Der Dortmunder Julian Brandt wird nach dem dramatischen Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Atlético Madrid als bester Spieler des Spiels ausgezeichnet. Doch nicht nur Brandt ist der Meinung, dass diese Ehre einem Kollegen gebührt.

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Beim FC Bayern München wurde er schon nach anderthalb Jahren aussortiert, und auch Manchester United zeigte im Sommer 2023 kein Interesse an einer festen Verpflichtung von Marcel Sabitzer. Der österreichische Nationalspieler, zuvor sechs Jahre bei RB Leipzig eine spielbestimmende Figur und Stütze, fiel mit dem Wechsel zu Borussia Dortmund jedoch vergleichsweise weich, gemessen am nationalen und auch internationalen Renommee des Vereins.

Schlechter Start in Dortmund

Der Neustart aber misslang zunächst. Sabitzer, mit immensen Vorschusslorbeeren bedacht und als Königstransfer gepriesen, setzte seine Talfahrt auch bei den Schwarz-Gelben fort. Zum Saisonstart der Bundesliga daheim gegen den 1. FC Köln kassierte Sabitzer die "kicker"-Note 4,5, am zweiten Spieltag reichte es im Rahmen des Derbys bei Nachbar VfL Bochum sogar nur zu einer 5,0. Trainer Edin Terzic nahm Sabitzer nach 62 Minuten obendrein vom Platz. Zwischen dem fünften und siebten Spieltag zwangen dann Adduktorenbeschwerden den offensichtlich noch immer nicht integrierten Neuzugang zum Zuschauen.

Auf Sabitzers Genesung folgten zwei weitere enttäuschende Leistungen des damals 29-Jährigen gegen Top-Gegner: Beim Wiedersehen mit dem FC Bayern (0:4) trat Sabitzer am zehnten Spieltag nicht den Nachweis an, zu Unrecht in München gescheitert zu sein und bekam die "kicker"-Note 5,5, und nach dem 1:2 beim VfB Stuttgart am elften Spieltag stand hinter Sabitzers Name durch das renommierte Sportmagazin eine 4,5.

Marcel Sabitzer ist schon der Matchwinner in Mönchengladbach

Geduld aber zahlt sich im Leben bekanntlich meist aus, und so betonte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nach Sabitzers Gala im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Atlético Madrid, dass nicht jeder Spieler gleich nach ein paar Wochen in neuer Umgebung funktioniere. "Er hat es in den letzten Spielen schon angedeutet, jetzt hat er es veredelt. Aber genau dafür haben wir ihn geholt", sagte Watzke beim "Amazon Prime". Sabitzer hatte drei Tage vor dem Match gegen Atlético in Mönchengladbach mit seinem ersten Doppelpack seit dem 7. Oktober 2018 (damals 6:0 für Leipzig über den 1. FC Nürnberg) für den 2:1-Sieg des BVB gesorgt und überragend gespielt. Nur das VAR-Chaos um seinen in der 51. Minute bereits verwandelten, aber dann doch noch durch Schiedsrichter Florian Badstübner zurückgenommenen Elfmeter verhinderte einen Dreierpack.

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Diesen Lauf hätte er gegen Atlético bereits nach drei Minuten fortsetzen können, als ihn ein flaches Zuspiel eines anderen Ex-Salzburgers, Karim Adeyemi, sechs Meter vor dem Tor erreichte. Der freistehende Sabitzer aber verpasste es, direkt abzuschließen. Sein Schuss wurde somit vom grätschenden Cesar Azpilicueta abgeblockt. Er schlug entsetzt die Hände vor das Gesicht, wäre am liebsten in einem Loch verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Wie hatte er diese riesige Torchance vergeben können, in einem solch wichtigen Duell, aus dieser kurzen Distanz? Diese Monster-Chance aber stachelte Sabitzer offenbar nur noch mehr an.

Vorlagengeber und beinahe Doppel-Torschütze

Er war in der Folge einer der Motoren des Dortmunder Spiels und krönte seine Vorstellung nach dem Seitenwechsel mit der Flanke auf Niclas Füllkrugs Kopf vor dem 3:2 und schloss dann zum 4:2 mit dem linken Fuß aus dem Strafraum selbst ab. Um ein Haar, hätte Madrids Torwart Jan Oblak das Sabitzers Weitschuss in der 87. Minute nicht reaktionsschnell aus dem Winkel gefischt, hätte der EM-Kandidat wie in Gladbach sogar zweimal zugeschlagen.

Marcel Sabitzer trifft für Borussia Dortmund zum 4:2-Endstand gegen Atletico Madrid
Marcel Sabitzer (Nummer 20) krönt seine famose Vorstellung gegen Atlético Madrid am Abend des 16. April 2024 mit dem Treffer zum 4:2-Endstand für Borussia Dortmund im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League. © EPA-EFE/Christopher Neundorf

Nach der Nerven und Kräfte raubenden Auseinandersetzung lag Sabitzer einfach nur ausgepumpt und glücklich auf seinem Bauch auf dem Rasen. Mats Hummels kam sogleich angerannt, setzte sich auf ihn und trommelte ihm vor Freude mit den Händen auf die Schultern.

Julian Brandt betont Sabitzers "brutalen Impact"

"Eine unglaubliche Achterbahnfahrt der Gefühle", gab Sabitzer anschließend zu. "Wir haben weitergemacht, wir haben dran geglaubt." Teamkollege Julian Brandt hielt zwar später stolz die kleine Trophäe für den Mann des Abends in der Hand, aber eigentlich, sagte er, hätte sie Sabitzer für dessen "brutalen Impact" gebührt, der das ohnehin brodelnde Stadion mit dem 4:2 vollends überkochen ließ. "Was soll man dazu sagen?", fragte sein Trainer Edin Terzic lachend, "unglaubliches Tor, unglaublicher Lauf. Herrlich!"

"MAR-VELOUS", jubelte die englische Boulevardzeitung "The Sun" in Anspielung auf seinen Vornamen, nicht ohne eine Spitze: "Der frühere Manchester-United-Flop führt den deutschen Giganten ins Halbfinale."

Marcel Sabitzers Marktwert ist stark gefallen

Flop? Das ist Sabitzer nicht mehr, wenngleich sich sein Marktwert zwischen Februar 2021 und Juni 2023, als er ManUnited wieder verließ, mehr als halbiert hat und nach Angaben des Portals transfermarkt.de von 42 Millionen Euro auf 20 Millionen Euro gefallen und seitdem stabil ist.

Dieser Kursverlust ändert nichts an Sabitzers "brutale(r) Qualität", von der Terzic schwärmt. Sie soll dem BVB im Saison-Endspurt doppelt helfen: Einerseits auf dem Weg zum Endspiel in Wembley. Andererseits im Kampf um die erneute Qualifikation für die Königsklasse. Die Achterbahn geht in den nächsten Looping.

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