Die Karriere des WM-Helden von 2014 stockt: Beim BVB kommt Mario Götze nur selten zum Zug, sein Arbeitgeber ist auf der Suche nach einem weiteren Mittelstürmer und im Sommer endet sein Vertrag in Dortmund. Wie es mit Götze weitergehen könnte.

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Er ballt die Fäuste und reißt den rechten Arm in die Höhe, während er springt. Mario Götzes Jubel nach dem zwischenzeitlichen 1:0-Führungstreffer in der Fußball-Bundesliga gegen die TSG Hoffenheim ist fast ein wenig schüchtern, doch er lächelt. Es ist eine Befreiung für den 27-Jährigen.

Obwohl der BVB das Spiel zum Hinrundenabschluss im Kraichgau mit 1:2 verliert, dürfte es ein gelungener Abend für Götze sein. Startelf-Einsatz und Tor – für den Stürmer in den vergangenen Wochen eine Seltenheit.

"Er kann mehrere Positionen spielen. Und das ist perfekt für uns", hatte BVB-Trainer Lucien Favre vor jener Begegnung über Götze gesagt. Dem deutschen WM-Siegtorschützen von 2014 kam allerdings zugute, dass Marco Reus aufgrund eines Faserrisses passen musste.

Zumindest für einen Abend konnte er seine beruflichen Sorgen vergessen: Die Verhandlungen zwischen ihm und Borussia Dortmund über ein neues Arbeitspapier stocken seit Monaten. Sein Vertrag läuft zum Saisonende aus. Hertha BSC soll interessiert sein. Also: Was wird aus Götze?

Dortmund sucht nach Mittelstürmer – doch kaum Einsatzzeit für Götze

Der Platz auf der Ersatzbank ist Mario Götzes unliebsamer Begleiter. In der aktuellen Bundesliga-Saison kommt er auf lediglich fünf Startelf-Einsätze, sechsmal wurde er eingewechselt. In fünf Partien spielte er nicht. Drei Tore und ein Assist wettbewerbsübergreifend sind seine magere Ausbeute.

Götze spielt kaum, doch der BVB sucht einen weiteren Mittelstürmer. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte auf der Mitgliederversammlung im November: "Wir hätten eine zweite Nummer neun verpflichten müssen."

Für den 27-Jährigen dürften diese Zeilen ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. Paco Alcácer, den der BVB für 21 Millionen Euro dem FC Barcelona im Sommer abkaufte, hat häufiger mit Verletzungssorgen zu kämpfen und wird von Favre gern als Joker eingesetzt. Platz also für Götze in der Startelf? Von wegen!

Vertrag läuft im Sommer aus: Götze fehlt die Wertschätzung

Mangelnde Einsatzzeit ist keine gute Empfehlung. Weder beim BVB noch bei einem möglichen Interessenten. Götzes Vertrag endet im Juni. "Ich habe diese Woche noch seinen Vater gesprochen", hatte BVB-Manager Michael Zorc vor wenigen Tagen gesagt. "Wir sind da in internen Gesprächen. Es ist nichts, das nach draußen gehen sollte. Und es gibt da auch keinen neuen Stand."

Berichten zufolge scheiterte eine Vertragsverlängerung bisher am Geld. Götze verdient angeblich etwa zehn Millionen Euro pro Jahr, Dortmund möchte das Gehalt auf acht Millionen Euro drücken. Dem gebürtigen Memminger fehlt die Wertschätzung seines Vereins, zu dem er 2016 nach dreijährigem Gastspiel beim FC Bayern zurückkehrte.

Mario Götze auf der Suche nach der perfekten Position

Seit seiner Rückkehr sucht Götze nach seiner Form. An die erfolgreichen Jahre, als er mit dem BVB zweimal deutscher Meister wurde und mit dem FC Bayern zweimal das Double gewann, kann er nicht anknüpfen.

Dabei ist sein Hauptproblem die Rolle im Spiel: Götze ist irgendetwas zwischen Zehner, Mittelstürmer und Hängender Spitze. "Es ist wichtig, eine gewisse Flexibilität zu haben", sagte Götze im August bei "Spox.com". "Das ist eine meiner großen Stärken."

Doch: Eine zentrale Position liegt ihm mehr als eine Flügelposition. Für den Flügel ist er zu langsam, als Mittelstürmer ist er nicht wuchtig, nicht präsent genug. Zentral greift Favre gerne auf Marco Reus als Zehner und auf Alcácer als Mittelstürmer zurück.

Dennoch lobt der Schweizer sein Sorgenkind. "Er ist clever, versteht Fußball, bewegt sich fast immer richtig – und hat es selbst im Sturm zuletzt gut gemacht", hatte Favre im November der "Bild" gesagt und hinzugefügt: "Aber natürlich kann es einen Spieler belasten, wenn er sich Gedanken darüber macht, wie es im Sommer weitergeht."

Hertha BSC klopft offenbar bei Götze an

Ausgerechnet jetzt berichtete die "Sport Bild", dass Hertha BSC am 27-Jährigen interessiert sei. Dank Investor Lars Windhorst denkt der Hauptstadtklub in größeren Dimensionen – auch an Mario Götze?

Obwohl es bisher keinerlei Details gibt, nicht einmal ein Kontakt beider Parteien ist bestätigt, wäre klar, dass Götze bei Hertha ebenfalls Gehaltseinbußen akzeptieren müsste. Statt in der Champions League wäre seine Mannschaft im Tabellen-Mittelfeld zu verorten – auch wenn man in Berlin neuerdings von Europa träumt. Götze sagte bei "spox.com", auch ein Engagement im Ausland würde ihn reizen.

Seit dem Amtsantritt von Trainer Jürgen Klinsmann herrscht eine Aufbruchsstimmung in Berlin, davon könnte der fünfmalige deutsche Meister profitieren und sich zum Leader der Mannschaft machen. Für Götze ist es nicht zu spät, sich einem Spitzenteam anzuschließen, vielleicht ist Hertha da der passende Zwischenschritt.

Auch beim BVB könnte sich Geduld auszahlen: Zu Beginn der vergangenen Saison spielte Götze ebenfalls wenig, in der Rückrunde explodierte seine Leistung jedoch mit sechs Toren und sechs Assists - und Götze erarbeitete sich aus seiner Sicht jenes Standing, das Dortmund nun mindestens zehn Millionen Euro im Jahr wert sein sollte.

Besonders interessant wird es ab dem 1. Januar 2020. Dann dürfen Vereine mit Götze verhandeln, ohne den BVB darüber informieren zu müssen. Möglich macht das Götzes im Sommer in Dortmund auslaufender Vertrag. Ob Götzes Kapitel im Ruhrgebiet bald endet, werden die kommenden Wochen zeigen.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels wurde behauptet, dass Mario Götze mit dem FC Bayern München das Triple gewonnen hat. Das ist falsch. Zwar gewann der FCB in der Saison 2012/13 tatsächlich das Triple, Götze spielte ab erst ab Saison 2013/14 für die Münchener. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert.

Verwendete Quellen:

  • sport.de: Götze? Xhaka? Hertha-Manager Preetz reagiert auf Gerüchte
  • faz.net: Kein Platz mehr für Götze?
  • wa.de: Entscheidung bei Mario Götze gefallen? BVB-Coach Lucien Favre spricht über seinen Stürmer
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