• Jann-Fiete Arp galt noch vor wenigen Jahren als eines der größten Talente im deutschen Fußball, kam beim FC Bayern München allerdings innerhalb von zwei Jahren nie zum Einsatz.
  • Die Ausleihe zu Holstein Kiel sollte dem Stürmer zu Spielpraxis verhelfen. Doch selbst beim Zweitligisten ist er lediglich Reservist.
  • Hat der 22-Jährige überhaupt noch eine Zukunft beim FC Bayern?

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Es gab mal eine Zeit, da galt Jann-Fiete Arp als die große Sturm-Hoffnung des deutschen Fußballs. 2017 gewann er die Fritz-Walter-Medaille in Gold als größtes Talent im U 17-Bereich. Zu seinen Vorgängern zählten unter anderem Leon Goretzka und Mario Götze.

Selbst gestandene Nationalspieler waren nach den ersten Bundesligaspielen, die Arp damals für den Hamburger SV absolviert hatte, voller Respekt. "Hamburg und Deutschland werden noch viel Freude an ihm haben", prophezeite Mario Gomez damals.

Kurz darauf sicherte sich der FC Bayern München die Dienste des gefeierten Ausnahmetalentes. Im Sommer 2019 erfolgte der Wechsel zum Rekordmeister. Doch von den Fähigkeiten, die ihn anfangs ausgezeichnet haben, war seitdem nicht mehr viel zu sehen.

Nachdem er innerhalb von zwei Jahren keinen einzigen Pflichtspieleinsatz bei den Profis des FC Bayern München hatte und lediglich für die 2. Mannschaft zum Einsatz kam, erfolgte im vergangenen Sommer die Ausleihe zum Zweitligisten Holstein Kiel.

"Fiete hat beim FC Bayern bisher leider nicht zeigen können, was in ihm steckt, bedingt auch durch zwei langwierige Verletzungen, die ihn sowohl im ersten als auch im zweiten Jahr die Saisonvorbereitung gekostet haben", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic damals. "Bei den Kielern hat er die Chance auf eine Luftveränderung und wir hoffen, dass er seine Qualitäten neu entwickeln kann."

Arp schoss für Holstein Kiel lediglich ein Tor

Bislang ging dieser Plan nicht auf: Arp ist bei Holsten Kiel, die auf dem 11. Tabellenplatz der 2. Bundesliga stehen, lediglich Ersatzspieler. Am vergangenen Samstag kam der 22-Jährige gegen den Karlsruher SC lediglich elf Minuten zum Einsatz, in den beiden vorherigen Spielen überhaupt nicht. Nur ein Tor gelang ihm an den bisherigen 23 Spieltagen.

Doch wo liegt der Grund dafür, dass dieses einst so gefeierte Talent sein Potenzial nicht mehr abrufen kann? Trainer Marcel Rapp, der Trainer von Holstein Kiel, sagt auf Nachfrage unserer Redaktion: "Man muss sehen, wie alt er ist und muss seine ganze Vorgeschichte weglassen. Fritz-Walter-Medaille hin oder her – da gibt es viele Spieler, die die gewonnen haben und die gar nicht im Profifußball aufgetaucht sind."

Laut Rapp ist es nicht unnormal, dass ein 22-Jähriger in der 2. Bundesliga als Einwechselspieler fungiert. "Der Fiete ist total demütig. Es ist auch nicht so einfach, was mit dem Jungen passiert ist in der Vergangenheit. Das sollte man hinter sich lassen."

Mit der Vergangenheit spielt Rapp auf den Hype an, den Arp im Herbst 2017 im zarten Alter von 17 Jahren ausgelöst hatte. In der Abstiegs-Saison des Hamburger SV war er praktisch der einzige Lichtblick des Vereins. Gleich bei seinem zweiten Bundesliga-Einsatz gegen Hertha BSC erzielte er ein Tor, legte eine Woche später gegen den VfB Stuttgart ein weiteres Tor nach und begeisterte mit seiner unbekümmerten Art.

Arp war plötzlich der Shooting-Star von Hamburg und schmückte die Titelseiten sämtlicher Zeitungen. Er war nicht der erste Spieler, dem im jungen Alter ein solcher Hype entgegenschlug. Mario Götze, Julian Draxler, Leon Goretzka oder Thomas Müller haben ähnliches erlebt. Doch Arp konnte damit offenbar schlechter umgehen als die namhaften Kollegen.

"Ob man ihm etwas Gutes getan hat, ihn in der Phase in der Bundesliga reinzuwerfen, ist die andere Geschichte", sagt Rapp. "Aber jetzt ist er hier. Er will besser werden und wir versuchen, ihm dabei zu helfen." Nach dieser Saison endet die Ausleihe. Sein Vertrag in München gilt allerdings noch bis zum Sommer 2024.

Arp verdient Millionen – fühlt sich allerdings "alleine" und berichtet von Schlafproblemen

Finanziell war der Wechsel nach München für Arp sehr lukrativ. In den Medien wird sein Jahresgehalt auf fünf Millionen Euro geschätzt – ergibt über eine Gesamtlaufzeit von fünf Jahren insgesamt 25 Millionen Euro. Für seine Entwicklung hingegen schien der Schritt zum Rekordmeister nicht der richtige gewesen zu sein.

"Man kann sich auch mit sehr viel Geld alleine fühlen", sagte Arp im Interview mit "11 Freunde": "Erzählen darf ich das aber nicht. Wenn ich sage, es geht mir schlecht, ich habe Schlafprobleme oder bin sonst wie schwach, dann heißt es: Ja, aber der verdient ja so viel Geld."

Er würde den Wechsel nach München zwar nicht bereuen, sagt aber: "Im Nachhinein kann ich nicht sagen, ob ich den Schritt noch einmal machen würde. Trotz allem bin ich froh darüber, weil mir der Verein Dinge ermöglicht hat, die vielen anderen Spielern verwehrt bleiben."

Den Wechsel nach Kiel bezeichnete er als einen "Sechser im Lotto" und fügte an: "Ganz ehrlich: Nichts gegen die Stadt oder den Verein, aber ich habe mich schon in Meppen gesehen." Der SV Meppen spielt derzeit in der 3. Liga. Eine Spielklasse, in die Arp angesichts seines Potenzials sicherlich nicht hingehört.

Dass er eine Zukunft beim FC Bayern München hat, ist derzeit allerdings noch weniger vorstellbar.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenz nach dem Spiel Holstein Kiel – Karlsruher SC
  • fcbayern.com: Fiete Arp an Holstein Kiel ausgeliehen
  • 11freunde.de: "Man kann sich auch mit sehr viel Geld alleine fühlen“
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