Der FC Bayern München und der VfL Wolfsburg gewinnen jeweils deutlich, offenbaren aber auch Schwächen. Eintracht Frankfurt hingegen überzeugt mit ungeahnten Qualitäten. Fünf Erkenntnisse zum 9. Spieltag der Bundesliga der Frauen.
Eintracht Frankfurt mit ungewohnter Stärke
Das Duell zwischen Eintracht Frankfurt und der TSG Hoffenheim wurde mit großer Vorfreude erwartet. Eng, mit offenem Visier und spannend – so die Prognosen. Doch es kam alles anders. Eintracht Frankfurt zeigte eine der besten Saisonleistungen. Vielleicht sogar eine der besten der letzten Jahre.
24:6 Abschlüsse, 3:1 nach Toren und 61 Prozent Ballbesitz, ein Wert, mit dem nicht zu rechnen war. Bei den vergangenen Aufeinandertreffen war dieser nämlich entweder ausgeglichen oder eher mit Vorteilen für Hoffenheim verteilt. Frankfurt zeigte auch deshalb gegen die stärksten Teams der Liga häufig gute Leistungen, weil es das Spiel dort nicht gestalten muss.
Genau das ist sonst nämlich eine Schwäche der SGE. In dieser Partie gegen Hoffenheim aber zeigten sie einen mit dem Ball ruhigen und strukturierten Auftritt, spielten die Ketten der TSG klug auseinander. Im Spielaufbau machte die Eintracht kaum Fehler, kam am Ende laut "Opta"-Daten auf eine Passquote von 81 Prozent. Ein rundum gelungener Auftritt, der die Frankfurterinnen auf den dritten Platz katapultiert. Spätestens jetzt ist der schwache Saisonstart nahezu egalisiert.
TSG Hoffenheim: Grundlegende Fragen stellen sich
Bei der TSG Hoffenheim ist es genau andersherum. Ein guter Saisonstart hat sich nun mit der 1:3-Niederlage in Frankfurt in Luft aufgelöst. Wurden zu Beginn der Spielzeit sich andeutende Probleme noch schöngeredet, zeigen jetzt auch die Ergebnisse einen besorgniserregenden Trend.
Es sind grundlegende Fragen, die sich bei der TSG stellen. Unter anderem jene nach dem eigenen Ballbesitzspiel. Unter Gabor Gallai hatte man sich in Hoffenheim strukturell vom Rest der Liga abheben können, eine Philosophie entwickelt, mit der Spiele regelmäßig kontrolliert werden konnten.
Stephan Lerch dreht diese Uhr wieder zurück. Hoffenheim hat Probleme gegen gut organisierte Defensivreihen und hofft darauf, dass ein gutes Umschaltspiel reicht. Gegen die SGE gab es kaum Ansätze, die Kontrolle an sich zu reißen. Die Passquote von nur 69 Prozent unterstreicht die Fehleranfälligkeit des Teams. Mit drei Punkten Rückstand auf Frankfurt ist noch nichts verloren. Doch die Entwicklung sollte zu denken geben.
Abstiegskampf: Ein 0:0 wie eine Niederlage
Im Tabellenkeller trafen RB Leipzig und der 1. FC Nürnberg aufeinander. In einem Duell mit wenigen Highlights stand am Ende ein leistungsgerechtes 0:0. Für die Nürnbergerinnen ist es der vierte Punkt in der laufenden Saison, für Leipzig der sechste.
Zufrieden dürften aber beide Teams nicht sein. Mit einem Sieg hätten sie jeweils Anschluss zum 1. FC Köln herstellen können, der nach der 1:4-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg mit zehn Punkten weiterhin auf dem neunten Platz steht. Viel wichtiger aber: Der Abstand auf den MSV Duisburg hätte deutlich wachsen können.
Duisburg verlor mit 0:2 gegen Werder Bremen, steht weiterhin bei zwei Zählern. Durch die Punkteteilung in Leipzig bliebt das rettende Ufer für den MSV in Sicht. Ein 0:0, das sich für die Beteiligten wie eine Niederlage anfühlen dürfte.
VfL Wolfsburg: Weiter fragil
Der 4:1-Sieg des VfL Wolfsburg in Köln liest sich auf dem Papier souverän. Doch die Höhe des Erfolgs täuscht darüber hinweg, dass es den Wölfinnen wieder nicht gelungen ist, ein Spiel gegen ein individuell unterlegenes Team kontrolliert und dominant zu gestalten.
Am Ende haben die Kölnerinnen nicht nur einen Abschluss mehr (12:11), sondern auch mehr Expected Goals (1,9:1,7) – ein Wert, der anhand der Chancenqualität schätzt, wie viele Tore erwartbar gewesen wären. Ein Knackpunkt in der Partie war der quasi mit Abpfiff der ersten Halbzeit verwandelte Elfmeter von Dominique Janssen zum 2:1 für den VfL.
Der zweite war das dritte Tor durch Vivien Endemann in der 53. Minute. Wolfsburgs größte Qualitäten bleiben die Effizienz und Abgeklärtheit in der gegnerischen Hälfte. Doch spätestens in der kommenden Rückrunde muss sich auch bei den Wölfinnen einiges ändern. Der Anspruch ist ein anderer.
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FC Bayern: Standard-Prozedur
Für den FC Bayern München war es ein im Kontext der vergangenen Partien ganz normaler Bundesliga-Abend. Man könnte auch sagen: "Standard". Denn beim 3:0-Sieg gegen Bayer 04 Leverkusen trafen die Münchnerinnen zweimal nach ruhenden Bällen. Eine Ecke, die Magdalena Eriksson zum 1:0 verwertete und ein Freistoß, den Giulia Gwinn direkt zum 2:0 verwandelte. Spätestens dann war die Partie entschieden. Jovana Damnjanovic legte noch das dritte Tor nach.
Standards sind in dieser Saison eine besondere Waffe der Bayern. Bereits zum vierten Mal fiel der Führungstreffer nach einem Standard. Dennoch ist es bezeichnend für die Bayern, dass es diese Situation auch unbedingt braucht. Denn so gut die Spielanlage bis zum Strafraum auch ist, so ausbaufähig sind die Entscheidungen im letzten Drittel.
Bayern kann Spiele kontrollieren und dominieren, sie jedoch nicht oft genug rechtzeitig zu machen. Die Kaltschnäuzigkeit, die den VfL Wolfsburg auszeichnet, fehlt den amtierenden Meisterinnen. Während dem VfL die Art und Weise abgeht, mit der die Bayern ihre Gegner oft unter Kontrolle halten.
Vermutlich hängen die Schwächen beider Teams auch damit zusammen, dass der Terminkalender für die Spielerinnen zuletzt sehr eng getaktet war. Deshalb scheint man sowohl in München als auch in Wolfsburg froh zu sein, wenn es bald in die Winterpause geht.
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