Bei dem russischen Doppelangriff auf ein Wohnviertel im ostukrainischen Pokrowsk kamen auch Rettungskräfte ums Leben. Sie waren nach dem ersten Angriff zu Hilfe geeilt. Selenskyj wirft Russland daher eine gezielte Attacke vor. Der Tag im Überblick.

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Nach einem russischen Raketenangriff auf die Stadt Pokrowsk im Osten der Ukraine ist die Zahl der Opfer gestiegen. Stand Dienstagabend kamen dabei mindestens neun Menschen ums Leben, mehr als 80 weitere wurden verletzt. Auch Sicherheits- und Rettungskräfte, die nach der ersten Attacke zu Hilfe geeilt waren, sind demnach unter den Opfern des Doppelangriffs.

Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland einen gezielten Angriff auf Rettungskräfte vorgeworfen. "Es war eine bewusste Entscheidung der Terroristen, möglichst viel Schmerz und Schaden anzurichten", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft auf seinem Telegram-Kanal am Dienstag. Nach Angaben örtlicher Behörden waren am Montagabend im Abstand von 40 Minuten zwei Iskander-Raketen in der Innenstadt eingeschlagen.

Selenskyj kündigte für den 23. August das diesjährige Treffen der Internationalen Krim-Plattform an. Die Plattform war 2021 vom ukrainischen Außenministerium ins Leben gerufen worden, um die Einverleibung der Schwarzmeer-Halbinsel durch Russland nach Möglichkeit auf diplomatischem Weg rückgängig zu machen. Die Aktion wird von weit über 40 Staaten unterstützt, zudem sind auch Nato, EU und die G7-Staaten beteiligt.

Bei dem Angriff auf Pokrowsk wurden laut dem Chef der Militärverwaltung des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, ein Dutzend Hochhäuser sowie ein Hotel, Apotheken, Geschäfte und Cafés beschädigt.

Die UN-Koordinatorin in der Ukraine, Denise Brown, verurteilte den russischen Angriff ebenfalls scharf und sprach von einer Verletzung des Völkerrechts, die gegen jegliche Grundsätze der Menschlichkeit verstoße. "Es ergänzt die sehr lange Liste der Angriffe in der Ukraine, darunter viele in den letzten Tagen, die untersucht werden müssen, da sie gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen", erklärte Brown. Der Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell, Peter Stano, schrieb auf Twitter, der Angriff unterstreiche den "kriminellen Charakter der russischen Aggression".

Ein Sprecher der ukrainischen Zivilschutzbehörde sagte am Dienstag bei einer Pressekonferenz, seit Beginn des Krieges im Februar 2022 seien durch russischen Beschuss während Aufräum- und Rettungsarbeiten nach Angriffen mindestens 78 Mitarbeiter des Zivilschutzes ums Leben gekommen. Mindestens 280 weitere seien dabei verletzt worden. Er wies darauf hin, dass Rettungskräfte bei ihrer Arbeit durch internationale Konventionen geschützt seien.

London: Kreml stützt Macht zunehmend auf Nationalgarde

Präsident Wladimir Putin hat nach Angaben aus London jüngst ein Gesetz unterzeichnet, dass die Truppe, die dem Kremlchef direkt unterstellt ist, mit schwerem Kampfgerät ausgestattet werden darf. Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums vom Dienstag stützt der Kreml mit dem Gesetz zur Aufrüstung seine Macht zunehmend auf die Nationalgarde (Rosgwardija). "Der Schritt deutet darauf hin, dass der Kreml die Ausrüstung der Rosgwardija als eine der Schlüsselorganisationen zur Gewährleistung der Sicherheit des Regimes verstärkt."

Nach der Meuterei der Wagner-Privatarmee von Jewgeni Prigoschin im Juni hatte Rosgwardija-Chef Viktor Solotow, ein Vertrauter von Putin, Panzer und schwere Waffen mit großer Reichweite gefordert.

US-Institut sieht Unzufriedenheit Chinas mit Russland

Nach dem Ukraine-Treffen in Saudi-Arabien sehen US-Experten eine Unzufriedenheit Chinas mit dem russischen Angriffskrieg. Nach der Teilnahme Chinas an den Gesprächen in Dschidda am Wochenende stellt das US-Institut für Kriegsstudien ISW fest, dass das Verhältnis zwischen Peking und Moskau anders als vom Kreml gewünscht keine Partnerschaft ohne Grenzen sei. Wie schon in früheren Einschätzungen sei es so, dass China mit Russland in der Frage der Ukraine nicht auf einer Linie sei, hieß es in der am Montag (Ortszeit) in Washington veröffentlichten Analyse.

Bei dem Treffen am Wochenende hatten ranghohe Vertreter von etwa 40 Staaten über einen Friedensplan für das Land gesprochen. Russland war nicht eingeladen. Dabei ging es vor allem um die vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vorgelegte "Friedensformel" aus zehn Punkten, die auch einen Abzug russischer Truppen aus der Ukraine vor Beginn von Verhandlungen festlegt. Auch andere Staaten - wie etwa China - hatten eigene Friedenspläne vorgeschlagen.

Neue britische Sanktionen gegen Russland

Großbritannien kündigte unterdessen neue Sanktionen gegen Einzelpersonen und Unternehmen in mehreren Ländern an, die Russland beim Erwerb von Militärtechnik helfen. "Die heutigen bahnbrechenden Sanktionen werden Russlands Waffenarsenal weiter schwächen und die Lieferketten schließen, mit denen die schwächelnde Rüstungsindustrie von (Kremlchef Wladimir) Putin gestützt wird", sagte der britische Außenminister James Cleverly am Dienstag. "Es gibt keinen Ort, an dem sich diejenigen verstecken können, die die russischen Militärmaschinerie am Leben halten."

Betroffen sind unter anderem zwei Firmen in der Türkei und eine in Dubai sowie drei russische Unternehmen aus der Elektronikbranche. Zudem geht London gegen mehrere Personen und Organisationen aus dem Iran vor, die an der Forschung, Entwicklung und Produktion von Drohnen für die iranischen Revolutionsgarden beteiligt sind, sowie gegen Organisationen in Belarus, die Militärtechnologie herstellen. (dpa/cgo)

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