Der FC Bayern München hat durch das 2:2 gegen RB Leipzig die Tabellenführung verloren. Sportdirektor Christoph Freund spricht im Interview über die Probleme des FC Bayern, die Konkurrenzsituation in der Meisterschaft und immer wiederkehrende Probleme.

Ein Interview

Christoph Freund steht erst seit einem Monat als Sportdirektor des FC Bayern München in der Verantwortung. Bereits jetzt muss er aber feststellen, dass die Meisterschaft kein Selbstläufer wird. Durch das 2:2 bei RB Leipzig rutschte der deutsche Rekordmeister auf Rang 3 ab. Dafür belegen Bayern Leverkusen und der VfB Stuttgart die ersten beiden Ränge.

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Nach dem Spiel in Leipzig sprach Freund in einer kleinen Medienrunde, an der auch unsere Redaktion teilnahm und Fragen stellte, über die Situation des FC Bayern München.

Herr Freund, wie fällt Ihr Fazit zum Spiel aus?

Christoph Freund: Zwiegespalten. Man kann sagen, dass es wild war. Wir haben die erste Hälfte hergeschenkt und lagen dadurch 0:2 im Rückstand. Das war aus meiner Sicht unnötig, weil wir eigentlich gut in das Spiel gestartet sind. Wir hatten durch Jamal (Musiala, Anm.d.Red.) früh im Spiel eine riesige Chance. Aber dann lagen wir durch eigene Fehler und fehlende Aggressivität zur Halbzeit hinten. In der zweiten Halbzeit haben wir eine gute Reaktion gezeigt. Es war ein spannendes Spiel, in dem es hin und her ging. Für die Zuschauer war das sehr attraktiv, für die Beteiligten aber ein bisschen zu wild.

Freund zum Eberl-Aus: "Etwas anderes kann ich nicht sagen"

Die taktischen Umstellungen in der Halbzeit, vor allem auch die Einwechslung von Raphael Guerreiro im Mittelfeld scheinen der Mannschaft geholfen zu haben, oder?

Ja, sicherlich hat das gefruchtet. Die Umstellungen waren entscheidend dafür, dass es überhaupt noch einmal so eng geworden ist. Wir haben uns einige Chancen herausgespielt und hatten auch mehr Kontrolle im Spiel. Aber das Problem in der ersten Halbzeit war nicht die taktische Ausrichtung, sondern die Art und Weise, wie wir die Bälle leicht verloren haben. Wir kamen nicht in die Zweikämpfe. Das erste Gegentor fiel zu einfach. Wir waren für ein solches Spitzenspiel nicht aggressiv genug.

RB Leipzig hat überraschend Max Eberl freigestellt, der in den Medien immer wieder als möglicher Sportvorstand des FC Bayern gehandelt wird. In diesem Fall wäre er Ihr Vorgesetzter. Was denken Sie darüber?

Gar nichts, das kommt in meiner Gedankenwelt überhaupt nicht vor. Ich bin hier zum FC Bayern gekommen, was mir riesigen Spaß macht. Das ist ein super Verein. Und es wird mir sicherlich auch zukünftig viel Spaß machen. Etwas anderes kann ich nicht sagen, weil das nicht mein Aufgabengebiet ist.

FC Bayern hat Tabellenführung verloren

Themawechsel: Der FC Bayern hat die Tabellenführung verloren. Bayer Leverkusen und der VfB Stuttgart stehen in der Tabelle vor Ihrer Mannschaft. Borussia Dortmund ist punktgleich mit dem FC Bayern, RB Leipzig nur einen Punkt dahinter. Erwarten Sie einen ausgeglichenen Meisterschaftskampf?

Ja, richtig, es ist spannend. Viele Mannschaften holen sehr viele Punkte und sind sehr konstant. Eine sehr, sehr spannende Saison steht uns bevor.

Schätzen Sie Bayer Leverkusen und RB Leipzig, gegen die Sie jeweils 2:2 gespielt haben, am stärksten ein?

Sicherlich sind beide Mannschaften richtig gut drauf und haben eine super Qualität im Kader, auch in der Breite. Wir haben auf dem Zettel, dass beide Mannschaften bis zum Schluss dabei sein werden. Davon bin ich überzeugt.

Sie haben eben kritisiert, dass Ihre Mannschaft sich zu einfache Gegentore eingefangen hat. Wie lässt sich dieses Problem beheben?

Es gibt immer wieder Phasen im Spiel, in denen wir die Kontrolle verlieren. Und dann gibt es wieder Phasen, in denen wir es richtig gut machen. Das zieht sich bereits seit ein paar Wochen so durch. Gegen Bochum (der FC Bayern gewann 7:0, Anm.d.Red.) haben wir es gut gemacht, aber ansonsten ist es immer so ein bisschen ein Auf und Ab. Wir arbeiten daran, dass die langen Phasen länger werden.

Lob für Leroy Sane

Leroy Sane spielt seit Saisonbeginn an auf sehr hohem Niveau, nachdem seine Leistungen in den vergangenen Jahren schwankend waren. Wie zuversichtlich sind Sie, dass er dauerhaft so gut funktionieren wird?

Ich glaube, dass er das diesmal durchziehen kann. Auch physisch ist er richtig gut, sodass er gut damit zurechtkommt, alle drei bis vier Tage zu spielen. Es macht richtig Spaß, ihm zuzusehen.

Was für ein Spiel erwarten Sie nun am Dienstagabend in der Champions League in Kopenhagen?

Das wird sicherlich ein anderes Spiel. Ich habe gehört, dass der Rasen dort sehr schlecht sein soll. Wir wollen das Spiel auf jeden Fall gewinnen und uns eine gute Ausgangssituation in der Gruppe schaffen.

Zur Person

  • Christoph Freund (Jahrgang 1977) ist seit September 2023 der Sportdirektor des FC Bayern München und somit für die Kaderplanung und Transfers zuständig. Zuvor hatte er selbiges Amt von 2015 bis 2023 beim österreichischen Top-Verein Red Bull Salzburg ausgeübt. Als Spieler ist Freund früher vorwiegend in der 2. Liga von Österreich aktiv gewesen.
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