Über das Können von Mick Schumacher wird seit Jahren intensiv und kontrovers diskutiert. Nun hat Ex-Haas-Chefstratege Mike Caulfield den Deutschen auf Twitter für dessen Einstellung und Engagement gelobt. Und eine ehrliche Einschätzung abgegeben.

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Mick Schumacher hat in dieser Formel-1-Saison nicht viele Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen. Als Ersatzfahrer von Mercedes steht der Deutsche nur in der zweiten Reihe. Sein Ziel ist ein Stammplatz für 2024, noch gibt es aber nur Gerüchte, wo der 24-Jährige möglicherweise landen könnte.

Dafür trommelt immer wieder Mercedes-Teamchef Toto Wolff für Schumacher. "Ich glaube, wer auch immer ihn haben möchte, würde einen guten Fahrer bekommen", sagte Wolff, der selbst aber keinen Platz für Schumacher hat. George Russell hat einen gültigen Vertrag, und Lewis Hamilton soll seinen bald verlängern.

"Letztendlich müssen die anderen Teams selbst darüber entscheiden, welche Fahrer sie wollen. Ich kann auch den Teams, mit denen wir Verträge haben, nicht vorschreiben, dass sie unseren Ersatzfahrer nehmen müssen. Aber ich glaube, sie verpassen da was", sagte Wolff.

Doch die Situation ist kompliziert, was laut Wolff wohl auch an der vergangenen Saison liegt. "Ehrlich gesagt finde ich, dass er vergangenes Jahr verbrannt wurde", sagte Wolff. Bei Haas wurde Schumacher immer wieder von Teamchef Günther Steiner kritisiert, auch öffentlich. Doch nun gibt es aus dem Haas-Lager verbale Unterstützung.

Dickes Lob für Schumacher

"Er ist einer der besten Fahrer, mit denen ich je zusammengearbeitet habe, was die Einstellung und das Engagement angeht", schrieb der frühere Haas-Chefstratege Mike Caulfield auf Twitter. "Ich habe viele Leute sagen hören, dass er nur wegen seines Namens dabei ist, aber tatsächlich sind die Anforderungen wegen seines Namens viel höher. Ich hoffe, er bekommt irgendwann eine Chance in einem anständigen Auto."

Das hatte Schumacher in seinen beiden Jahren bei Haas nicht, er unterlag aber 2022 im Renn-Duell seinem Teamkollegen Kevin Magnussen, außerdem baute Schumacher ein paar teure Unfälle.

Caulfield weiß allerdings, wovon er spricht, er war von 2017 bis Ende 2021 bei Haas. Zuvor verbrachte er sechs Jahre als Rennstrategie-Ingenieur bei Mercedes und arbeitete dort mit Fahrern wie Lewis Hamilton und Nico Rosberg sowie mit Micks Vater Michael Schumacher zusammen. Er weiß also, wie Fahrer und wie auch mehrmalige Weltmeister ticken und kann Mick Schumachers Fähigkeiten einschätzen.

Auf Twitter entbrannte fortan eine Diskussion, die zeigt, wie kompliziert dieses Medium ist und wie kontrovers Mick Schumachers Können auch nach zwei Jahren als Stammfahrer in der Formel 1 immer noch gesehen wird. So verwies ein User auf Nico Hülkenbergs beeindruckende Form, vor allem im Qualifying, als Rechtfertigung für die Entscheidung von Haas, Schumacher vor der aktuellen Saison durch seinen erfahreneren Landsmann zu ersetzen.

Hülkenberg fährt ein ganz anderes Auto

"Sie wissen schon, dass das Auto, das Hülk in dieser Saison fährt, ein ganz anderes Auto ist als das, das Mick in der letzten Saison gefahren ist?", konterte Caulfield. Und betonte, dass ein Vergleich zwischen Schumacher und Hülkenberg hinkt. "Sie sind nie das gleiche Auto gefahren, also bin ich mir nicht sicher, wie man diesen Vergleich anstellen kann", sagte Caulfield. Er glaubt, da er Hülkenbergs Rennpace "ziemlich schockierend" findet, "dass Hülk besser im Qualifying wäre als Mick, aber Mick wäre in den Rennen besser".

Caulfield sah sich in einem regen Austausch damit konfrontiert, nach einem simplen Lob über die Einstellung und Arbeitsmoral Schumachers diesen plötzlich mit anderen Fahrern vergleichen zu müssen, auch mit den Top-Piloten der Branche, und dass der Sohn von Michael Schumacher vielleicht nicht das gleiche Talent habe wie die besten Fahrer der Formel 1. Caulfield hat sein Twitter-Profil inzwischen auf privat gestellt.

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"Gibt es Fahrer mit mehr Talent? Ja"

"Vielleicht ist er nicht gut genug für diesen Platz", meinte Caulfield auf die Top-Cockpits der Königsklasse bezogen. "Ich habe nie gesagt, dass ich denke, dass er mit den Besten mithalten kann. Ich habe nur kommentiert, was Toto gesagt hat und dass die Arbeit, die er macht, gut ist", stellte Caulfield klar.

"Gibt es Fahrer, die mehr Talent haben und schneller sind? Ja. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum er keinen Platz bei Mercedes, Ferrari oder Red Bull bekommt, bevor er sich nicht woanders bewiesen hat." Das will Schumacher 2024. Solange hat er nicht viele Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen.

Verwendete Quellen:

  • Medienrunden
  • Twitter-Profil von Mike Caulfield
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