Der FC Bayern München hat in der Winter-Transferperiode drei Neuzugänge verpflichtet. Zwei von ihnen waren nicht unbedingt die Wunschlösung. Können sie den deutschen Rekordmeister dennoch entscheidend verstärken?

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Christoph Freund hatte bereits vor der Winter-Transferperiode öffentlich gemacht, auf welchen Positionen Verstärkungen benötigt werden. Im Interview mit der "Sport Bild" erklärte der Sportdirektor des FC Bayern München damals, dass "auf den Positionen Innenverteidigung, Rechtsverteidiger oder Sechser" Alternativen gesucht werden.

Dies ist zumindest in zwei von drei Fällen gelungen. Für eine stolze Ablösesumme von 30 Millionen Euro wurde der 23-jährige Rechtsverteidiger Sacha Boey von Galatasaray Istanbul losgeeist. Der 30-jährige Innenverteidiger Eric Dier ist von Tottenham Hotspur ausgeliehen worden.

Ein Sechser bzw. defensiver Mittelfeldspieler wurde nicht mehr zwingend benötigt, weil sich das 19-jährige Eigengewächs Aleksandar Pavlovic in den Vordergrund spielte. In den letzten beiden Bundesligaspielen gegen den FC Augsburg und Borussia Mönchengladbach gelang ihm sogar jeweils ein Treffer.

Zaragoza soll den verletzten Coman ersetzen

Dafür aber wurde plötzlich ein neuer Flügelspieler benötigt, da Kingsley Coman aufgrund eines Innenbandrisses etwa bis Ende April ausfallen dürfte. Für dieses Problem fand Freund eine clevere Lösung. Der 22-jährige Bryan Zaragoza, der ohnehin im Sommer vom FC Granada nach München gekommen wäre, wurde bereits jetzt verpflichtet. Zu der vereinbarten Ablöse von ca. 13 Millionen Euro kamen dafür noch einmal rund vier Millionen Euro hinzu.

Freund ist mit der Transfer-Periode zufrieden: "Wir wollten uns in der Innenverteidigung und rechts hinten verstärken. Wir sind happy. Das mit Bryan war so nicht geplant, aber wir haben auf die Situation reagiert und konnten es vorziehen. Darum bin ich sehr happy. Ob alles erfolgreich war, werden wir in einigen Wochen und Monaten wissen. Ich bin positiv und froh, dass wir jetzt so aufgestellt sind."

Zahlte der FC Bayern 30 Millionen für eine "C-Lösung"?

Wie gut die Neuzugänge funktionieren, lässt sich tatsächlich noch nicht beurteilen. Allerdings gibt es viele Anzeichen dafür, dass der FC Bayern zumindest für die Positionen Rechtsverteidiger und Innenverteidiger nicht die Wunschlösungen umsetzen konnte.

In der Innenverteidigung galt laut Medienberichten Ronald Araujo vom FC Barcelona als Wunschspieler von Trainer Thomas Tuchel. Für die Position des Rechtsverteidigers hat der FC Bayern laut Christian Falk von der "Sport Bild" bereits mit Nordi Mukiele (Paris Saint-Germain) und Kieran Trippier (Newcastle United) verhandelt, ehe dann Boey als "C-Lösung" verpflichtet wurde.

Effenberg bewertet Transfer-Aktivitäten positiv

Der frühere Bayern-Spieler Stefan Effenberg bewertet die Transferaktivitäten des FC Bayern dennoch positiv. "Bei Dier kann man sehr froh sein, dass sie ihn geholt haben. Er hat schon ein paar Spiele souverän gespielt, ist nicht negativ aufgefallen. Und die anderen beiden sind junge Spieler. Zaragoza ist ein spanischer Nationalspieler, das darf man nicht vergessen. Da schlummert unfassbar viel Potenzial", sagte er im "Doppelpass" bei Sport1.

Wie gut Boey und Zaragoza funktionieren, könne man zwar erst in einigen Wochen beurteilen. Doch Effenberg glaubt: "Die werden eine Rolle spielen. Bei Boey bin ich mir ganz sicher, dass er die rechte Seite als Stammspieler bald begleiten wird. Und Zaragoza muss man ein paar Wochen bis zum Sommer geben, dann wird auch er eine Rolle spielen."

Dier ist bereits etabliert, Boey hat debütiert

Dier kam in den vergangenen drei Bundesligaspielen zum Einsatz, in den letzten beiden Partien stand er aufgrund der angespannten Personalsituation sogar in der Startelf. Zaragoza stieß erst am Donnerstag nach München und saß am Samstag gegen Gladbach auf der Ersatzbank. Eingesetzt wurde er noch nicht.

Boey gab in selbigem Spiel sein Bundesliga-Debüt. Er wurde nach 62 Minuten für seinen Positionskollegen Noussair Mazraoui eingewechselt. Freund war mit der Leistung des Franzosen zufrieden: "Man hat gesehen, dass er richtig Energie hat, dass er in die Zweikämpfe geht, dass er defensiv stark ist. Er hat jetzt drei-, viermal mittrainiert. Ich bin sehr froh, dass wir ihn haben."

Zaragoza war zuletzt nicht effektiv

Bei Zaragoza hingegen dürfte ein wenig Geduld erforderlich sein. Der nur 1,64 Meter große Spanier gilt zwar als technisch stark und ist im Dribbling teilweise kaum vom Ball zu trennen, hat allerdings noch Schwächen im Abschluss.

In Spanien spielte er für den FC Granada, der erst in der vergangenen Saison in die höchste Spielklasse aufgestiegen ist und derzeit auf einem Abstiegsplatz in La Liga rangiert. Zaragoza hat in 21 Liga-Spielen sechs Tore erzielt, allerdings gelang ihm nur noch ein einziger Treffer bei den vergangenen zwölf Einsätzen.

Tuchel will "dem Kader vertrauen"

Trainer Tuchel bleibt positiv gestimmt und sieht den Kader trotz des Verletzungspechs insgesamt ordentlich aufgestellt . "Ich glaube, dass wir in jedem einzelnen Spiel konkurrenzfähig sind. Ich glaube auch, dass wir das in einer verletzungsmäßig sehr komplizierten Hinrunde bewiesen haben – und jetzt eigentlich auch. In Augsburg haben acht Nationalspieler gefehlt", erinnerte er gegenüber Sky.

Tuchel habe daher "Grund, dem Kader zu vertrauen. Und das werden wir auch. Wir müssen immer an unser Limit gehen. Und für die internationalen Ansprüche brauchst du Tagesform, wir brauchen eine Konkurrenzsituation, Verletzte zurück und ein bisschen Spielglück."

Bereits die kommenden Spiele in der Bundesliga gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen (10. Februar) und das Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel gegen Lazio Rom (14. Februar) dürften richtungsweisend sein. Ob die Neuzugänge dabei eine Rolle spielen werden?

Verwendete Quellen:

  • Sport Bild (46/2023): Können Sie Abteilung Attacke, Herr Freund
  • Sport1 Doppelpass, 04.02.2023
  • Pressekonferenzen des FC Bayern München
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