Dass viele Top-Stars wegen unfassbar hohen Gehältern nach Saudi-Arabien wechseln, bereitet Bayern-Trainer Thomas Tuchel Sorgen. Uli Hoeneß hatte sich bereits ähnlich geäußert. Tuchel hat aber bereits einen Ansatz, wie der FC Bayern mit dieser neuen Situation umgehen kann.

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Thomas Tuchel besorgt die Transfer-Offensive von Saudi-Arabien. "Dieser Markt ist jetzt eröffnet – und zwar komplett neu eröffnet. Das wird mit Sicherheit eine Gefahr für die Bundesliga", sagt der Trainer des FC Bayern München.

"Die Bundesliga hat eh eine ganz besondere Struktur und ist nicht gerade im Vorteil gegenüber Klubs in der Premier League oder Klubs in anderen Ligen, die von Staaten oder privaten Eigentümern geführt werden. Da sind wir sowieso schon im Nachteil. Und der Nachteil wird nicht kleiner."

Damit spricht er auf die 50+1-Regelung an, die verhindert, dass Investoren einen Verein in der Bundesliga komplett übernehmen können. In vielen anderen Ligen existiert diese Regelung nicht. Der französische Top-Verein Paris Saint-Germain beispielsweise, den Tuchel von 2018 bis 2020 trainierte, befindet sich im Besitz von Qatar Sports Investments und somit dem Staatsfonds von Katar.

Auch in der englischen Premier League ist es üblich, dass Investoren zum Eigentümer eines Vereins werden und somit frei über den jeweiligen Klub bestimmen können. Diese Erfahrung hatte Tuchel gemacht, als er noch den FC Chelsea trainierte.

Top-Stars wie Ronaldo und Neymar wechselten nach Saudi-Arabien

In Saudi-Arabien übernahm der staatliche Public Investment Fund Mehrheitsanteile an den vier Fußballklubs Al-Ahli, Al-Hilal, Al-Nassr und Al-Ittihad. Diese Vereine haben dadurch finanziell nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Die Saudi Pro League hat bereits viele Weltstars wie Cristiano Ronaldo, Karim Benzema oder Neymar verpflichtet. Auch Sadio Mane, der in der vergangenen Saison beim FC Bayern nicht den Erwartungen gerecht wurde, ist in diesem Sommer nach Saudi-Arabien transferiert worden.

Allerdings gibt sich die Liga in Saudi-Arabien nicht damit zufrieden, nur alternde Spieler mit großen Namen anzulocken. Auch jüngere Top-Spieler werden teilweise verpflichtet. Der frühere Bayern-Spieler Toni Kroos, der heute bei Real Madrid unter Vertrag steht, hat kein Verständnis dafür, wenn Spieler im besten Fußball-Alter nach Saudi-Arabien wechseln.

In seinem Podcast "Einfach mal Luppen" sagt er: "So ein Einschnitt in seine sportliche Karriere, von seinen Ansprüchen, das nur wegen Geld so runterzuschrauben, davon bin ich kein Fan. Das ist ein unfassbar schlechtes Vorbild für ganz viele junge Jugendspieler, dass da die Motivation Geld ist. Und das ist die einzige Motivation für einen 28-jährigen Top-Spieler, der bei einem guten Verein in Europa spielt."

Tuchel möchte Spielern keinen Vorwurf machen

Tuchel hingegen möchte den Spielern, die aus finanziellen Gründen nach Saudi-Arabien wechseln, keinen Vorwurf machen: "Ich bin immer dafür, nicht moralisch zu werden. Ich glaube, wenn erst einmal diese Angebote auf dem Tisch liegen, würden viele Leute, die jetzt den Zeigefinger heben und das verurteilen, vielleicht selber schwach werden."

Schließlich könne es Gründe geben, "für sich selber oder für eine große Familie auszusorgen und finanzielle Sicherheit zu haben. Deswegen bin ich gut beraten, nicht zu moralisch zu werden."

Bereits Anfang August hatte sich Tuchel über die Transfer-Offensive von Saudi-Arabien geäußert. "Es ist eine sehr neue Situation, ähnlich der, als China seine Liga startete. Es ist jetzt eine Art ähnlicher Goldrausch dort", sagte er. "Es ist die nächste Liga, die versucht, populärer und zu einer Marke zu werden. Sie haben viele Spieler überzeugt, viele Qualitätsspieler und sogar Trainer. Es ist eine komplett neue Situation."

Auch Uli Hoeneß bereitet Saudi-Arabien "große Sorgen"

Im Juni hatte auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß bei "Sky" seine Bedenken geäußert: "Ich habe große Sorgen, was da aus Saudi-Arabien kommt. Die scheinen ja unendlich Geld zu haben. Wir zahlen das über unseren Ölpreis. Aber lamentieren hat keinen Sinn. Wir müssen andere Wege finden, um dem zu begegnen. Es wird sicherlich nicht einfacher die nächsten zehn Jahre."

Das Positive aber sei, dass auch die saudi-arabischen Mannschaften "nur mit elf Spielern spielen können. Und ein Kader kann nur aus 15, 16 Spielern bestehen. Es wird ja wohl auf der Welt mehr als 50, 60 gute Spieler geben. Und an die müssen wir ran."

Auch Tuchel möchte lösungsorientiert denken: "Wir werden unsere eigene Nische suchen und unsere eigene Nische finden. Das beziehe ich jetzt auf den FC Bayern. Aber natürlich ist jeder in der Liga gefordert. Es gibt immer Nischen, die wir besetzen können und die uns europäisch konkurrenzfähig bleiben lassen."

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenz des FC Bayern München
  • sport.sky.de: Hoeneß kommentiert Guerreiro-Transfer & äußert Sorgen
  • Toni Kroos' Podcast: Einfach mal Luppen
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