Mathys Tel ist ein Gewinner der Vorbereitung beim FC Bayern und traf bereits zum Auftakt in der Liga. Zwischen ihm und dem Klub entwickelt sich eine besondere Verbindung. Er hat das Zeug zum Kronprinzen im Bayern-Sturm.

Steffen Meyer
Eine Kolumne
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Es ist eine ungewöhnliche Beziehung, die sich da gerade beim FC Bayern entwickelt. Es geht um die Beziehung zwischen Mathys Tel und der Südkurve des Rekordmeisters. Tel geht in München in seine zweite Saison. Ein einziges Spiel hat er bisher von Anfang an bestritten. Und doch feierten die Bayern-Fans den 18-Jährigen nach seiner Einwechslung gegen Augsburg am Wochenende frenetisch.

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Während des Spiels zeigten die Ultras ein Banner mit der Aufschrift: "Wir stehen hinter dir, Mathys – gemeinsam gegen Rassismus." Nach dem 0:3 im Supercup gegen Leipzig war Tel im Internet teilweise rassistisch beleidigt worden. Als Reaktion auf ein paar vergebene Torchancen.

Die Bayern-Fans reagierten auf diese erbärmlichen Kommentare mit einem klaren Signal der Solidarität. Tel bedankte sich nach dem Spiel gegen Augsburg nicht nur mit seinem Trikot für die Kurve, sondern auch im Netz. "Meine Familie. Danke!" stand dort neben einem Foto der Bayern-Fans in der Südkurve der Allianz Arena. Wie gesagt: Eine besondere Beziehung, die da gerade wächst.

Fünf Tore in der Bundesliga als erstes Ausrufezeichen

Tels Verpflichtung im Sommer 2022 war ein Überraschungscoup. Rund um den großen öffentlichen Wirbel um die Verpflichtung von Sadio Mané ging der damals 17-Jährige unter. Dabei sind die rund 20 Millionen Euro Ablöse an Stade Rennes für einen Spieler, der bis dato noch kein einziges Erstligaspiel von Anfang absolviert hatte, eine ziemliche Sensation.

Tel kommt grundsätzlich für verschiedene Offensivpositionen infrage, fühlt sich als ausweichender 9er jedoch am wohlsten. Er ist ein wuchtiger Spieler mit starkem Antritt und robustem Zweikampfverhalten. Schaut man sich Juniorennationalspiele Tels für Frankreich aus den letzten Jahren an, wirkt er dabei körperlich oft wie ein Erwachsener unter Teenagern. Tel ist explosiv, trickreich, sicher hier und da noch zu verspielt. Aber das Tempo, mit dem er sich in München weiterentwickelt, ist bemerkenswert. Schon die fünf Bundesligatore im Vorjahr waren aller Ehren wert. Es wirkt so, als habe Tel über den Sommer nochmal einen Schritt nach vorne gemacht.

Auf der Asientour des FC Bayern war Tel gegen hochkarätige Gegner ein Leistungsträger. Als alle noch auf die Ankunft von Harry Kane warteten, spielte sich der Franzose so unbekümmert ins Rampenlicht. Auch gegen den Ball ist er stärker und effektiver geworden. Trainer Thomas Tuchel, der bei jungen Spielern öffentlich häufig sehr bewusst die Defizite und Entwicklungspotenziale benennt, belohnte das mit einem Sonderlob. "Er hat seine Chance genutzt", sagte Tuchel nach der Vorbereitung, jedoch nicht ohne nachzuschieben, dass Tel natürlich Herausforderer bleibt und an seiner Chancenquote arbeiten muss.

Tel muss sich in der Jokerrolle beweisen

Klar ist: Mit der Ankunft von Kane, der von Tuchel eine Einsatzgarantie für alle Spiele bekam, muss sich Tel weiter hinten anstellen. Er kann im Schatten von Kane reifen, aber gleichzeitig schon jetzt eine wichtige Rolle als Joker einnehmen - wie mit seinem Treffer zum Auftakt gegen Bremen. Auch neben oder hinter Kane kann Tel durchaus agieren.

Gerade mit einer Führung im Rücken bringt Tel mit seinem Tempo im offenen Feld enorm viel mit, um gegen dann meist risikobereitere Gegner noch einen draufzulegen. Dass er sich von Kane in der Strafraumpositionierung und im Kombinationsspiel eine Menge abschauen kann, steht ohnehin außer Frage.

Auch der zweite Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting bietet viel Anschauungsunterricht für Tel. Vor allem dann, wenn der erfahrene Offensivallrounder aus der Mitte auf den Flügel ausweicht oder sich fallen lässt, um so Überzahlsituationen zu kreieren. Tel geht ebenfalls gern diese Wege, muss jedoch auch hier noch lernen, wann ein vielversprechender Moment für eine solche Rochade gekommen ist.

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Tel-Berater mit Liebeserklärung an den Verein

Tel scheint sich jedenfalls in München richtig wohl zu fühlen und seine Rolle komplett anzunehmen. Im Juni überraschte er nach nicht mal einem Jahr in München mit einem Interview in exzellentem Deutsch. Tel, der einen Vertrag bis Sommer 2025 hat, strahlt aus, dass der FC Bayern für ihn ein Langzeitprojekt werden soll.

"Beim ersten Gespräch haben wir deutlich gemacht, dass wir keinen gut dotierten Vertrag suchen, sondern ein Zuhause. Mathys hat den FC Bayern immer schon geliebt", sagte Tels Berater Camara jüngst bei "tz/merkur". Und weiter: "Mathys hat den FC Bayern immer schon geliebt. Wenn du eine Gewinnermentalität hast, musst du Bayern lieben. Siege und die Bayern - das gehört zusammen wie Zwillinge!" Sätze, die jedem Bayern-Fan runtergehen wie Öl.

Harry Kanes Vertrag endet im Sommer 2027. Tel ist dann gerade einmal 22. Ob Kane in den Jahren drei und vier seines Vertrags immer noch jedes Spiel machen will und muss, ist fraglich. Spätestens dann kann Tel deutlich mehr Verantwortung übernehmen. Macht Tel auf und neben dem Platz so weiter und wird in den absehbaren Einsätzen als Joker noch torgefährlicher, wird er der Rolle des Talents Stück für Stück entwachsen. Er ist auf einem guten Weg, zum Kronprinzen im Bayern-Sturm zu werden.

Verwendete Quellen:

  • TZ: Bewegende Momente zwischen Fans und Mathys Tel: Berater gibt weitere Bayern-Einblicke
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