Jungen passiert ist in der Vergangenheit. Das sollte man hinter sich lassen… Er will besser werden und wir versuchen, ihm dabei zu helfen."

Derzeit befindet er sich mit Holstein Kiel in der Saisonvorbereitung. Eine Bestätigung des Vereins, dass Arp nach der Vertragsauflösung in Kiel bleibt, steht zwar noch aus. Kiels Sportchef Uwe Stöver kündigte aber Mitte Juni gegenüber "bild.de" an: "Eine Klärung über das weitere Vorgehen wird spätestens nach Ablauf der Leihzeit (30. Juni, Anm.d.Red.) erfolgen."

Für den FC Bayern München endet dann auch formell ein Experiment, welches mit Ablöse, Gehalt und Abfindung insgesamt rund 21 Millionen Euro gekostet haben dürfte.

Verwendete Quellen:

  • Sport Bild (25/2022): "Mane empfing mich in kurzer Hose mit Mango in der Hand"
  • 11freunde.de: „Man kann sich auch mit sehr viel Geld alleine fühlen“
  • bild.de: Auflösungs-Vertrag bei Bayern? Millionen-Poker um Arp

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