Thomas Tuchel und der FC Bayern München scheinen keine Einheit zu sein. Ob sich Trainer und Mannschaft vor dem Champions-League-Rückspiel gegen Lazio Rom am Dienstagabend noch einmal zusammenraufen können? Die Experten Stefan Effenberg und Jonas Hummels haben Zweifel.

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Steht Thomas Tuchel ein Endspiel bevor? Nachdem bekannt gegeben wurde, dass der Trainer und der FC Bayern München am Ende der Saison getrennte Wege gehen, gibt es in den Medien Spekulationen um eine vorgezogene Trennung.

Ob es dazu kommen könnte, falls der FC Bayern am Dienstagabend (21 Uhr) im Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel gegen Lazio Rom ausscheidet? "Nicht von meiner Seite", antwortete Tuchel am Montag auf der Pressekonferenz. "Und für andere kann ich nicht sprechen. Ich weiß, was wir vereinbart haben. Das haben wir auch kommuniziert. Und es kann sich jeder sicher sein, dass es niemanden gibt, der morgen mehr Ehrgeiz hat als ich, das Spiel zu gewinnen."

Nachdem der FC Bayern das Hinspiel in Rom mit 0:1 verloren hat, befindet sich der deutsche Rekordmeister in einer schwierigen Ausgangssituation.

Tuchel hat mit Bayern in K.-o.-Spielen kaum Erfolg

Die Champions League ist für den FC Bayern der einzig verbleibende Wettbewerb mit einer realistischen Titelchance. Die deutsche Meisterschaft in der Bundesliga ist kaum noch zu verteidigen, weil der Rückstand auf den Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen zehn Punkte beträgt. Im DFB-Pokal ist die Mannschaft längst ausgeschieden, weil sie in der zweiten Runde am Drittligisten 1. FC Saarbrücken scheiterten.

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Insgesamt tut sich die Mannschaft in Entscheidungsspielen schwer. Unter Tuchel absolvierte der FC Bayern bislang sieben Spiele in der K.-o.-Phase eines Wettbewerbs – und zwar in der Champions League, dem DFB-Pokal und dem Supercup. Nur ein einziges Spiel davon gewann der FC Bayern. Dies war das Erstrunden-Pokalspiel Ende September gegen den Drittligisten Preußen Münster.

Hummels kritisiert Tuchel: "An der Seitenlinie trotzig"

Ohnehin lautet die Frage, ob Tuchel und die Mannschaft überhaupt noch eine Einheit sind. "Ich finde, seit der Bekanntgabe, dass er aufhört, wirkt er an der Seitenlinie einen Tick trotzig", stellte DAZN-Experte Jonas Hummels fest. "Beim Tor (gegen Freiburg, Anm. d. Red.) hat er sich als Einziger vom Trainerstab nicht gefreut. Alle sind aufgesprungen, er blieb sitzen, das war letzte Woche genauso. Als Spieler merkt man, wie der Trainer sich verhält. Das hat Einfluss."

Der Innenverteidiger Matthijs de Ligt drückte sich vorsichtig aus, als er auf die Situation des Trainers angesprochen wurde. "Zum Glück muss ich das nicht analysieren. Natürlich hat man die Spieler und den Trainer. Am Ende ist natürlich der Trainer verantwortlich. Daher haben sie (die Vereinsführung, Anm. d. Red.) gesagt, der Trainer geht weg", erklärte der Niederländer.

"Aber ich glaube, wir Spieler sind natürlich auch verantwortlich. Wenn der Trainer weggeht, weil sie sagen, er hat das nicht gut gemacht, dann haben auch wir Spieler das nicht gut gemacht. Wir sind nun zusammen in der Situation und müssen da rauskommen."

Auch wenn der Abwehrspieler die Gesamtsituation sachlich korrekt darstellt: Ein Plädoyer für den Trainer hätte sich wohl anders angehört.

Effenberg erklärt, was Hitzfeld und Heynckes besser gemacht haben

Der frühere Bayern-Spieler Steffen Effenberg kritisiert das Verhalten von Tuchel sehr offen und sagte im "Sport 1 Doppelpass": "Die Außendarstellung von Tuchel, wie er sich in der Pressekonferenz oder auch in den Spielen verhält, das kommt bei den Spielern nicht gut an. Ich glaube, als Trainer des FC Bayern musst du mit der Mannschaft und den Spielern, die ja perfekt geschult sind und eine extrem hohe Qualität haben, anders umgehen."

Besonders brisant sei, dass Tuchel die Mannschaft immer wieder öffentlich kritisiert: "Spreche das nach dem Spiel in der Kabine an, aber nicht vor laufenden Kameras und in den Pressekonferenzen. Das darfst du bei Bayern München nie machen. Das haben ein Ottmar Hitzfeld und ein Jupp Heynckes nie gemacht. Die haben das intern geklärt."

Laut Effenberg hat Tuchel eine völlig falsche Herangehensweise: "Du musst bei Bayern München das Vertrauen der Spieler gewinnen – durch deine Kommunikation, durch dein Reden. Wenn du das schaffst, und du hast die Spieler hinter dir, werden die mir dir durchs Feuer gehen. Das hat Tuchel in Dortmund (von 2015 bis 2017, Anm. d. Red.) nicht wirklich geschafft und bei Bayern in keiner Phase. Das ist das Hauptproblem."

Es ist kaum vorstellbar, dass sich das Problem vor dem Spiel gegen Rom beheben lässt.

Verwendete Quellen

  • Sport 1: Doppelpass (03.03.2024)
  • DAZN: SC Freiburg - Bayern München (01.03.2024)
  • Pressekonferenz des FC Bayern München
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