• Die Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" ruft am Freitag zum globalen Klimastreik auf – auch in Deutschland.
  • Unterstützung erhält sie von der Gewerkschaft Verdi. In sechs Bundesländern werden viele Busse und Bahnen stehen bleiben.
  • Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang stellte sich hinter die Forderungen der Streikenden: Eine Verkehrswende sei genauso nötig wie eine bessere Bezahlung der Mitarbeiter im öffentlichen Nahverkehr.

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Deutschland steht am Freitag im Zeichen des Streiks – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Die Klimaschutz-Bewegung "Fridays for Future" ruft zum sogenannten globalen Klimastreik auf. Bundesweit sind mehr als 230 Aktionen in gut 40 Städten geplant. Unterstützung bekommen die überwiegend jungen Klimaschützerinnen und Klimaschützer von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi: Deren Mitglieder schließen sich den Demonstrationen vielerorts an. Mit dem gemeinsamen Aktionstag fordern Verdi und "Fridays for Future" mehr Geld für Erhalt und Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.

Vielerorts werden am Freitag in Deutschland Busse und Bahnen stehen bleiben. Verdi rief die Beschäftigten nämlich auch zu Warnstreiks in kommunalen ÖPNV-Betrieben auf. Betroffen sind Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen. Auch in München stehen Trams und U-Bahnen schon seit Donnerstag weitgehend still.

Ricarda Lang: "Verkehrsministerium muss endlich konkrete Vorschläge liefern"

Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang stellte sich hinter die Forderungen: "Heute streiken die Menschen für mehr Klimaschutz und für bessere Arbeitsbedingungen im öffentlichen Nahverkehr", sagte sie gegenüber unserer Redaktion. "Das geht Hand in Hand, denn die Verkehrswende ist zentral, um unsere Klimaschutzziele zu erreichen. Dafür muss das Verkehrsministerium jetzt endlich konkrete Vorschläge liefern, wie die Emissionen im Verkehrssektor gesenkt werden können."

Lang forderte weitere Investitionen in die Infrastruktur, aber auch in die Beschäftigten. "Denn auf ihnen lasten die Versäumnisse der letzten Jahre am meisten", so die Grünen-Politikerin. "Vor allem auf dem Land gibt es schon jetzt nicht mehr genug Busfahrer. Sie brauchen gute Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, zum Beispiel durch ein familienfreundliches Schichtsystem." Der Aufgabe müssten sich Bund, Länder und Kommunen gemeinsam annehmen.

Luisa Neubauer spricht von "Stillstandskoalition"

Die Grünen stehen unter dem Druck der eigenen Anhängerschaft: Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP wird beim Klimastreik am Freitag wohl im Mittelpunkt der Kritik stehen. "Viele Menschen haben sehr große Hoffnungen in diese sogenannte Fortschrittskoalition gesetzt. Doch sie wird immer mehr zu einer Stillstandskoalition", sagte Luisa Neubauer, bekannteste Vertreterin von "Fridays for Future", Anfang dieser Woche im Interview mit unserer Redaktion.

Neubauer stellte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur vor allem den Verkehrssektor heraus. "Verkehrsminister Volker Wissing boykottiert wissenschaftliche Erkenntnisse und setzt damit die Einhaltung der Klimaziele insgesamt aufs Spiel", sagte sie.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will den Autoverkehr in Deutschland nicht einschränken. Er setzt stattdessen auf die Förderung synthetischer Kraftstoffe und der Elektromobilität, um den Sektor klimaneutral zu machen.

"Fridays for Future" strebt gesellschaftliche Bündnisse an

Um die Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" war es in den zurückliegenden Jahren ruhiger geworden, weil große Aktionen während der Corona-Pandemie nicht möglich waren. Zuletzt hat das Thema Klimaschutz wieder mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommen – allerdings nicht zuletzt wegen der umstrittenen Aktionen der "Letzten Generation".

"Es ist eine große Bereicherung für dieses Land, dass wir mehr Klimaschutzbewegungen werden", sagte Neubauer dazu im Interview mit unserer Redaktion. Sie hat sich den Aktionen der "Letzten Generation" nicht angeschlossen, sich aber auch nicht davon distanziert. "Fridays for Future" will sich in Zukunft verstärkt auf die Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Akteuren konzentrieren. Man habe nun Zeit, sich mit "Kirchen, Gewerkschaften, dem Gesundheitswesen zusammenzutun", sagte sie.

Der gemeinsame Aktionstag mit Verdi könnte ein erster Vorgeschmack sein. "Wir brauchen einen gut ausgebauten und gut funktionierenden ÖPNV", teilte die stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende Christine Behle in dieser Woche mit. Die Menschen hätten ein Recht auf klimafreundliche, komfortable und bezahlbare Mobilität.

Verwendete Quellen:

  • Deutsche Presse-Agentur (dpa)
  • Pressemitteilung Verdi: Druck auf Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes notwendig - ver.di ruft zu ÖPNV-Warnstreiks in sechs Bundesländern auf – Gleichzeitig Globaler Klimastreik von Fridays for Future in zahlreichen Städten für eine Verkehrswende
  • Stellungnahme von Ricarda Lang (Grüne)
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