Gegen Polen gelingt Österreich der angepeilte und nötige erste Sieg bei der Europameisterschaft. Eine Rotation von Ralf Rangnick zahlt sich aus. Doch nicht alles läuft rund. Der Trainer gibt vor dem Gruppen-Finale gegen die Niederlande eine Warnung ab.
Die Stimmung war ausgelassen. "Sweet Caroline" von
"Wir sind alle brutal erleichtert und extrem glücklich", sagte Christoph Baumgartner, der dem Sieg ein Tor beigesteuert hatte. "Es lag ein brutaler Druck auf uns allen. Das hat man gestern schon den ganzen Tag gemerkt. Dementsprechend sind wir erleichtert, wissen aber auch, dass wir noch etwas vorhaben."
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Österreich mit neuer Innenverteidigung
Die beiden Innenverteidiger Maximilian Wöber, dem das unglückliche Eigentor gegen Frankreich unterlief, und Kevin Danso wurden auf die Ersatzbank befördert. Dafür bildeten Gernot Trauner und Philipp Lienhart das Verteidiger-Duo. Rangnick bewies damit ein gutes Händchen: Trauner gelang per Kopfball das 1:0.
"Dass Trauner gut spielte, hat mich nicht überrascht. Er war aufgrund seiner Leistungen im Trainingscamp bereits ein Kandidat für das erste Spiel", sagte Rangnick: "Ich bin froh, dass ich mich für die Beiden entschieden habe. Das war keine einfache Entscheidung, weil Kevin Danso gegen Frankreich ein gutes Spiel gemacht hat. Aber sie haben ihre Einsätze absolut gerechtfertigt,
Marko Arnautovic krönt seine Leistung mit einem Elfmetertor
Tatsächlich erwies sich auch die Hereinnahme von Marko Arnautovic, der anstelle von Michael Gregoritsch in der Startelf stand und per Elfmeter zum 3:1 traf, als goldrichtig. Der Stürmer wurde von seinen Gegenspielern zwar gut gedeckt, machte aber die Bälle fest und arbeitete viel für die Mannschaft. "Die Erleichterung ist groß", gab der sonst so coole Arnautovic zu. "Vor dem Spiel war eine große Anspannung da. Wir wussten, dass es gegen Polen schwer wird. Ich denke, dass wir von der ersten Minute an gezeigt haben, dass wir gewinnen wollen."
Auch einige Spieler, die bereits gegen Frankreich in der Startelf standen, steigerten sich nochmal. Offensivspieler Marcel Sabitzer holte den Elfmeter zum 3:1 heraus, hatte fünf Torabschlüsse und eine starke Zweikampfquote von 71 Prozent. "Sabi ist einer der Spieler, den wir in dieser Form brauchen", sagte Rangnick.
Sonderlob für Leipziger Nicolas Seiwald
Der Trainer hob allerdings allerdings jemand anderen hervor: "Nicolas Seiwald hat für mich das beste Spiel gemacht, seitdem ich hier Teamchef bin. Wenn man bedenkt, dass Nicolas bei RB Leipzig gar nicht so viel spielt, hinterließ er einen sehr aggressiven und abgeklärten Eindruck."
Österreich hat nicht nur ein wichtiges Spiel gewonnen, sondern darin auch eine schwierige Phase überstanden und somit Reife bewiesen. Nachdem sie die ersten 20 Minuten dominierten und völlig verdient mit 1:0 in Führung lagen, verloren sie die Spielkontrolle. Fehlpässe, unter anderem auch von Baumgartner und dem später ausgewechselten Florian Grillitsch, häuften sich. Der Gegentreffer zum 1:1 war die logische Konsequenz.
Wie es zu diesem kurzzeitigen Leistungseinbruch kam? Rangnick hat selber keine richtige Erklärung: "Ob es jetzt daran lag, dass die Jungs vielleicht gemeint haben, das geht nach diesen 20 Minuten jetzt leicht vonstatten und es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir das zweite Tor machen? Oder ob es vielleicht auch ein bisschen mit dem Erwartungsdruck zu tun hatte? Vielleicht ist das nicht bei jedem gleich."
Rangnick warnte allerdings: "Wir hatten einige Spieler, die in der ersten Halbzeit gegenüber ihrem normalen Leistungsvermögen eine andere Form hatten. Und das können wir uns nicht erlauben. So herausragend sind wir individuell nicht besetzt, dass wir uns vier oder fünf Spieler erlauben können, die unter ihrer Normalform beginnen. Aber das war in der zweiten Halbzeit dann besser."
In den zweiten 45 Minuten dominierte Österreich die Partie. Selbst der polnische Superstar Robert Lewandowski, der in der 60. Minute für Adam Buksa eingewechselt wurde, wurde von der österreichischen Defensive aus dem Spiel genommen worden.
Die Rolle als Geheimfavorit
Mit dem verdienten Sieg dürfte Österreich den Status als Geheimfavorit wieder zurückhaben. Wie die Mannschaft mit dieser Rolle umgeht? "Natürlich ist das eine Bestätigung. Wir haben Deutschland geschlagen (in einem Testspiel, Anm.d.Red.), wir haben sehr gute Nationen geschlagen. Wir haben in den letzten Wochen und Monaten einen riesigen Lauf gehabt. Dann wird oft schnell in großen Sphären gedacht", sagte Baumgartner auf Nachfrage unserer Redaktion.
"Wir als Team wussten das allerdings immer richtig einzuschätzen. Wir wussten, dass wir gegen Frankreich nicht auf unserem Top-Top-Niveau gespielt haben. Das brauchen wir aber, dann können wir viele Nationen schlagen. Der Druck kommt hauptsächlich von uns, weil wir wissen, was für eine Qualität wir in der Mannschaft haben."
Gegen Niederlande fordert Rangnick mindestens einen Punkt
Am 25. Juni folgt das dritte Gruppenspiel gegen die Niederlande, die genauso wie Frankreich vier Punkte auf dem Konto haben. Österreich rangiert dahinter auf Rang drei. Mit einem Sieg wären sie sicher im Achtelfinale. Im Falle eines Unentschiedens oder einer Niederlage müssten sie darauf hoffen, als einer der vier besten Gruppendritten die K.o.-Phase zu erreichen.
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"Es sieht jetzt gut aus, aber wir brauchen mindestens noch einen Punkt. Mit vier Punkten wäre man wohl ziemlich sicher dabei", sagte Rangnick, der sich damit aber nicht zufriedengeben möchte. "Vielleicht haben wir noch die Chance, Gruppensieger zu werden. Das ist theoretisch noch möglich."
Auch das Spiel gegen die Niederlande wird im Berliner Olympiastadion stattfinden. Gut möglich, dass die Stimmung dann noch einmal so ausgelassen sein wird.
Verwendete Quelle
- Pressekonferenz und Mixed Zone nach Österreich gegen Polen am 21. Juni 2024
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