Bei Maischberger war am Dienstagabend eine ehemalige Hamas-Geisel zu Gast, die von den Qualen in den Händen der Terroristen berichtete. Außerdem im Studio: Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, die heftige Seitenhiebe gegen Kanzler Scholz verteilte und an einer Stelle der Sendung ziemlich wütend wurde. Anlass für ihren Wutausbruch: ein Video über die DDR.
Kurz nach dem Rücktritt von Kevin Kühnert als SPD-Generalsekretär hat die SPD die Personalfrage bereits geklärt:
Das ist das Thema bei "Maischberger"
"Was bedeutet der Rücktritt von
Das sind die Gäste
Manuela Schwesig (SPD): "Die SPD hat viele Jahre durch parteiinternen Streit Vertrauen in der Bevölkerung verloren.Olaf Scholz ist der amtierende Bundeskanzler und ich gehe fest davon aus, dass er auch der Kanzlerkandidat sein wird. Damit die SPD wiederholt die Bundestagswahl gewinnt, muss sich aber auch etwas verändern", sagte Schwesig. Der Kanzler müsse stärker das deutlich machen, wofür er stehe und dies der Bevölkerung sagen. "Es ist jetzt die Zeit gekommen, dass Olaf Scholz stärker vorangeht und zu den großen gesellschaftlichen Themen sagt, wie er sich das vorstellt", forderte sie.- Aviva Siegel: Die befreite Hamas-Geisel berichtete: "Ich hatte Todesangst. Wir mussten um Wasser flehen. An einem Tag dachte ich, ich werde bald in Ohnmacht fallen. Die Terroristen haben Wasser vor unseren Augen getrunken, aber uns nichts gegeben." Sie sei die ganze Zeit bedroht worden, dass man sie töten werde und habe ihr gesagt, dass Israel nicht mehr existiere.
- Sophie von der Tann: Die ARD-Korrespondentin in Tel Aviv sagte: "Vieles deutet darauf hin, dass die Geiselbefreiung nicht die Priorität für die Netanjahu-Regierung ist." Sie wolle den Krieg weiterführen. Der Gazastreifen sei großflächig zerstört. "Da gibt es keine Lebensgrundlage mehr, über Wiederaufbau spricht im Prinzip niemand mehr", so von der Tann. Für viele in Gaza sei die Situation absolut hoffnungslos.
- Werner Sonne: "Diese Regierung wird versuchen durchzuhalten. Was hätte sie denn zu gewinnen?", fragte der Journalist. Bei er FDP seien "hysterische Profilierungsversuche" zu beobachten. Es komme bei der Bevölkerung nicht gut an, dass der Sozialstaat immer weiter Geld ausgebe. Die 1000-Euro-Prämie für Langzeitarbeitslose sei ein "totgeborenes Kind".
- Kerstin Palzer: "Miersch kommt auch aus dem linken Flügel. Man könnte im ersten Moment sagen, das unterstützt jetzt
Saskia Esken – vielleicht aber auchLars Klingbeil . Denn Miersch ist jetzt Klingbeil wahnsinnig dankbar, dass er ihn in diese Position gebracht hat und Klingbeil möchte in der SPD ja auch noch was werden", meinte die Journalistin aus dem ARD-Hauptstadtstudio. Pistorius sei damit eher aus dem Rennen, denn er sei ansonsten der dritte Niedersachse. - Christoph Schwennicke: "Ich habe keine Koalition erlebt, die so innerlich zerrüttet war und von so wenig wechselndem Vertrauen bestimmt war wie diese", sagte der Politikchef von "T-Online". Niemand sei so von sich überzeugt wie Olaf Scholz. "Das ist irgendwas zwischen beeindruckend und gespenstisch", so Schwennicke.
Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"
Maischberger wollte von Schwesig wissen, ob sie es verstehen könne, dass derzeit viele eine Wehmut gegenüber der DDR hätten. "Nein und Ja", sagte Schwesig. Der Großteil wisse, dass es gut sei, dass es eine Demokratie mit Presse-, Meinungs- und Reisefreiheit gebe. "Aber viele haben auch erlebt, dass die Wende sehr hart war", so Schwesig. Die Sorge, das hart Erarbeitete könnte wieder verloren gehen, sei im Osten stärker ausgeprägt.
Maischberger zeigte daraufhin ein Video des ehemaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz. Zum 75. Jahrestag der DDR-Gründung hatte er gesagt: "Es gibt viele Gründe, die DDR zu mögen. Die DDR hat niemals Krieg geführt, sie war der deutsche Friedensstaat."
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Schwesig reagierte empört: "Sie wollen jetzt wirklich, dass ich auf Egon Krenz antworte?" Man dürfe die DDR nicht verharmlosen. "Es wäre wirtschaftlich alles nicht so schwer gewesen, wenn nicht solche Leute wie Herr Krenz zugeguckt hätten, wie die ganze Wirtschaft marode wurde. Das regt mich gerade tierisch auf!"
Das ist das Rede-Duell des Abends
Journalist Sonne kommentierte den Auftritt von Manuela Schwesig. "Ich habe hier eine politische Ohrfeige für den amtierenden Bundeskanzler gehört. Ich fand das ziemlich heftig, was wir da gerade von dieser führenden Sozialdemokratin gehört haben." Was sie über den Bundeskanzler und seine Defizite gesagt habe, habe er in dieser Klarheit noch nicht gehört.
Schwennicke sah es nicht in derselben Dramaturgie: "Die Defizite des Olaf Scholz, was Politikerklären und Führung anbelangt, sind von anderen schon angesprochen. Es ist kein Unikat, was von Frau Schwesig gesagt wurde." Palzer ergänzte: "Es gab noch nie einen Kanzler, der so schlechte Umfragewerte hatte."
So hat sich Sandra Maischberger geschlagen
Maischberger gelang es nicht wirklich, in der Sendung Schlagabtausch herzustellen. Für eine Diskussionsrunde war das ein bisschen zu viel Konsens. Das lag vermutlich daran, dass viele Fragen ausgelutscht waren. "Droht im Nahen Osten ein Flächenbrand?" oder "Wird Olaf Scholz Kanzlerkandidat?" hat man nun wirklich schon mehr als einmal gehört.
Spannend war aber beispielsweise diese Personalfrage: "Ist die SPD an der Parteispitze richtig aufgestellt? Oder gibt es jemanden, der den Job besser machen kann als Frau Esken?"
Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"
Die Runde war sich einig: Der Rückzug von Kevin Kühnert ist ein Symbol der allgemeinen Ermüdung der Ampel-Koalition. Die befinde sich derzeit in einer "Endzeitstimmung". Als Zerreißprobe machte die Runde den Haushalt aus – wenn man den nicht durchbekomme, werde die FDP wohl aussteigen. Gleichzeitig beobachteten die Studiogäste, wie Robert Habeck seine Partei auf eine Schwarz-Grüne Zukunft ausrichtet.
Verwendete Quellen
- ARD: Sendung "maischberger" vom 08.10.2024
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